Ammersbek. Verkauf des ehemaligen kirchlichen Bildungszentrums ist noch immer nicht besiegelt. NGD-Gruppe äußert sich nur spärlich zu ihren Plänen.

In Ammersbek nimmt das Rätselraten um das Haus am Schüberg kein Ende. Von den Zukunftsplänen für das einstige Tagungshaus wurde bislang nichts umgesetzt. Nachdem der Kirchenkreis Hamburg-Ost Ende Juni 2021 das kirchliche Bildungszentrum geschlossen hatte, fragten sich viele, wie es mit der Immobilie und dem weitläufigen Areal weitergehen würde. Das öffentliche Interesse an dem früheren Vorzeigeobjekt, unter dessen Dach das Kunst- sowie das Umwelthaus angesiedelt waren, war groß – und ist es drei Jahre später noch.

Wenige Monate nach der Schließung tauchte das Tagungshaus plötzlich auf einem Immobilienportal auf. Ein Makler hatte es zum Mindestgebot von zwei Millionen Euro inseriert. Der Erwerb war an Bedingungen geknüpft. Potenzielle Käufer sollten außer der Angebotsabgabe ein Nutzungskonzept einreichen. Die Vergabekriterien machte die Kirche nicht transparent. In dem Verkaufsinserat war die Rede von einer „Zweckbindung für den Gemeinbedarf mit der Zuordnung kirchliche und soziale Zwecke“.

Haus am Schüberg in Ammersbek steht seit drei Jahren leer

Im März 2022 verkündete die Kirche, dass der Leerstand bald beendet sein würde. In der Pressemitteilung hieß es dazu, dass „in der Trägerschaft der Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie (NGD-Gruppe) kurzfristig eine Flüchtlingsunterkunft für aus der Ukraine geflüchtete Menschen mit Assistenzbedarf eingerichtet“ würde.

Der damalige Propst Matthias Bohl betonte: „Es war uns wichtig, schnell zu handeln.“ Dass die Kooperation mit der in Rendsburg ansässigen NGD-Gruppe so zügig zustande gekommen sei, habe damit zu tun, dass diese „vorbehaltlich einer noch ausstehenden Genehmigung auch Käuferin des Gebäudes sein wird“. Einen Termin für die Vertragsunterzeichnung stehe zwar noch nicht fest. „Aber nahezu alle Voraussetzungen dafür wurden bereits geschaffen.“ Bis es soweit sei, solle das bisherige Tagungshaus sinnstiftend genutzt werden.

Von den bisherigen Plänen wurde nichts in die Tat umgesetzt

Von einer Beendigung des Leerstands und einer sinnstiftenden Nutzung kann allerdings nicht die Rede sein. Von den vollmundigen Ankündigungen wurde so gut wie nichts umgesetzt. Kein einziger Mensch mit Assistenzbedarf ist seitdem in das verlassene Haus eingezogen, wie Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén bestätigt. „Wir konnten es nicht als Unterkunft für Geflüchtete nutzen, weil das nur für eine befristete Zeit möglich gewesen wäre und es unklar war, wie es überhaupt weitergeht.“

Blick von der Einfahrt her: Der Parkplatz ist leer, kein Mensch ist zu sehen. Das früher so belebte Areal liegt völlig verlassen da.
Blick von der Einfahrt her: Der Parkplatz ist leer, kein Mensch ist zu sehen. Das früher so belebte Areal liegt völlig verlassen da. © HA | Privat

So blieb das Haus verwaist. Ammersbek schloss einen Unternutzungsvertrag mit der NGD-Gruppe ab. Dieser ermöglichte es der Gemeinde, dem Freundeskreis für Geflüchtete dort stundenweise Räume für ein Begegnungscafé und Deutschunterricht zur Verfügung zu stellen. „Bis Mitte 2023 gab es dort auch eine Kinder-Spielgruppe“, berichtet Bürgermeister Ansén. Im Gegenzug habe die Gemeinde die Kosten der Bewirtschaftung übernommen. Sie war außerdem für die Reinigung der sanitären Anlagen zuständig.

Unternutzungsvertrag der Gemeinde wurde nicht verlängert

Erst auf mehrmalige Nachfragen unserer Redaktion äußerte sich NGD-Sprecherin Kerstin Strathmann im März desselben Jahres mit einem einzigen Satz zu den Plänen für das Haus am Schüberg: „Zukünftig soll hier eine besondere Wohnform für Menschen mit erhöhtem Assistenzbedarf entstehen.“ Das war nichts Neues: Darüber hatte das Abendblatt schon ein Jahr zuvor berichtet. Konkreter wurde Strathmann nicht. Bis zur Umsetzung dieser Pläne habe die Gemeinde Ammersbek mit einem Unternutzungsvertrag die Belegung übernommen, so die Sprecherin weiter. Der Kauf des Tagungshauses sei „noch nicht final abgeschlossen“. Die Frage, was dazu geführt habe, dass der Kauf noch nicht in trockenen Tüchern sei, ließ sie unbeantwortet.

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Der Vertrag mit der Gemeinde ist Ende 2023 ausgelaufen. Seitdem werden die Räume nicht einmal mehr temporär genutzt. Dass ein Leerstand – noch dazu über mehrere Jahre – sich nicht gerade günstig auf den Zustand der Gebäudesubstanz auswirkt, dürfte als bekannt vorausgesetzt werden. Womit unweigerlich die Frage aufkommt, warum jemand bereit sein sollte, ein solches Risiko einzugehen.

Presseanfragen werden oftmals nur lückenhaft beantwortet

Eine aktuelle Anfrage unserer Redaktion zum derzeitigen Stand des Projekts beantworten die jeweiligen Sprecher schriftlich. Informationen, die besagen, dass die NGD-Gruppe von dem Vorhaben Abstand genommen haben soll, kann Kirchenkreis-Sprecher Remmer Koch „so nicht bestätigen“. Und Kerstin Strathmann teilt mit: „Der Kauf des Tagungshauses ist weiterhin noch nicht final abgeschlossen. Meine Antwort vom 13. März 2023 hat daher nach wie vor Bestand und beantwortet Ihre Fragen.“ Diese Aussage ist aus zweierlei Gründen kurios: Dass Strathmann auf ein Statement verweist, das sie bereits vor zwölf Monaten abgegeben hat, zeigt, dass sich seither nichts getan hat. Zu der Frage „Wie stellen Sie sicher, dass sich der Zustand des Gebäudes und Grundstücks in der Zwischenzeit nicht verschlechtern?“ hüllt sich die Sprecherin in Schweigen.

Klare Kommunikation geht anders. Das gilt sowohl für die NGD als auch den Kirchenkreis. Zu einigen Punkten gibt es konkrete Informationen, dann wieder bleiben die Antworten im Ungefähren oder Fragen werden einfach übergangen. Oder es wird darauf verwiesen, dass die Antwort bereits von der anderen Seite erfolgt sei, was jedoch nicht immer zutrifft. Sind die Zuständigkeiten nicht klar geregelt? Warum gibt es nach zwei Jahren noch immer keinen Vertrag? Warum schreitet das Vorhaben nicht voran? Und welches Licht wirft dieses Art des Vorgehens auf das Projekt?

Kunsthaus-Leiter arbeitet auf Grundstück neben Haus am Schüberg

Während der Umzug des Umwelthauses auf das Gelände der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Volksdorf am Rockenhof schnell beschlossene Sache war, arbeitet der Leiter des Kunsthauses Axel Richter derzeit in einem Gebäude auf dem benachbarten Grundstück des Hauses am Schüberg. Gibt es einen neuen Standort? Wieder eine Frage, die nicht beantwortet wird.

Im März des Vorjahres hatte Remmer Koch angekündigt: „Wir sind optimistisch, in den kommenden Monaten vor den Sommerferien dieses Jahres mit dem inhaltlichen Konzept und ersten Angeboten für dieses Jahr in die Öffentlichkeit gehen zu können.“ Dass Ankündigungen nicht zeitnah umgesetzt werden können, mag vielerlei Gründe haben. In jedem Fall wäre eine offene Kommunikation wünschenswert. Anderenfalls ergibt sich viel Raum für Spekulationen.

Für den Ammersbeker Pastor Ralf Weisswange zählt hingegen nur eines: „Dass wir weiterhin wie früher an Himmelfahrt eine Pilgerreise zum Haus am Schüberg machen können.“ Das zumindest dürfte ein Projekt sein, dass sich leicht in die Tat umsetzen lässt.