Ammersbek. Ende Juni schließt die Kirchliche Bildungseinrichtung in Ammersbek Jetzt sollen Kriterien für den Verkauf erarbeitet werden.

Die Entscheidung ist unwiderruflich gefallen: Das Haus am Schüberg in Ammersbek schließt Ende Juni seine Türen. Damit geht eine Ära zu Ende, in der diese besondere kirchliche Bildungseinrichtung mit Seminar- und Tagungsbetrieb, Umwelt- und KunstHaus sowie Skulpturenpark eine Wirkung weit über den Kreis hinaus entfaltet hat. Träger der Anlage ist der Kirchenkreis Hamburg-Ost, der sich aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus von dem idyllisch gelegenen Begegnungsort trennen will. Der Betrieb sei nicht mehr rentabel, heißt es. Das mehr als drei Hektar große Areal soll verkauft werden.

Bitter für Mitarbeiter, Künstler, Besucher und Freunde dieser Institution mit Modellcharakter, die über so viele Jahre Begriffe wie Spiritualität, Dialog, Kunst, Umweltschutz und Nachhaltigkeit mit Leben gefüllt und zu einem großen Ganzen zusammengefügt hat.

Schließung ist ein Verlust für den Ort und die Menschen

Holger Möller ist Vorsitzender des Fördervereins des KunstHauses. Er sagt: „Die Schließung ist ein Verlust für den Ort und die Menschen.“ Unter den Vereinsmitgliedern herrsche Betroffenheit, aber auch Resignation. „Einige haben die Entscheidung so hingenommen“, sagt er. Eine größere Austrittswelle habe es wider Erwarten nicht gegeben. „Wir unterstützen als Förderverein das KunstHaus bei bestimmten Projekten finanziell“, erläutert er. Die Mitglieder hätten teilweise auch die Pflege der Objekte und des Skulpturenparks übernommen.

Die Kirche habe kein richtiges Konzept für das Haus gehabt

Doch so ganz überraschend kam die Entwicklung wohl nicht. „Ich hatte schon den Eindruck, so ein richtiges Konzept für das Haus hatte die Kirche nun auch nicht. Es waren zunehmend Externe, die das gebucht haben.“ Das Thema Schließung sei immer mal wieder aufgeflammt. Möller: „Das schwebte wie ein Damoklesschwert darüber.“

Wie es weitergeht, kann Möller nur vermuten: „Es ist alles ein bisschen vage. Es soll eine Ausschreibung und einen Kriterienkatalog geben.“ Kirchenkreis-Pressesprecher Remmer Koch sagt: „Der Beschluss, dass das Tagungshaus seinen Betrieb einstellt, wurde erst Ende März gefasst. Jetzt müssen die Kriterien entwickelt werden, wie man damit auf den freien Markt geht.“ Das sei Aufgabe einer Gruppe von Menschen, „die sich Gedanken um eine sinnvolle Nachnutzung und deren Machbarkeit machen“. Sie werde demnächst ihre Arbeit aufnehmen. „Da sagt man auch nicht, in vier Wochen können Verträge gemacht werden, man kann sich keine zeitlichen Vorgaben setzten.“ Immerhin handele es sich um eine besondere Anlage. Auf die Frage, welche Summe der Kirchenkreis durch den Verkauf zu erzielen hofft, erwidert Koch: „Es gibt keine Summe, die ich nennen kann.“

Das KunstHaus hingegen schließe perspektivisch nicht, sondern laufe weiter. Koch: „Parallel wird dafür nach einem neuen Standort gesucht.“ Er gehe zwar davon aus, dass dieser auf dem Gebiet des Kirchenkreises liegen werde, die gesuchte Immobilie müsse aber nicht dessen Eigentum sein.

Künstlerischer Leiter sieht für das KunstHaus auch eine Chance

Axel Richter ist der künstlerische Leiter des KunstHauses. Er bezeichnet die Schließung des ganzen Hauses zwar als Katastrophe, sagt aber auch: „Es ist, wie es ist.“ Der Ort verschwinde, aber: „Ich habe das KunstHaus immer so verstanden wie ein mobiles temporäres Projekt.“ Dieses sei jetzt 21 Jahre alt. „In der guten alten Zeit hätte man gesagt, es ist jetzt volljährig und geht in die Welt hinaus.“ Diese Wandlung sei ein Geschenk, das er produktiv gestalten wolle. „Das KunstHaus ist nicht statisch, es wird sich etwas ergeben und erneuern, das kann eine Chance sein“, gibt sich der Leiter optimistisch. Und überhaupt: Das KunstHaus, das sei er selbst.

Der Vereinsvorsitzende Holger Möller teilt diese Einschätzung, er sagt: „Wenn man Kunst und Kunstförderung machen wollte, war Axel Richter allein auf weiter Flur.“ Er fände es traurig, „wenn das alles abgeräumt werden muss, weil es der nächste nicht haben will“. Und dann klingt ein bisschen Wehmut mit, als er sagt: „Es ist einfach ein so schöner Ort, um Kunst leibhaftig zu erleben – und am Sonntagnachmittag gab’s sogar noch Kuchen dazu.“

Für Kunst- und UmweltHaus wird neuer Standort gesucht

Silvia Schmidt ist als Leiterin des Bereichs Bildung im Kirchenkreis Hamburg-Ost für die Bildungseinrichtungen Kunst- und UmweltHaus verantwortlich. Sie sagt: „Unser Fokus liegt jetzt darauf, die Schließung des Tagungshauses verantwortlich zu Ende zu bringen.“ Danach widme man sich zeitlich weniger dringenden Prozessen. Wie dem der künftigen Ausrichtung. „Wir müssen zuerst überlegen, welche inhaltliche Perspektive wir weitergehen wollen.“

Schmidt geht davon aus, dass es einfacher ist, einen neuen Standort für das UmweltHaus zu finden als für das KunstHaus. Das Kunsthaus an sich sei mittlerweile international vernetzt und dessen künstlerischer Leiter an ganz anderen Schnittstellen tätig. „Da ist bereits eine Dynamik sichtbar, das hat Axel Richter schon vor zwei, drei Jahren angestoßen.“ Wer ihn kenne, wisse, dass er jemand sei, „der in einer ständigen Bewegung ist“. Die Projekte, die er vielfach im öffentlichen Raum mache, seien grandios und hätten eine hohe Dynamik. „Axel Richter hat mittlerweile einen Ruf und wird viel in der Nordkirche angefragt.“

Doch was passiert mit dem Förderverein, wenn Richter sich weiter nach außen orientiert? „Mein Anliegen ist es schon, die Kunst in Stormarn zu fördern“, stellt Holger Möller klar. Sollte der neue Standort nicht im Kreis liegen, „steht es in den Sternen, ob die Mitglieder alles noch so mittragen“.

Wer das Haus am Schübergnoch einmal besuchen will, hat dazu von Mo 7.6. bis Sa 12.6. Gelegenheit. Infos: www.haus-am-

schueberg.de