Ahrensburg. Die Influencerin macht bei der Ausbildungsmesse der Berufsschule Ahrensburg Lust aufs Handwerk. Mit dabei: Rund 70 Betriebe.

Die Berufliche Schule Ahrensburg (BSA) hat erstmals zu einer Ausbildungsmesse in ihre Räume an der Hermann-Löns-Straße eingeladen. Mehr als 70 Betriebe waren vertreten, um Schülern der Jahrgangsstufen 8 bis 10 ihr Ausbildungsangebot zu präsentieren. Ebenfalls dabei: Handwerks-Influencerin Sandra Hunke.

Die 31-Jährige aus der Nähe von Paderborn ist nicht nur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik, sondern auch Model. Auf Tiktok und Instagram teilt Hunke mit ihren mehr als 600.000 Followern kurze Filmsequenzen aus ihrem Arbeitsalltag und möchte damit junge Menschen für das Handwerk begeistern.

Tiktok-Star erklärt: So gelingt die Nachwuchsgewinnung im Handwerk

BSA-Schulleiter Johannes Kahlke hat die 31-Jährige zur Messe nach Ahrensburg eingeladen. „Mit langen Texten und Gesprächen holt man die Jugendlichen nicht mehr ab“, sagt er. „Deshalb gehen wir auf die Kanäle, die von ihnen im Alltag genutzt werden.“ Für Sandra Hunke ist der Besuch in Ahrensburg eine Herzensangelegenheit.

„Das Image des Handwerks hat leider in den vergangenen Jahren gelitten, das Berufsbild ist etwas angestaubt“, sagt sie. „Das möchte ich mit meinen Inhalten ändern.“ In ihren Videos zeigt Hunke sich beim Einbau einer Dusche oder wie sie eine Fliesenwand herausbricht. „Wenn mein Mann sich im Badezimmer einschließt. Und ich habe noch gesagt, leg dich nicht mit Handwerkern an“, kommentiert sie dazu.

Sandra Hunke ist es wichtig, mehr Frauen für Handwerksberufe zu begeistern

2012 hat Hunke ihre Lehre zur Anlagenmechanikerin abgeschlossen. Vom Modeln könne sie gut leben, aber ihren Hauptberuf als Handwerkerin wolle sie nicht aufgeben, sagt sie. Zurzeit hat sie eine Halbtagsstelle, ist die eine Hälfte der Zeit auf dem Bau und die andere auf dem Laufsteg. Nach Feierabend bereitet sie die Videoschnipsel für ihre Social-Media-Accounts auf und beantwortet Chatnachrichten. „Ich liebe das, was ich mache, und das zeige ich auch“, sagt die 31-Jährige.

Hunke ist es vor allem wichtig, mehr Frauen für das Handwerk zu gewinnen. „Ich möchte, dass wir da hin kommen, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, dass ich nicht eingeladen werde, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich eine gute Installateurin bin“, sagt sie.

Besuch bei der Ausbildungsmesse der Beruflichen Schule Ahrensburg: Schulleiter Johannes Kahlke (v. l.), Sebastian Grothkopp (IHK Lübeck), Kiara König (Auszubildende zur Anlagenmechanikerin), Stormarns Landrat Henning Görtz, Kreispräsident Hans-Werner Harmuth, Kathleen Wieczorek (Agentur für Arbeit), Cornelius Runge (Auszubildender zum Zimmermann), Marcus Krause (Kreishandwerkerschaft), Stephan Zechner (WAS) und Handwerks-Influencerin Sandra Hunke.
Besuch bei der Ausbildungsmesse der Beruflichen Schule Ahrensburg: Schulleiter Johannes Kahlke (v. l.), Sebastian Grothkopp (IHK Lübeck), Kiara König (Auszubildende zur Anlagenmechanikerin), Stormarns Landrat Henning Görtz, Kreispräsident Hans-Werner Harmuth, Kathleen Wieczorek (Agentur für Arbeit), Cornelius Runge (Auszubildender zum Zimmermann), Marcus Krause (Kreishandwerkerschaft), Stephan Zechner (WAS) und Handwerks-Influencerin Sandra Hunke. © HA | Filip Schwen

Chefin der Arbeitsagentur: Fachkräftemangel bremst Wachstum

Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe, bestätigt, dass es nach wie vor starke Geschlechterunterschiede in den Ausbildungsberufen gibt. „Bei den Männern ist Kfz-Mechatroniker nach wie vor der beliebteste Beruf, bei den Frauen die Medizinische Fachangestellte“, sagt sie. Von diesen Stereotypen wolle sie wegkommen.

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Die Chefin der Arbeitsagentur betont, wie wichtig Nachwuchsgewinnung angesichts des Fachkräftemangels ist. „Wir sind an einem Punkt, an dem der Mangel an Fachkräften das Wachstum der Betriebe begrenzt“, sagt sie. Noch immer seien deutlich mehr offene Ausbildungsstellen gemeldet als es Bewerber gebe.

Stormarns Kreispräsident sieht eine Zeitenwende auf dem Ausbildungsmarkt

Die Ausbildungsmesse lobt Wieczorek als den richtigen Ansatz. „Die Unternehmen gehen da hin, wo der Lebensmittelpunkt der Jugendlichen ist, wo der schulische Teil der Ausbildung später auch stattfindet“, sagt sie. Für die Betriebe sei das Format eine der besten Möglichkeiten, die Fachkräfte von Morgen zu finden. „Für die Jugendlichen ist der große Vorteil, dass sie sich nicht kümmern müssen, irgendwo vorbeizugehen und ihre Bewerbungsmappe abzugeben, sondern gleich mit ihren potenziellen Ausbildern und anderen Auszubildenden ins Gespräch kommen können.“

Für Stormarns Kreispräsident Hans-Werner Harmuth, der sich ebenfalls ein Bild von der Messe machte, ist sie Ausdruck einer Zeitenwende: „Vor einigen Jahrzehnten haben die Betriebe gewartet, dass die Bewerber kommen, jetzt ist es genau umgekehrt und die Unternehmen werben um die Auszubildenden.“

Schulleiter möchte Ausbildungsmesse künftig regelmäßig veranstalten

Aus Sicht von BSA-Schulleiter Johannes Kahlke war die Messe ein Erfolg, auch wenn bei der Premiere nur etwa 1100 Schüler der drei Kooperationsschulen unter den Besuchern waren. „Zunächst war es für uns ein Pilotversuch“, sagt er. Angesichts der positiven Resonanz wolle er das Format künftig regelmäßig organisieren und auch für andere Schulen und Jugendliche öffnen.