Reinbek. Bis zuletzt hatten die Geschäftspartnerinnen gehofft, Nachfolger zu finden. Doch daraus wurde nichts. Alternativen gibt es kaum.
Sie hatten bis zuletzt gehofft, dass es anders kommt. Doch trotz aller Bemühungen und Gespräche mit Interessenten hat sich am Ende niemand gefunden, der Angela Aldenhövels und Britta Rüffers XXL-Dessousladen „Kuck mal!“ am Mühlenredder in Reinbek übernimmt. Mittlerweile steht fest: Am 22. Februar wird das Traditionsgeschäft nach 22 Jahren für immer seine Türen schließen.
Wie berichtet, hatten die beiden Geschäftspartnerinnen in den vergangenen Monaten nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gesucht. Was als Herzensprojekt zweier Freundinnen angefangen hatte, hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer echten Erfolgsstory entwickelt. Nachdem sie ein Inserat in einem Anzeigenblatt für einen kleinen Laden entdeckt hatten, machten die einstigen Nachbarinnen, die ohnehin einen beruflichen Neustart anstrebten, Nägel mit Köpfen.
XXL-Dessouladen „Kuck mal!“ in Reinbek schließt am 22. Februar
Sie eröffneten kurzerhand ihr eigenes Dessousgeschäft – aber kein gewöhnliches. Denn bei Angela Aldenhövel und Britta Rüffer gab es Unterwäsche in Sondergrößen. Zunächst belächelt und verrufen, gab der Erfolg den Unternehmerinnen bald recht. Sie fanden ihre Marktnische, bauten Kundschaft auf, das Geschäft lief bis zuletzt mehr als gut.
Rote Zahlen oder zu wenig Umsatz seien auch keineswegs der Grund dafür, dass die Geschäftsführerinnen Schluss machen wollen. Angela Aldenhövel hat das Rentenalter erreicht, ihre Partnerin möchte nicht allein weitermachen. Dass das nun aber bedeutet, dass ihr Laden gar nicht mehr fortbestehen wird, stimme sie traurig. „Ich hätte es mir anders gewünscht“, sagt Angela Aldenhövel im Gespräch mit unserer Redaktion.
Interessenten habe es gegeben, aber keine wollte den Laden übernehmen
„Es waren Interessenten da, aber als den Damen bewusst wurde, dass sie sich selbstständig machen und sich um Dinge wie Steuern, Krankenkasse und Altersvorsorge selbst kümmern müssen, waren sie doch nicht mehr ganz so begeistert. Den Leuten fehlt der Mut“, so Aldenhövel.
Das Geschäft am Mühlenredder ist gemietet, der Vertrag läuft noch bis Ende Februar. Bis dahin werden Aldenhövel und Rüffer das ganze Geschäft räumen. Damit ist der Aufwand wesentlich höher, als wenn jemand den Laden übernommen hätte. Die Geschäftseinrichtung geben sie gegen eine kleine Spende an Selbstabholer ab.
Die nächsten Wäschegeschäfte mit Übergrößen sind in Winterhude und Lüneburg
Doch nicht nur die Geschäftsführerinnen seien traurig, sondern auch die Kundinnen, die zum Teil seit vielen Jahren kommen. „Alle sind traurig, keiner weiß mehr so Recht, wo er was kaufen soll“, so Aldenhövel. Wäschegeschäfte gibt es zwar auch in Glinde oder Bergedorf, die nächsten mit Unterbekleidung in Übergrößen aber erst in Hamburg-Winterhude oder Lüneburg. „Das ist eine Sparte, die es nicht so oft gibt“, so Aldenhövel.
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Im Eingangsbereich des Dessousgeschäfts hängt in diesen Tagen ein Schild, auf dem in roten Buchstaben steht: „Wir sagen Tschüss und bedanken uns bei allen Kundinnen und Freunden schöner Wäsche für Ihre Treue und Unterstützung in den letzten 22 Jahren!“ Und, auch das ist auf dem Schild zu lesen: Noch bis zum letzten Tag gibt es 80 Prozent Rabatt auf alles.
Während Angela Aldenhövel sich auf den Ruhestand mit ihrem Mann freut, ist für ihre Noch-Geschäftspartnerin noch nicht Schluss. Britta Rüffer war neben ihrer Tätigkeit im Dessousgeschäft in Teilzeit bei einer Krankenversicherung beschäftigt. Künftig wird die 58-Jährige wieder Vollzeit in dem Job arbeiten.