Glinde. Hoffnungsträger der CDU auf dem Weg nach oben. Von Regierungschef Daniel Günther gefördert, ist Ministerposten durchaus vorstellbar.
Vorangehen, andere Menschen mitnehmen, durch Worte und Taten überzeugen, sich dabei nicht verbiegen lassen: Das beherzigte Lukas Kilian schon als Teenager, er war jahrelang Klassen- und Schulsprecher auf dem Gymnasium. Kilian ist einer von denen, die den Ton angeben, klare Kante zeigen, Verantwortung übernehmen. Das schätzt auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther an seinem Parteikollegen. Und er fördert ihn.
Als der Mann aus Wentorf im Kreis Herzogtum Lauenburg 2017 in den Landtag einzieht, wird er wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. In der Karriere des heute 35-Jährigen ging es bislang stetig nach oben. Das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht. Man munkelt, Kilian habe gute Chancen auf den Posten des Wirtschaftsministers.
CDU Schleswig-Holstein: Lukas Kilian als Hoffnungsträger
Er selbst hält sich bedeckt, sagt, über solche Dinge werde erst am Ende der Koalitionsverhandlungen entschieden. Politisches Understatement eines Hoffnungsträgers, der sehr wohl um seine Qualitäten weiß. „Jetzt muss ich keine inhaltlichen Kompromisse eingehen, wenn ich unsere Positionen formuliere“, beschreibt Kilian den Vorteil seines Wirkens in der nun endenden Legislaturperiode. „Als Minister hat man Dinge auszuführen, die man nicht für toll hält, aber vom Parlament beschlossen wurden. Und man muss dafür den Kopf hinhalten.“ Aber natürlich, beides seien reizvolle Aufgaben. Was übersetzt heißt: Vorstellen kann sich der junge Mann das Amt durchaus.
Er ist dabei, wenn derzeit mit den Grünen um einen Koalitionsvertrag gerungen wird: in der Hauptverhandlungsrunde mit jeweils zwölf Teilnehmern beider Parteien, aber auch in kleineren Gruppen mit jeweils fünf Politikern. Jene mit dem Titel Energie, Verkehr, Infrastruktur, Landesplanung und Klima leitet Kilian, eine andere mit seiner Beteiligung hat die Bezeichnung Wirtschaft, Häfen, Tourismus und Fachkräfte. Es seien andere Verhandlungen als 2017, damals mit Grünen und FDP. „Wir waren als Vermittler zwischen den beiden gefragt.“
Koalitionsverhandlungen: Kilian plädiert für's Auto
Bei der Landtagswahl am 8. Mai schrammte die CDU nur um einen Sitz an der absoluten Mehrheit vorbei, erreichte 43,4 Prozent und damit 11,4 Punkte mehr als vor fünf Jahren. Dieses Ergebnis soll sich natürlich im Koalitionsvertrag widerspiegeln. „Eine schwarze Handschrift“ nennt Kilian das. Man streite sich auch mit den Grünen. „Es gibt Punkte, die unverhandelbar sind.“ Details will er nicht verraten. Nur so viel: Es gebe unterschiedliche Auffassungen im Bereich Verkehr. In einem Flächenland wie Schleswig-Holstein sei das Auto immer noch wichtig.
Kilian ist in Hamburg geboren, verbringt die ersten Lebensjahre in Rissen, zieht dann als Jugendlicher mit seinen Eltern und dem älteren Bruder nach Glinde im Kreis Stormarn. Die Mutter ist Diakonin, der Vater Facharzt für Urologie. Der jüngere Sohn verbringt viel Zeit beim Angeln und tummelt sich mit Freunden auf dem Bolzplatz. Einem Sportverein ist er nie beigetreten, dafür 2001 der Jungen Union und später der CDU. „Ich wollte aktiv mitgestalten, habe mir auch die Programme der anderen Parteien angeguckt.“
Kilian: Politiker und Jurist
Das Abitur macht Kilian mit geringem Aufwand an der Wichern-Schule, Notendurchschnitt 2,0. Die Lieblingsfächer: natürlich Politik, Gemeinschaftskunde und Geschichte. Er ist beliebt, wird mehrmals zum Klassen- und Schulsprecher gewählt, organisiert an der Bildungseinrichtung ein Nachhilfeforum. Ältere Jungen und Mädchen helfen den jüngeren. Das kommt gut an.
Ortswechsel, eine Kanzlei in der Glinder Innenstadt. Hier hat Kilian sein Wahlkreisbüro, ein Zimmer mit dunklem Holztisch und sechs Stühlen. Bilder vom Meer und einem Wasserfall hängen an den Wänden. Er arbeitet immer noch als selbstständiger Anwalt und Notar, teilt sich die Räume mit Partnern. Wir sind früh um 8.30 Uhr verabredet. Der Tag des Politikers ist eng getaktet. In den frühen Morgenstunden hat er sich mit Fällen von Mandanten beschäftigt, macht das auch nach unserem Treffen bis 12 Uhr.
Kein Feierabend, dafür finanzielles Polster
Zwei Stunden später ist in Kiel wieder eine Verhandlungsrunde mit den Grünen angesetzt, im Anschluss bespricht sich wiederum die CDU. „Wenn alles gut läuft, sitze ich um 17.15 Uhr im Auto“, sagt Kilian. Feierabend? Denkste. Um 19 Uhr steht die Jahreshauptversammlung der Reinbeker Christdemokraten auf dem Programm. „Die haben mich im Wahlkampf stark unterstützt. Der Respekt gebietet es, dass ich mich da zeige.“ Es wird wieder ein langer Abend.
Kilian macht einige Stunden pro Woche auf Juristerei, in Sitzungspausen und wenn andere Menschen schlafen. Finanziell hat er das derzeit nicht nötig, verdient als Landtagsabgeordneter 8886 Euro brutto im Monat. „Davon kann man sehr gut leben“, sagt er. Der Politiker wohnt zur Miete, fährt einen älteren 1er BMW. Er ist verheiratet und Vater einer einjährigen Tochter. Auf der anderen Seite ist die Verweildauer in der Politik nicht planbar. Das weiß Kilian. Er will für den Fall gewappnet sein, dass ihn keiner mehr will oder er selbst die Brocken hinschmeißt.
- Schon in zwei Wochen soll die Regierung im Norden stehen
- Kristina Herbst zur neuen Landtagspräsidentin gewählt
- Neu im Parlament – und dann gleich Präsidentin
Bislang hat man ihn immer gewollt. 2007 wurde er Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion in Stormarn, leitete ab 2013 den Verkehrsausschuss. Bei der Landtagswahl 2017 gewann Kilian in seinem Wahlkreis mit den Städten Reinbek und Glinde sowie den Gemeinden Barsbüttel, Wentorf und Oststeinbek das Direktmandat, erhielt 41,2 Prozent der Erststimmen. Bei seiner zweiten Kandidatur toppte er das Ergebnis mit 44,2 Prozent. Als großen Erfolg für sich und die Region bezeichnet der Christdemokrat die Taktverdichtung der S 21 auf der Strecke zwischen Bergedorf und Aumühle. Außerdem war er maßgeblich daran beteiligt, dass die Polizeiwache in Oststeinbek wiedereröffnet wird.
Das hat Kilian viele Sympathien gebracht. Lob bekommt er auch von Bürgermeistern. Björn Warmer ist Verwaltungschef in Reinbek und Mitglied der SPD. Er sagt über den Landtagsabgeordneten: „Lukas Kilian ist ein Topmann, der für seinen Wahlkreis Vollgas gibt. Wir haben ein ungewöhnlich offenes Verhältnis. Für uns ist er ein Glücksgriff.“
Günthers Wiederwahl entscheidend für Kilian
CDU und Grüne wollen, dass die Landesregierung Ende dieses Monats steht. Am 29. Juni könnte Daniel Günther zum Ministerpräsidenten wiedergewählt werden. Lukas Kilian wird also bald wissen, ob es auf der politischen Karriereleiter weiter emporgeht. Der Wentorfer hatte sich nach dem Abitur übrigens vorgenommen, Journalist zu werden. Das Studium der Rechtswissenschaften sollte ihn gar nicht in die entsprechende Berufssparte führen. Doch es kam anders, und zwar ungeplant, wie Kilian betont. In welchem Ressort er denn hätte arbeiten wollen? Seine Antwort: Politik.