Ahrensburg. ÖPNV-Angebot soll wegen extrem hoher Zuschüsse eingestellt werden. Aber ganz haben die Beteiligten noch nicht aufgegeben.
Die Streichung von 2,4 Millionen Euro für den Shuttleservice HVV hop aus dem Etat der Stadt Ahrensburg hat noch einmal eine kontroverse Debatte über das Pilotprojekt ausgelöst. Kunden beklagen, dass der On-Demand-Verkehr nur noch bis Dezember 2024 gesichert ist. Andere begrüßen, dass Ahrensburg angesichts unvermeidbarer Rekordinvestitionen (allein in den Schulbau fließen bis 2028 mehr als 120 Millionen Euro) auf die freiwillige Subvention verzichten will. In der von allen Parteien akzeptierten Änderungsliste zum aktuellen Haushalt waren unter dem Punkt „Keine Fortführung von HVV hop“ jeweils 800.000 Euro für die Jahre 2025, 2026 und 2027 aus dem Entwurf herausgenommen worden.
Für Bürgermeister Eckart Boege ist der Abschied von den Elektroautos jedoch noch nicht in Stein gemeißelt. „Uns ist bewusst, dass Ahrensburg schon heute ein vergleichsweise gutes ÖPNV-Angebot hat und zudem ab 2025 von der Umstellung auf E-Busse profitiert“, sagt er. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren bestätigt, dass der Ende 2020 unter dem Namen Ioki gestartete Shuttleservice eine sinnvolle Ergänzung darstelle. Die fünf HVV-hop-Wagen, die das Bus- und Bahnnetz ergänzen, schließen nach Meinung des Verwaltungschefs wichtige Lücken – zum Beispiel bei der Anbindung des Gewerbegebiets. Sie würden mittlerweile von allen Altersgruppen gut angenommen.
HVV hop in Ahrensburg: Finanzierung nur bis Dezember 2024 gesichert
„Nach einigen Anlaufschwierigkeiten ist HVV hop unter anderem für die Mobilität von älteren Menschen und mobilitätseingeschränkten Personen ein echter Gewinn“, sagt Boege. Zudem werde eine erfolgreiche Verkehrswende ohne ein Angebot wie HVV hop kaum möglich sein. „Deswegen hoffe ich sehr, dass es Kreis und Stadt in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gelingt, HVV hop auch über 2024 hinaus zu erhalten“, so der Bürgermeister. „Allein wird die Stadt Ahrensburg das derzeitige Angebot sicher nicht finanzieren können.“
Ob der Kreis Stormarn einspringt, wird sich schon in einer guten Woche zeigen: Am Montag, 19. Februar, berät der Verkehrsausschuss des Kreistags über die Zukunft von HVV hop. Die Verwaltung empfiehlt den Abgeordneten allerdings, zusätzliche Kosten für Ahrensburg nicht zu übernehmen. Damit stünden von Kreisseite nur rund 170.000 Euro zur Verfügung, die dank einer Umstellung im Ahrensburger Busverkehr eingespart worden waren.
Kreis Stormarn will sich auf den ländlichen Bereich um Trittau konzentrieren
„Das letzte Wort hat selbstverständlich die Politik“, betont Björn Schönefeld, ÖPNV-Beauftragter beim Kreis. Deshalb sei es nicht ausgeschlossen, dass sich bis zur endgültigen Entscheidung im Kreistag Ende März noch etwas bewegt. Der Kreis finanziert das Bus- und U-Bahn-Angebot im Netz Ahrensburg bereits mit mehr als sechs Millionen Euro pro Jahr.
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Für die zweite Stormarner Testregion stehen die HVV-hop-Chancen offensichtlich besser. Der Bereich von Willinghusen über Brunsbek, Großensee und Lütjensee bis nach Trittau soll sogar um Braak und Siek erweitert werden. Weil zugleich eine Bundesförderug wegfällt, würden sich die Kosten für den Kreis von derzeit rund 560.000 auf 1,4 Millionen Euro jährlich erhöhen.
In Stormarn kostet jede Fahrt einen Euro extra, in Harburg zwei Euro
In Ahrensburg haben sich die Grünen bei ihrer jüngsten Fraktionssitzung noch einmal mit dem seit Dezember 2020 laufenden Pilotprojekt beschäftigt. „Wir wollen zunächst die aktuellen Daten für die vergangenen Monate einholen, bevor wir über weitere Möglichkeiten sprechen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Nadine Levenhagen. Eventuell könne man auch die Kunden stärker beteiligen.
Wer eine HVV-Fahrkarte hat, zahlt in Stormarn pro Tour einen Euro extra. In Hamburg-Harburg, wo die HVV-hop-Flotte 28 E-Autos umfasst, sind es zwei Euro. Angemeldete Nutzer können ihre Fahrten per App auf dem Smartphone buchen. Die an Taxis in London erinnernden Wagen bringen die Gäste beispielsweise direkt von zu Hause oder der Firma zu den Bahnhöfen oder in die andere Richtung. Rein rechnerisch wird jede Fahrt mit mehr als zehn Euro subventioniert.