Ahrensburg. Viele Menschen versammeln sich in Ahrensburg, um mit Plakaten, Liedern und Sprechchören Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.
„Hass ist keine Meinung“, „Uroma gegen rechts für 10 Enkel und 1 Urenkel“ und „Nie AfD. Nicht aus Frust! Nicht aus Wut! Nicht aus Protest!“ war auf Plakaten zu lesen, mit denen am Sonnabend viele Menschen zum Rondeel in Ahrensburg strömten. Sie versammelten sich am Vormittag gegen 11 Uhr auf dem Platz mitten im Herzen der Stadt. Sie folgten damit einem Aufruf der „Omas gegen Rechts“ zu einer Demonstration für Freiheit und Demokratie und gegen Rechtsradikalismus.
Initiiert hat den Protest die 69 Jahre alte Ahrensburgerin Patricia Peulen. Im Dezember beschloss sie, jeden Sonnabend eine Stunde lang eine stille Mahnwache auf dem Rondeel zu halten (wir berichteten). Ihre öffentlichkeitswirksame Aktion weckt Aufmerksamkeit, immer mehr Menschen schließen sich ihr an. Bis die Menge am Sonnabend schließlich auf mehrere Hundert Menschen angewachsen ist. Ein Erfolg, der zu Beginn für die Initiatorin so überhaupt nicht absehbar war.
Hunderte protestieren gegen AfD mit Liedern und Sprechchören
Einen Tag nach der Demonstration ist Patricia Peulen noch ganz beseelt von den Eindrücken. Der Platz sei regelrecht von Menschen verstopft gewesen, berichtet sie. Die Zahl der Teilnehmer schätzt sie auf etwa 300. „Nur die AfD hat sich gedrückt“, sagt Peulen.
Denn die Partei hatte angekündigt, ebenfalls vor Ort zu sein. Stadtsprecherin Petra Rogge hatte auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, dass für den 20. Januar „erneut ein Infostand der AfD angemeldet“ sei, bei dem es sich um Wahlwerbung handele.
Das erfreut die Demonstranten: AfD verzichtet auf Wahlwerbung mit Stand
Auf diese Wahlwerbung hat die AfD offensichtlich verzichtet. Hatte sie Angst, mit den Parolen der Gegner konfrontiert zu werden? Vor zwei Wochen sah das noch ganz anders aus: Da hatten sich die Standbetreiber über Peulens Aktion lauthals lustig gemacht und sich mit ihren Plakaten zwischen die Demonstranten gezwängt. Doch da waren es auch noch nicht so viele wie zuletzt.
Erfreulich fand Peulen, dass die Demonstranten sehr gemischt gewesen seien. „Es waren viele junge Familien und jüngere Leute dabei, auch meine Enkel.“ Als eine Gruppe angefangen habe zu singen, „war ich sehr begeistert“. Sie habe die Melodie gehört, aber die Texte nicht verstehen können, weil sie zu weit entfernt gestanden habe. „Nur einen Refrain.“ Kein Wunder, dass sie dabei besonders hellhörig geworden ist – er lautete: „Wir sind die Omas gegen rechts“. Der Gesang sei sehr gut angekommen und habe zu den spontanen Sprechchören gepasst, zu denen es immer wieder gekommen sei.
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Peulen betont, dass ihre ruhige Art nichts mit Schüchternheit zu tun habe, sie entspreche vielmehr ihrem Typ. Sie stelle sich nicht gern in den Mittelpunkt. „Ich bin eher eine Frau der Taten.“ Über das ganze positive Feedback und die vielen Menschen, die ihr persönlich ihren Dank für Engagement ausgesprochen haben, „war ich ganz gerührt“. Ihr Ziel ist klar: „Ich werde jeden Sonnabend stoisch und verlässlich auf der Bank auf dem Rondeel sitzen“, kündigt sie an.