Reinbek. Tierherberge legt Wert auf eine gute Vermittlung. Exotic Bulldogge Bella lebt seit zwei Jahren bei Einhorn, sucht ein neues Zuhause.

Zurzeit lebt Bella in einer Wohngemeinschaft mit Tinco, einem Schäferhund-Mix, in der Tierherberge Einhorn. Die vierjährige Exotic Bulldog-Hündin ist schon seit zwei Jahren heimatlos, vorher war sie ein kleiner Wanderpokal: „Eine befreundete Tierschützerin, die sich um die sogenannten Listenhunde kümmert, hat beobachtet, dass sie immer wieder von Neuem auf irgendwelchen Online-Portalen zum Verkauf angeboten worden ist“, erzählt Karen Schönbrodt, Leiterin und Gründerin der Tierrechtsorganisation Einhorn. „Irgendwann hat sie sie freigekauft, konnte sie aber nicht behalten, weil sie selbst einige Listenhunde hat.“

Die Exotic Bulldog selbst wird zwar auf der Hamburger Liste der sogenannten gefährlichen Hunderassen nicht aufgezählt. Da es sich aber noch um keine anerkannte Rasse, sondern um einen Mix verschiedener Rassen handelt, könnte bei einem Gentest eine der „gefährlichem“ Rassen wie Staffordshire Terrier auftauchen. „Das ist aber Quatsch, es gibt keine gefährlichen Hunderassen“, betont Karen Schönbrodt. „Da könnte man genauso behaupten, alle Türken haben ein Klappmesser in der Tasche. Das wäre genauso ein Blödsinn.“ Die Tierschützerin und erfahrene Hundehalterin hatte schon Staffordshire-Hunde, die auch als „Kampfhunde“ gelten. Ihre Hündin Mailin ist ein Bulldog-Pitbull-Mix. „Sie ist total entspannt und kinderlieb“, erklärt Schönbrodt. „Ebenso wie Bella. Sie ist eine Seele von Hund, schade, dass wir für sie noch kein neues Zuhause gefunden haben.“

Knutschkugel Bella sucht ein neues Zuhause

150 Tiere leben zurzeit bei Einhorn und werden ehrenamtlich betreut, darunter sind sechs vermittelbare Hunde. Neben Bella und Tinco, einem Kriegshund aus der Ukraine, sind es noch drei Chihuahua und eine Deutsche Dogge. Zwei von drei Doggen sind bereits vermittelt. Schwierige Fälle sind für Einhorn eigentlich kein Problem. „Wir haben die Möglichkeit, Problemfälle gut unterzubringen“, erläutert Schönbrodt. „Wir haben gut ausgestattete Zimmer und genügend Auslauf, die Hunde haben Platz zum Buddeln. Aber Bella ist auch kein Problemfall. Sie mag keine Katzen, aber sonst ist sie eine richtige Knutschkugel.“

Zurzeit teilt sich Bella (4, l.) mit Schäferhund-Mix Tinco (2) ein Zimmer in der Tierherberge Einhorn.
Zurzeit teilt sich Bella (4, l.) mit Schäferhund-Mix Tinco (2) ein Zimmer in der Tierherberge Einhorn. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Wie zur Bestätigung legt sich die braun-weiß-gescheckte Hündin mit Fledermausohren und Karamell-Schnute auf den Rücken, hebt ihren bulligen Kopf und fordert Schönbrodt mit ihrer linken Vorderpfote unmissverständlich auf, ihr gefälligst den glatten Bauch zu kraulen. Wenn die Tierfreundin dem nachkommt, wird sie sofort mit einem nassen Hundekuss auf die Nase belohnt. Schönbrodt lacht – dieser Hund zeigt, wie liebebedürftig er ist. Und Bella ist eindeutig menschenbezogen. Ihre Rasse fällt allerdings unter die „Qualzuchten“, die häufig unter Atemwegs-, Hautproblemen oder auch Allergien leiden können. „Es ist ethisch nicht vertretbar, wie diese Hunde gezüchtet werden“, sagt Karen Schönbrodt. „Deshalb sollte man diese Welpen auf keinen Fall kaufen. Bella atmet frei, allerdings bekommt sie auch bei uns ein Spezialfutter, das wir bei Allergien geben.“

Lange Kennenlernphase verhindert böse Überraschungen

„Außerdem liebt sie es, draußen zu sein“, sagt die Leiterin der Tierherberge. „Deshalb wäre es schön, wenn sie ein Zuhause mit Garten hätte oder jemanden, der viel mit ihr hinausgeht.“ Bereits vier Interessenten habe es für sie gegeben, aber keiner sei ein zweites Mal erschienen. Denn bevor die Einhorn-Schützlinge vermittelt werden, müssen die neuen Frauchen und Herrchen einen Kennenlernprozess durchleben, der bei Hunden vier bis sechs Wochen dauern kann. Gegenseitige Sympathie ist dafür die Grundvoraussetzung.

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„Das ist im Interesse beider Parteien“, erklärt Karen Schönbrodt. Dieses gegenseitige „Beschnuppern“ habe sich im Laufe der Zeit entwickelt. Die künftigen Tierhalter üben mit ihren möglichen Vierbeinern sämtliche Situationen im Alltag, um herauszufinden, ob sie zueinander passen, ob gemeinsames Spazierengehen, Autofahren oder was sie sonst so machen. Auch alle einzelnen Familienmitglieder müssen sich dem Hund einmal vorstellen. „Mit einem Hund haben wir gemeinsam das Segeln geübt, weil die Familie jedes Wochenende Segeln geht“, erzählt Schönbrodt. Es gab ein Happy End, der Terrier hat sich als seefest erwiesen.

Bulldoggen sind entspannt, aber stur

„Für die Interessenten hat dies den Vorteil, dass sie keine bösen Überraschungen erleben“, erklärt Schönbrodt. „Und unsere Tiere erfahren kein Herzeleid. Das ist für die neuen Halter auch nicht schön, wenn die Vierbeiner in ihrem neuen Zuhause aus Angst vor dem Unbekannten und vor Heimweh nach der Tierherberge erstmal nur jammern.“ Die Schutzgebühr hängt von vielen Faktoren ab: von der Tierart, möglichen vorigen Tierarztkosten und ähnlichem.

Für Bella wünscht sich Karen Schönbrodt einen etwas erfahrenen Hundehalter. „Denn Bulldoggen sind stur, sie brauchen liebevolle Konsequenz“, erzählt sie. Ideal wäre eine Familie mit Kindern ohne Katzen, die in einem ebenerdigen Haus wohnt, in dem sie täglich nicht länger als vier Stunden allein bleiben sollte. Schönbrodt empfiehlt den zukünftigen Tierhaltern, auch mit den Nachbarn oder einem Vermieter zu sprechen, bevor Bella bei ihnen einzieht. „Wir möchten unsere Tiere hier nicht als Bewohner wiedersehen“, begründet sie die Sorgfalt bei der Übergabe. Jedes Tier werde von ihr oder ihren ehrenamtlichen Mitstreitern in das neue Zuhause gebracht. „Denn wenn wir uns jahrelang um sie gekümmert haben, möchten wir auch wissen, wo unsere Lieblinge landen“, sagt die Tierfreundin. Wer Bella kennenlernen will, erreicht Karen Schönbrodt unter Telefon 0171/5360631.