Reinbek. Die 60-Jährige päppelt mit großer Leidenschaft Nager und Vögel auf. Was sie Menschen im Umgang mit verletzten Tieren rät.

Ihre Tiere bringen sie um den Schlaf: Denn Karen Schönbrodt und ihr ehrenamtliches Team betreuen in der Tierherberge Einhorn nicht nur etwa 130 verlassene Haustiere, sondern sie päppeln auch junge Wildtiere auf. Gerade haben die Ehrenamtlichen in Eigenarbeit eine etwa drei Meter hohe, zehn Meter lange und sechs Meter tiefe Voliere aus verzinktem Eisengitter gebaut, um Rabenkrähen, Dohlen, Elstern und Eichel­häher besser auswildern zu können.

Finanziert haben die Tierschützer die 6500 Euro aus Spenden. Ein kleiner Teil des Geheges lässt sich abtrennen, falls einmal Tiere separiert werden müssen. Durch eine Klappe oben im Gitter können die Vögel, sobald sie soweit sind, in die Freiheit entlassen werden.

Tierherberge Einhorn kümmert sich um verlassene Jungtiere

Die Singvögel, darunter ein kleiner Spatz mit Handicap, Amseln, eine Meise und ein Gimpel, sind neben den Hausvögeln untergebracht. Gerade in heißen Sommern springen die Jungen manchmal vorzeitig aus dem Nest, oder ihre Eltern finden nicht ausreichend Futter. Manche Nester werden auch durch Stürme von den Bäumen gefegt. Viele der Jungtiere, die zu Einhorn gebracht werden, leiden an Rachitis oder Weißfedern.

Sowohl die krummen, brüchigen Knochen als auch das dünne Federkleid sind auf Fehlernährung zurückzuführen. Deshalb bittet Karen Schönbrodt inständig darum, überfahrene Tiere nicht zu begraben oder zu entsorgen, sondern am Straßenrand zurückzulassen. „Das klingt vielleicht hart, aber es ist nun einmal der Kreislauf der Natur, dass das Aas Insekten und Vögeln als Nahrung dient“, erklärt sie.

Mehlwürmer für die Vögel im Garten

Auch sollte man bei Hitze nicht den Rasen mähen: „Das Ergebnis wirkt wie eine Bratpfanne. Das überlebt kein Insekt, und Vögel finden im kurzen vertrockneten Gras keine Nahrung“, bekräftigt sie. Damit die Vögel ausreichend Proteine erhalten, sollte man lieber einige Mehlwürmer im Garten verfüttern.

Die Küken, die sie zu Hause großzieht, bekommen proteinreiches Spezialfutter mit Mineralien und Vitaminen, damit sich die Tiere erholen können. Einige müssten dann etwas länger auf ihre Auswilderung warten, sagt sie. Aktuell zieht sie noch eine Elster, drei Rabenkrähen und drei Eichelhäher groß, bis sie in die Voliere umziehen können. „Vom Zeitaufwand geht es eigentlich, mittlerweile füttere ich sie abends um 20 Uhr und morgens wieder“, berichtet Schönbrodt.

Tierherberge Einhorn: Schönbrodt hat schon als Kind Tiere aufgezogen

„Viel schlimmer ist es mit den Säugetieren. Eigentlich wollte ich diesen Sommer keine mehr aufziehen, aber jetzt habe ich doch wieder zwei Spitzmäuse, zwei Feldmäuse und fünf Wildkaninchenbabys. Da gibt es rund um die Uhr, auch nachts, Milch.“ Gerade hatte sie sie so weit, dass sie sie nur noch alle sechs Stunden füttern brauche, da habe ihr jemand ein Feldhasenbaby gebracht: „Jetzt geht alles wieder von vorn los“, seufzt sie. Doch den hilflosen Kleinen kann sie nicht widerstehen.

Die 60-Jährige hat schon als Kind kleine Tiere aufgezogen, im größeren Stil macht sie es seit 30 Jahren. Spenden und freiwillige Helfer kann die Tierherberge Einhorn immer gebrauchen. Kontakt unter 0171/536 06 31 oder online unter www.einhornev.de.