Oststeinbek. Unglücksserie reißt nicht ab. Parkett im Saal des Bürgerhauses muss abermals neu verlegt werden. Oststeinbek bleibt auf Kosten sitzen.

Die Bühne im Oststeinbeker Bürgersaal ist vom anderen Bereich durch eine Kunststofffolie getrennt, auch Scheinwerfer, Lautsprecher und das Gebläse sind wegen des Staubs abgedeckt. Im großen Raum mit seinen 260 Quadratmetern ist der Boden aufgerissen, das Dämmmaterial fehlt an einigen Stellen zwischen den schmalen Holzleisten. Nahe der Fensterfront türmt sich Parkett. Es muss schon wieder neu verlegt werden. Die Immobilie an der Möllner Landstraße, bekannt als Kratzmannscher Hof, ist eine Dauerbaustelle.

„Wir haben nach der Umgestaltung jahrelang keine Probleme gehabt. Dann ist alles auf einen Schlag gekommen“, sagt Maik Reiser, Sachgebietsleiter Hochbau, Bewirtschaftung und Unterhaltung. Oststeinbek hatte das Objekt von einem Landwirt gekauft und die Modernisierung samt Erweiterung für gastronomische Zwecke 2008 abgeschlossen. Im September jenes Jahres eröffnete dort ein Theater. Die Gemeinde kassierte Pacht. Elf Monate später meldete Betreiber Knut Schakinnis Insolvenz an. Danach wurde der Komplex zum Bürgerhaus, zum Beispiel treffen sich hier Politiker zu Sitzungen. Das Restaurant führt seit 2013 Pampilo Vitas. Der musste das Lokal wegen eines Wasserschadens vorübergehend schließen. Es war der Beginn des Schlamassels.

Restaurant musste wegen Wasserschaden lange schließen

Rückblick: Im Dezember 2021 ist die Heizung defekt und wird repariert. Der eigentliche Grund des Übels wird erst später beim Öffnen des Bodens festgestellt. Ein Rohr ist durchgerostet, Wasser hat die Dämmschicht durchnässt. Auch das Foyer ist betroffen. Ab Juli 2022 kann Vitas keine Gäste mehr verköstigen, eine großflächige Sanierung ist nötig. Estrich wird rausgerissen. Zudem ist Feuchtigkeit in Wänden. Sie müssen bis auf 120 Zentimeter Höhe neu verputzt werden. Die Versicherung zahlt 184.000 Euro für den Schaden. Das Weihnachtsgeschäft geht dem Gastwirt durch die Lappen. Erst im Januar des vergangenen Jahres kann er wieder öffnen.

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Parallel sind Handwerker im Bürgersaal und an der Außenfassade aktiv. Beide Projekte ziehen sich aus unterschiedlichen Gründen in die Länge. Drinnen wellt sich das Parkett, was im Mai 2022 bemerkt wird. „Es war eine Leckage in der Heizwasserleitung. Das Malheur hat nichts mit dem im Restaurant zu tun“, sagt Reiser. Der Saal wird gesperrt, im Dezember ist das neue Parkett verlegt. Die Versicherung der Gemeinde blättert 116.000 Euro hin. Reiser atmet auf und mit ihm die Laienspielgruppe, die endlich wieder auf der Bühne proben kann. Auch der Kulturring nutzt den Raum für Veranstaltungen. Solche hält er während der Sanierung in der Auferstehungskirche ab.

Gutachter weist Firma Fehler beim Verlegen des Parketts nach

Die Freude ist nur von kurzer Dauer. Reiser erinnert sich noch genau an jenen Tag, als er aus dem Sommerurlaub zurück an seinen Arbeitsplatz kehrt. Es ist der 26. Juli. Der Hausmeister informiert ihn, dass das Parkett erneut Wellen geworfen hat. Der Sachgebietsleiter kontaktiert daraufhin den Handwerksbetrieb, sagt über die Reaktion: „Er hat von falscher Belüftung gesprochen als Ursache.“ Das glaubt die Gemeindeverwaltung aber nicht und schaltet einen Sachverständigen ein. Der Experte weist einen fehlerhaften Einbau nach. Rund die Hälfte des Materials muss ausgewechselt werden. In dem Abschnitt, der heil geblieben ist, sind bis September noch Gremiumssitzungen und Schulungen mit maximal 20 Personen. Sonst dürfen in der Regel 199 Menschen rein und laut Bürgermeister Jürgen Hettwer fünf Mal pro Jahr auch mehr. „Dann muss die Feuerwehr Brandwache halten“, so der Verwaltungschef.

Das Bürgerhaus mit angebautem Restaurant an der Möllner Landstraße war früher ein Bauernhof.
Das Bürgerhaus mit angebautem Restaurant an der Möllner Landstraße war früher ein Bauernhof. © René Soukup | René Soukup

Im Oktober gesteht die Firma die mangelhafte Ausführung ein. Die Arbeiten sollen aufgenommen und zügig abgeschlossen werden. Doch dann geschieht das Unfassbare: Eine Kaltwasserleitung ist beschädigt, nun auch der restliche Teil des Parketts kaputt. Bitter für Oststeinbek: Die Versicherung hat der Gemeinde inzwischen gekündigt. Den neuen Schaden, immerhin 56.000 Euro, muss sie selbst zahlen. Der Neujahrsempfang am kommenden Sonntag wurde in die Sporthalle der Grundschule verlegt. „Wir planen die Belegung des Bürgersaals erst ab März“, sagt Reiser.

Sensoren im Unterboden sollen größflächigen Schäden vorbeugen

Das von ihm betreute Projekt Fassadensanierung des Kratzmannschen Hofs ist inzwischen beendet. Es wurde teurer als angedacht, 383.000 statt 150.000 Euro. Holzleisten unter den Dachrändern wurden ersetzt und eine Vielzahl von roten Steinen ausgetauscht. Der Umfang der Tätigkeiten war weitaus größer als geplant. Das komplette Gebäude ist jetzt neu verfugt. Und mit den angepeilten sechs Monaten kam man auch nicht hin. Im August 2022 legten die Handwerker los, es dauerte mehr als ein Jahr.

In dem rund 120 Jahre altem Gebäude hat die Jugend- und Familienberatung ihr Büro. Pampilo Vitas betreibt nicht nur das Restaurant, sondern vermietet auch Zimmer der Pension im Obergeschoss. Dieser Tage wurde der Pachtvertrag mit ihm bis 2029 verlängert plus einseitiger Option auf weitere fünf Jahre. Das war kein Selbstgänger. Bei der Neuausschreibung hatten sich mehrere Konkurrenten beworben und hinter verschlossenen Türen bei der Politik vorgesprochen. Die Entscheidungsträger hielten am Altbewährten fest.

Um großflächigen Schäden im Bürgersaal vorzubeugen, werden nun an vier Stellen zwischen den Leitungen Sensoren eingebaut. Sollte es zu feucht werden im Unterboden, geben sie ein akustisches Signal ab. So kann man rechtzeitig reagieren und müsste gegebenenfalls nur einzelne Parkettstücke austauschen. Rathauschef Hettwer sagt: „Wenn alles wieder hergestellt ist, werden wir versuchen, von einer Versicherung aufgenommen zu werden.“