Oststeinbek. Zwei Wasserschäden an der Immobilie sind behoben. Fassadensanierung dauert aber länger und wird teurer. Das sind die Gründe.
Große Teile des Oststeinbeker Bürgerhauses an der Möllner Landstraße sind von einem Gerüst ummantelt. An mehreren Stellen der Konstruktion hängen aufgewickelte Schutzplanen. Gearbeitet wird hier dieser Tage nicht ob der Witterung. „Durch Frost und Feuchtigkeit kann derzeit keine Farbe aufgetragen werden“, sagt Maik Reiser, Sachgebietsleiter Hochbau, Bewirtschaftung und Unterhaltung in der Gemeindeverwaltung. Er betreut die Fassadensanierung.
Beginn war im vergangenen August. Sechs Monate sollte das Projekt dauern. Doch es zieht sich hin, weil die Tätigkeiten aufwendiger sind als geplant. Jetzt peilt man die Fertigstellung im Juli an. Es ist nicht das einzige Malheur. Bereits 2022 mussten Bürgersaal und das in der Immobilie beheimatete Restaurant unerwartet auf Vordermann gebracht werden.
Ärger um Bürgerhaus Oststeinbek begann vor 14 Monaten
Die Pechsträhne nahm ihren Anfang vor rund 14 Monaten, als ein Wasserrohrbruch entdeckt wurde. Betroffen waren Foyer und das Lokal mit dem Namen Pampilo. „Die Heizung war leergelaufen“, berichtet Reiser. Sie sei dann repariert worden, sodass der Pächter den Betrieb erst mal weiterführen konnte. „Als wir dann den Boden aufgemacht hatten, stand die Dämmung mehrere Zentimeter unter Wasser.“ Den Versicherungsschaden beziffert Reiser auf 100.000 Euro, 10.000 zahlte die Gemeinde für Heizleitungen. Den Defekt vermutet er schon zu Corona-Zeiten, als das Restaurant geschlossen war. An einer Sanierung führte kein Weg mehr vorbei. Das Gasthaus musste im Juli wieder schließen, der Estrich wurde rausgerissen, Wände wurden bis auf 120 Zentimeter Höhe neu verputzt. Auch die Küche wurde demontiert, das Mobiliar in einem Container vor dem Gebäude zwischengelagert.
Bürgerhaus Oststeinbek: Gemeinde erlässt Lokalbetreiber die Pacht
Das Weihnachtsgeschäft konnte der Gastronom abhaken, weil der Fliesenlieferant die Produktion eingestellt hatte und sich die Fertigstellung um einen Monat verzögerte. Wiedereröffnung war erst am 4. Januar. Immerhin konnte er Zimmer seiner Pension im Obergeschoss durchgängig vermieten und so Einnahmen generieren. Die Gemeinde erließ ihm trotzdem für alle Räume die Pacht für ein halbes Jahr.
Doch damit nicht genug der Ärgernisse. Im vergangenen Frühjahr kam plötzlich das Parkett im Bürgersaal hoch. Grund war eine defekte Wasserleitung. „Wobei der eine Schaden mit dem anderen nichts zu tun hat“, betont Reiser. Angedacht war, nur einen Teil des Bodenbelags auszuwechseln. Doch die Schüttdämmung war großflächig so feucht und nicht wieder trocken zu bekommen, dass das komplette Parkett ersetzt werden musste. Schadenshöhe: 120.000 Euro. Immerhin ging es zügig voran. Binnen sechs Wochen wurde der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Während der Sanierung musste zum Beispiel der Kulturring ausweichen, konnte fünf Veranstaltungen in der Auferstehungskirche abhalten. Politische Gremien trafen sich in der Begegnungsstätte oder in der Turnhalle der Grundschule.
Geplant war hingegen die Fassadensanierung mit einem Investitionsvolumen von 150.000 Euro. Nun werden es 70.000 Euro mehr. Bei der Oberflächensäuberung lösten sich mitunter große Stuckplatten, Steine sowie Fugen. „Das war ursprünglich nicht sichtbar gewesen. Stuckelemente an den Trägern wurden nur noch durch die Farbe gehalten“, sagt Reiser. An diversen Stellen hat eine Fachfirma die Platten ersetzt. Sie sind derzeit in Grau gehalten und bekommen noch einen weißen Anstrich. Das gilt auch für die Holzleisten unter den Dachrändern. Das komplette Gebäude wird neu verfugt und eine Vielzahl von roten Steinen ausgetauscht. Das führt natürlich zu Verzögerungen. Reiser ist Bauingenieur. Er sagt, ein erhöhter Sanierungsaufwand bei Altbauten mit Blick auf die eigentliche Planung sei keine Seltenheit. Die Immobilie neben dem Rathaus ist auch als Kratzmannscher Hof bekannt und rund 120 Jahre alt.
Gasheizkessel im Rathaus soll ausrangiert werden
Mit der Fassadensanierung ist es aber nicht getan. Beim Thema Energieeinsparung ist reichlich Luft nach oben. Eine Verschalung würde den Charakter des Gebäudes zum Negativen verändern, sagt Reiser. Er bringt eine Variante ins Spiel, die bereits beim Rathausaltbau umgesetzt wurde: die sogenannte Einblasdämmung. Der Hohlraum im zweischaligen Mauerwerk ist jetzt mit Isoliermaterial gefüllt, bestehend aus nichtbrennbaren Mineralwollefasern. Ob das auch im Bürgerhaus möglich ist, muss noch untersucht werden.
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Geprüft wird zudem eine gemeinsame Wärmeversorgung von Rathaus, Bücherei, Begegnungsstätte, der angrenzenden Scheune und Kratzmannschem Hof. Im Verwaltungsgebäude soll der Gasheizkessel ausrangiert werden. Oststeinbek will auf eine Sole-Wasser-Wärmepumpe umsatteln. Die Grundlagenermittlung, Sichtung des geologischen Katasters sowie die Vorplanung für die geothermische Nutzung des Untergrundes mithilfe von Erdwärmesonden werden in Kooperation mit einem externen Dienstleister umgesetzt. Laut Bürgermeister Jürgen Hettwer wird man zu gegebener Zeit das Bürgerhaus auch einem Check unterziehen für die Anbringung von Solarmodulen. Das sei im Quartierskonzept festgelegt.