Ammersbek. Bisher unterstütze bei Bränden die Feuerwehr Hamburg mit Spezialfahrzeugen die Kameraden in Ammersbek. Doch damit ist jetzt Schluss.
Weil eine Sonderregelung für den Brandschutz in Ammersbek endet, muss die Gemeinde viel Geld ausgeben. Denn der 10.000-Einwohner-Ort braucht ein neues, rund eine Million Euro teures Feuerwehrauto. Diese sogenannte Drehleiter ist nötig, um im Notfall Menschen aus höheren Häusern zu retten. Der Standardtyp mit Rettungskorb erreicht bis zu 23 Meter.
Seit Jahrzehnten können sich die beiden Ortswehren in Hoisbüttel und Bünningstedt auf die länderübergreifende Amtshilfe von der Berufsfeuerwehr Hamburg-Sasel verlassen. „Die Hansestadt hat den Vertrag allerdings für nichtig erklärt und sicherheitshalber auch noch gekündigt“, sagt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén. Die Feuer- und Rettungswache am Saseler Kamp ist das ganze Jahr über rund um die Uhr besetzt. Bis zum U-Bahnhof Hoisbüttel sind es rund fünf Kilometer.
Drehleitern in Ahrensburg und Ammersbek nützen Ammersbek nichts
In den beiden Nachbarstädten Ahrensburg und Bargteheide stehen zwar auch sogenannten Hubrettungsfahrzeuge mit den automatisch ausfahrbaren Leitern. „Weil es sich dort aber um Freiwillige Feuerwehren handelt, sind die gesetzlich vorgeschriebenen Fristen bei Einsätzen nicht einzuhalten“, sagt Verwaltungschef Ansén. Die ehrenamtlichen Helfer müssen erst von der Arbeit oder zu Hause in die Wachen kommen, was zu viel Zeit kostet.
So bleibt Ammersbek jetzt nichts anderes übrig, als eine eigene Drehleiter anzuschaffen. Bei der Anschaffung des teuren Feuerwehrfahrzeugs erwartet die Gemeinde Zuschüsse. „Das Gerät bringt auch für unsere Feuerwehrleute neue Herausforderungen mit sich“, sagt Horst Ansén. Sowohl bei der Bedienung als auch für die Fahrer seien spezielle Schulungen nötig. Im vergangenen Jahr absolvierten die freiwilligen Helferinnen und Helfer mehr als 100 Einsätze.
Über das Problem wurde schon in den 1990er-Jahren debattiert
Die Debatte um ein eigenes Drehleiterfahrzeug beschäftigte Verwaltung und Gemeindevertreter in Ammersbek schon vor einem Vierteljahrhundert. Bei einer Übung in den 1990er-Jahren hatte sich herausgestellt, dass die dreiteilige Schiebeleiter nicht geeignet ist, um im Ernstfall höhere Etagen zu erreichen. Daraufhin entspann sich ein Streit zwischen der Gemeinde auf der einen Seite sowie Kreisverwaltung und Landesinnenministerium auf der anderen Seite, ob die Hamburger Feuerwehr einspringen dürfe.
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Eine mündliche Vereinbarung über die kostenlose Nachbarschaftshilfe aus Hamburg wurde in Kiel nicht akzeptiert. Erst ein schriftlicher Vertrag brachte das Kieler Ministerium zum Einlenken. In die Verhandlungen war auch der damalige Gemeindewehrführer und jetzige FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Hinrich Sönksen involviert. Zwischenzeitlich stand auch im Raum, die betreffenden Hausbesitzer zu zwingen, auf ihre Kosten nachträglich einen zweiten Rettungsweg zu bauen.
Feuerwehr Bünningstedt zieht in sieben Millionen Euro teuren Neubau
Ammersbek hat in jüngster Vergangenheit etliche Millionen in die Sicherheit investiert. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Bünningstedt beginnen noch in diesem Monat mit dem Umzug in ihr neues Gerätehaus, das rund sieben Millionen Euro gekostet hat. Zuvor war die Wache in Hoisbüttel saniert und erweitert worden.