Fokus liegt jetzt auf Umgestaltung des Parkplatzes am Markt. Architekturbüro gibt Politik Handlungsempfehlung für Auswahl von Investor.
Es sollte der große Rundumschlag werden. Mit dem im August 2020 beschlossenen Rahmenplan für die Ortsmitte war die Hoffnung verbunden, die Glinder City rund um den Marktplatz komplett umzugestalten. Ein Architekt präsentierte im Auftrag eines Hamburger Investors im Jahr darauf einen Entwurf, skizzierte für die rund 30.000 Ouadratmeter größe Fläche ein lebendiges Quartier mit einem Mix aus Wohnen, Einzelhandel und Dienstleistungen. Nur Rathaus, Bürgerhaus und ein Komplex im Norden werden demnach vom Abriss verschont. Passiert ist bislang nichts. Und auf lange Sicht bleibt die voluminöse Modernisierung nur ein Traum. Denn die Eigner von Immobilien und Grundstücken machen mit einer Ausnahme nicht mit. Jetzt gibt es einen neuen Ansatz, wie man in das Projekt einsteigen und zumindest in einem Bereich durch Veränderungen die Attraktivität des Zentrums steigern kann. Dieser wurde von der Politik wohlwollend aufgenommen.
Im Fokus steht der am Markt grenzende Parkplatz. Er gehört der Stadt und umfasst laut Bürgermeister Rainhard Zug mehr als 10.000 Quadratmeter. Die Idee: Glinde verkauft das Areal an einen Investor, der es nach strikten Vorgaben der Kommune entwickelt. Im Fachjargon heißt das Konzeptvergabeverfahren. Es ist ein Wettbewerb, bei dem Unternehmen mit ihren Entwürfen vor ein Preisgericht treten. Über die Voraussetzungen für den Start bis hin zum Abschluss informierte Matthias Baum vom Büro „Architektur + Stadtplanung“ im jüngsten Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz. Als Beispiel nannte er Neustadt im Kreis Ostholstein mit dem 8000-Quadratmeter-Stadtwerkegrundstück.
Namhafte Unternehmen haben Interesse am Marktparkplatz bekundet
Glinde müsste erstmal überprüfen, ob die inhaltlichen Ziele des Rahmenplans auch heute noch gelten sollen. Zug regt zum Beispiel ein Gutachten zu Einzelhandelsflächen an. Womöglich ist der Bedarf geringer als damals. Weitere Aufgaben, die im Vorfeld zu erledigen sind: Erstellung eines Nutzungsmix, die Anzahl der Wohnungen benennen sowie jene von Geschossen in Gebäuden, eine Vorplanung für den Verkehr auch mit Blick auf einen zentralen Bushaltepunkt. Dazu sind Gutachten nötig etwa zum Boden. Und natürlich muss der Grundstückspreis ermittelt werden. Dabei kann man auf den Gutachterausschuss des Kreises zurückgreifen.
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In Neustadt wählte die Jury den Sieger anhand von fünf Bewertungskriterien mit unterschiedlicher Gewichtung aus. Eine Variable war Nachhaltigkeit, Ökologie und Ressourceneffizienz. Alternativ könnte Glinde einen Ideenwettbewerb mit Preisgericht initiieren. Das erlaubt Bewerbern, mehr eigene Akzente zu setzen. Darauf ging Baum aber weniger ein als auf die Konzeptvergabe. Er ist sich sicher, dass es an Kandidaten für das Grundstück nicht mangelt. Das bestätigt der Bürgermeister. Namhafte Unternehmen aus Norddeutschland hätten bereits Interesse bekundet, darunter die Firma Semmelhaack. Sie baut gerade ein Quartier in Glinde auf dem Areal Altes Gleisdreieck mit 31 Reihenhäusern und 89 Wohnungen in zwei Gebäuden mit jeweils vier Geschossen plus Staffelebene, davon 36 öffentlich gefördert, die allesamt vermietet werden.
FDP: City-Manager einstellen, der das Vergabeverfahren begleitet
An der Umsetzung des Rahmenplans will sich laut dem Verwaltungschef nur die Sparkasse Holstein beteiligen, alle anderen Grund- und Immobilieneigner rund um den Marktplatz haben ihm eine Absage erteilt. Das Gebäude des Geldinstituts hat zwei Geschosse, der Bebauungsplan erlaubt eine zusätzliche Ebene. Bei einem Neubau gehe es auch um weitere Wohnungen, so der Bürgermeister. Er will das Konzeptvergabeverfahren auf den Weg bringen. „2024 würde ich gern die Themen definieren“, sagte er im Ausschuss in Richtung der Parteienvertreter.
Peter Michael Geierhaas von der SPD ist diesbezüglich skeptisch: „Die Richtung ist gut. Es macht Sinn, sich den Teil aus dem Rahmenplan herauszugreifen mit den größten Chancen. Ich sehe allerdings nicht, dass die Vorarbeit von der Verwaltung zu leisten ist wegen mangelnder Kapazitäten.“ Ähnlich klingt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Lüder Lückel: „Die Präsentation war überzeugend, wobei über die Art des Verfahrens noch zu reden ist. Das Rathaus ist jedoch nicht in der Lage, die Aufgaben zu bewältigen.“ FDP-Fraktionschef Thomas Kopsch würde deswegen einen City-Manager einstellen, der sich um alle Belange kümmert, die so ein Verfahren beinhaltet. Der Liberale ist ein Befürworter der Konzeptvergabe. Ihm sei bei diesem Prozess die Einbindung der ansässigen Gewerbetreibenden sehr wichtig. Kopsch sagt: „Der Rahmenplan existiert nur noch im Hintergrund als Orientierungshilfe.“
Architekt Matthias Baum rät Glinde zu einem Parkhaus
In dem ist ein Parkhaus oder auch eine Tiefgarage als Ersatz vorgesehen für den Verlust der Pkw-Stellplätze am Markt. Auch hier müsste Glinde eine Entscheidung treffen. Vor allem stellt sich aber die Frage, ob ein Unternehmen willens ist, die Finanzierung zu übernehmen. Es könnte dieses Argument ins Feld führen: Glinde soll das aus dem Erlös des Grundstücksverkaufs selbst bewerkstelligen. Lückel sagt, er würde darauf drängen, dass ein Investor die Kosten für unterirdische Abstellmöglichkeiten trägt. „Dadurch haben wir mehr Platz auf der Fläche und können den Wohnraum massiv erhöhen.“
In dem Entwurf des Architekturbüros „SKAI“ aus 2021 waren 415 Einheiten aufgeführt, weil die vorhandenen ersetzt werden. Der Rahmenplan impliziert die Schaffung von 300 neuen Wohnungen, 100 davon öffentlich gefördert. Der CDU-Vorsitzende Claus Peters betont nochmal die Dringlichkeit: „Wir müssen ins Handeln kommen. Wichtig ist zudem, dass wir Einigkeit herstellen.“ Im Gegensatz zu Lückel präferiert der Christdemokrat eine Parkpalette. Die könne man nämlich leichter zurückbauen, sollte die Nachfrage nach Stellplätzen sinken. Zu einem Parkhaus rät übrigens auch Architekt Matthias Baum.