Glinde. Alle 30 Reihenhäuser am Alten Gleisdreieck sind bezugsfertig. Auf dem Areal entstehen auch 88 Wohnungen mit zwei oder drei Zimmern.
An diesem Nachmittag haben Philipp Wilski, Vertriebsleiter beim Wohnungsunternehmen Semmelhaack, und sein Kollege John Storjohann sechs Besichtigungstermine hintereinander. Interessenten schauen sich Reihenhäuser am Alten Gleisdreieck in Glinde an. 30 Stück gibt es davon, alle können jetzt bezogen werden. Der erste Bauabschnitt des Projekts mit weiteren 88 Wohnungen, darunter 36 öffentlich geförderte, und einem Gemeinschaftsraum in zwei Komplexen mit jeweils fünf Geschossen ist nahezu fertig. Sämtliche Einheiten werden vermietet. Nun ist die Preisliste komplettiert.
Die Wohnungen in den beiden großen Gebäuden im frei finanzierten Segment kosten 14 Euro kalt pro Quadratmeter. Für Menschen mit geringem Einkommen und Berechtigungsschein sind es 6,25 Euro. Die Zahlen hinter dem Komma wurden diese Woche festgelegt, nachdem der Förderbescheid der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) bei Semmelhaack eingegangen war. Die Wohnungen haben zwei oder drei Zimmer, sind zwischen 47 und 97 Quadratmeter groß.
Ein Blockheizkraftwerk versorgt die Gebäude mit Wärme und Strom
Bei den Reihenhäusern, die sich über drei Ebenen erstrecken, mit einer Dachterrasse ausgestattet sind und keinen Keller haben, zahlen Mieter 1780 oder 1830 Euro kalt je nach Lage. Die Größen: 131 oder 135 Quadratmeter. 15 Parteien bewohnen schon ihr neues Zuhause, darüber hinaus sind sechs Verträge unterschrieben. Die ersten Menschen im neuen Quartier müssen noch ein bisschen warten, ehe ihr Grundstück in tadellosem Zustand ist. Neben den ebenerdigen Terrassen sind an vielen Stellen Sandhügel. „Wir haben vergangene Woche angefangen, die Gärten herzustellen“, sagt Wilski.
Inzwischen ist im angrenzenden Mehrfamilienhaus auch das Blockheizkraftwerk in Betrieb. Es versorgt alle Objekte mit Wärme und Strom. Als Übergangslösung hatte Semmelhaack für die Reihenhäuser eine mobile Heizanlage eingesetzt. „Die hat Probleme gemacht, es gab Ausfälle. Das war ärgerlich für die Mieter und auch für uns“, so Wilski, der im Februar mit der Wohnungsvergabe beginnt für die Immobilie, die sich in der Mitte des Areals befindet. Ende des zweiten Quartals 2024 sei das Haus bezugsfertig. 90 Prozent der Außenarbeiten sind laut dem Vertriebsleiter erledigt, ein Kran wird nicht mehr benötigt.
Auf einer Warteliste sind rund 500 Personen registriert
Die Wohnungen haben dreifach verglaste Fenster, elektrische Rollläden sowie Balkon oder Terrasse. Man muss nicht unbedingt Treppen steigen. Hoch und runter geht es auch per Fahrstuhl. Im Staffelgeschoss werden gerade Bodenfliesen gelegt. Klempner Frank Brummund bringt dieser Tage mit zwei Kollegen Toilettenschüsseln und Waschtische an. Die Steckdosen fehlen noch. Man ist jetzt mittendrin im Innenausbau. Die Gewerke sind hier von montags bis freitags aktiv. An Wochenenden müssen die Fachkräfte nicht ran. „Weil wir noch voll im Zeitplan sind“, sagt Wilski. Spätestens im März 2025 soll auch das zweite Mehrfamilienhaus an der Möllner Landstraße bewohnbar sein.
Darin ist ein Gemeinschaftsraum, der zur Miete angeboten wird. Hier könnte ein ambulanter Pflegedienst unterkommen. Einen solchen hat Semmelhaack für sein Seniorenquartier in Oststeinbek neben der Feuerwehrwache gewonnen. Unter dem Haus gibt es eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen. 30 im Außenbereich stehen Besuchern zur Verfügung. Auf dem Gelände ist zudem eine Stromtankstelle für Elektroautos errichtet. Mülltonnen sieht man nicht. Außerhalb der Gebäude sind Sammelbehälter im Boden verbaut. Im Fachjargon nennt sich das Unterflursystem.
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Wer am Alten Gleisdreieck wohnt, benötigt nur ein paar Schritte bis ins Stadtzentrum mit seinen Einkaufsmöglichkeiten und dem Marktplatz. Zweimal pro Woche verkaufen Händler dort unter anderem Obst, Gemüse, Fisch und Blumen. Auf einer Warteliste, die stetig fortgeschrieben wird und schon seit Längerem existiert, hat die Firma Semmelhaack rund 500 Interessenten registriert. Womöglich ist der eine oder andere inzwischen bei der Wohnungssuche woanders fündig geworden und hat sich nicht streichen lassen. Diese Erfahrung hat das Unternehmen mit Sitz in Elmshorn in Oststeinbek schon gemacht. Dass es zu einer Komplettbelegung kommt, gilt aber als sicher. Denn der Bedarf ist auch im Hamburger Speckgürtel groß.
Das Investitionsvolumen beträgt 34 Millionen Euro
Seit Mai 2022 malochen Handwerker auf dem Gelände in Glinde. Trotz allgemeiner Baukostensteigerung wird Semmelhaack das Budget nicht überziehen. 34 Millionen Euro beträgt das Investitionsvolumen. „Wir haben einen Generalunternehmer engagiert, der wiederum Materialien früh eingekauft und gelagert hat“, sagt Wilski. An der Straße am Sportplatz ist auf der Seite der neuen Immobilien ein Gehweg entstanden, der in Richtung City vervollständigt werden muss. Hinter den Gebäuden wird noch ein Wanderweg angelegt. Am Verkehrskreisel an der Ecke zur Möllner Landstraße beteiligt sich die Firma mit 425.000 Euro. Er wird zu einem späteren Zeitpunkt gebaut. Fertig ist hingegen das Regenrückhaltebecken.
Das Wohnbauprojekt hat in Glinde nicht nur Befürworter. Eine Bürgerinitiative wollte das Areal im ursprünglichen Zustand mit Bäumen erhalten. Sie ging gegen den Bebauungsplan vor. Zuständig war das Oberverwaltungsgericht Schleswig. Wenige Tage vor der ersten mündlichen Verhandlung zog die Gruppe ihre Klage zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Bau bereits begonnen.