Reinfeld. Heizung und Toilette sind kaputt. Doch repariert werden sollen die Schäden nicht. Die Tage des Gotteshauses sind wohl ohnehin gezählt.

Für schlechte Nachrichten gibt es selten einen guten Zeitpunkt – und doch ist er in diesem Fall wohl besonders ungünstig. Kurz vor Weihnachten teilt die katholische Pfarrei St. Ansverus mit, dass in der St.-Marien-Kirche in Reinfeld bis zum 31. März 2024 keine Gottesdienste veranstaltet werden. Der vorerst letzte hat am 9. Dezember stattgefunden. Der nächste wird voraussichtlich erst wieder am Ostermontag, 1. April, sein.

Die Entscheidung des Pfarrpastoralrates und des Pastoralteams sei nach Rücksprache mit der Reinfelder Gottesdienstgemeinde gefallen. Grund sei der bauliche Zustand: „Die Kirche lässt sich derzeit weder beheizen noch steht eine funktionierende Toilette zur Verfügung“, heißt es im aktuellen Newsletter der katholischen Pfarrei, den Ansverus-News.

Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag wird nach Bad Oldesloe verlegt

Das bedeutet auch, dass geplante Weihnachtsgottesdienste ausfallen müssen, wie Diakon Tobias Riedel auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt. „Es war in Reinfeld ein Gottesdienst geplant, nämlich am Montag, 25. Dezember, um 11.30 Uhr.“ Dieser Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag sei nun auf die St.-Vicelin-Kirche in Bad Oldesloe verlegt worden.

Ein Überblick über alle Gottesdienste der katholischen Pfarrer St. Ansverus sind unter www.sankt-ansverus.de/weihnachtsgottesdienste-2023/ im Internet zu finden. An allen Stormarner Standorten in Ahrensburg, Bargteheide, Großhansdorf, Trittau und Bad Oldesloe finden an den Weihnachtsfeiertagen diverse Gottesdienste statt.

Toilette und Heizung werden während der Winterpause nicht repariert

Für Reinfelder bietet sich die St.-Vicelin-Kirche in der Kreisstadt (Vicelinstraße 1) als nächstgelegener Standort an. Dort finden am Sonntag, 24. Dezember, um 15.30 Uhr die Krippenfeier und um 23 Uhr die Christmette sowie am Montag, 25. Dezember, und am Dienstag, 26. Dezember, jeweils um 11.30 Uhr die Heilige Messe statt.

Doch der Ersatz ist für die Katholiken in Reinfeld vermutlich nur ein schwacher Trost. Denn: Eine Rückkehr zur Normalität ist in Reinfeld nicht in Sicht. Toilette und Heizung werden während der Winterpause nicht repariert werden. Riedel: „Der Kirchenvorstand hat entschieden, diese Reparaturen bis auf Weiteres nicht zu beauftragen.“ Beide Reparaturen würden laut Diakon fünfstellige Summen kosten. „Diese Kosten sind aus Sicht des Kirchenvorstandes nicht darstellbar, weil wir davon ausgehen, dass wir uns im Zuge der Immobilienreform von der Kirche St. Marien in Reinfeld trennen müssen“, so Riedel.

Kurz vor Weihnachten entscheidet sich die Zukunft der Gotteshäuser

Eine finale Entscheidung in dieser Sache werde wohl noch vor Weihnachten fallen. „Am 19. Dezember tagt dazu der Kirchenvorstand“, so Riedel. Danach soll zeitnah die Öffentlichkeit informiert werden. Wie berichtet, hatte das Erzbistum Hamburg im Februar bekannt gegeben, im Zuge einer großen Immobilienreform fast alle Kirchen der Pfarrei St. Ansverus im Kreis aufgeben zu wollen.

Die katholischen Kirchen St. Vicelin in Bad Oldesloe, Heilig Geist in Großhansdorf, St. Marien in Reinfeld, St. Michael in Bargteheide und St. Marien in Trittau sollten demnach in den kommenden Jahren verkauft werden. In Stormarn sollte nur St. Marien in Ahrensburg bleiben, außerdem die Standorte in Mölln und Ratzeburg im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg.

Nach Bekanntwerden der Pläne waren viele Katholiken schockiert

Nach Bekanntwerden der Pläne hatten viele Gemeindemitglieder schockiert reagiert und angekündigt, für den Erhalt ihrer Kirchen zu kämpfen. Katholiken schrieben Briefe an den Bischof, sammelten Unterschriften. In Bad Oldesloe hat sich im September der Förderverein Gemeinde St. Vicelin Bad Oldesloe gegründet, dessen Mitglieder rund um den Vorsitzenden Vinzenz Kieslich für ihre Kirche kämpfen wollen.

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Eigentlich hätte die Entscheidung längst fallen sollen, war ursprünglich für Sommer angekündigt. Das Konzept war seinerzeit überraschend noch nicht vom Hamburger Erzbischof Stefan Heße genehmigt worden. „Hintergrund ist ein Dissens zwischen dem Erzbischöflichen Generalvikariat und der Pfarrei über das Verfahren der Erarbeitung des Konzepts“, hieß es damals im Newsletter der Pfarrei. Die Regelungen des Erzbistums hätten ursprünglich vorgesehen, dass die Pfarreiliche Immobilienkommission (PIK) mindestens zwei Konzepte erarbeitet, die pastoral sinnvoll und finanziell nachhaltig sein müssen. Davon sollte eines ausgewählt und vom Kirchenvorstand beschlossen werden.

Verein zur Rettung der Oldesloer Kirche hat Vorschläge für den Erhalt gesammelt

Es wurde aber nur ein Konzept erarbeitet. Das Erzbischöfliche Generalvikariat hatte dazu mündlich seine Zustimmung gegeben. Das Konzept wurde dem Kirchenvorstand vorgelegt und positiv beschieden. Doch auf den formellen Ausnahmeantrag der Pfarrei hat das Generalvikariat wider Erwarten negativ reagiert. Die Kommission musste sich erneut mit der Thematik befassen und wurde beauftragt, mindestens ein weiteres Konzept vorzulegen.

In der Zwischenzeit hat der Verein zur Rettung der St.-Vicelin-Kirche in Bad Oldesloe Vorschläge gemacht, wie ihre Kirche erhalten werden kann, dabei laut Aussage des Vorsitzenden stets Kontakt zur Immobilienkommission gehalten. Ob diese Bemühungen letztendlich Früchte tragen, bleibt abzuwarten.