Ahrensburg. Erweiterung in Ahrenburg sollte vor einem Jahr 6,6 Millionen Euro kosten. Jetzt ist es viel mehr. Politiker finden deutliche Worte.

66 moderne Arbeitsplätze soll der Anbau ans Ahrensburger Rathaus auf einer Bruttogrundfläche von knapp 3000 Quadratmetern bieten. Außerdem Besprechungsräume, die abends auch für Sitzungen der politischen Ausschüsse und der Parteien genutzt werden können. Eine Tiefgarage für 27 Autos, Teeküchen mit Loggien in jeder Etage und eine gläserne Brücke zum denkmalgeschützten alten Verwaltungsgebäude runden das Konzept ab. Ob es jedoch tatsächlich so realisiert wird, ist ungewiss: Kommunalpolitikern aller Fraktionen sind die geschätzten Kosten von rund 11,1 Millionen Euro viel zu hoch.

Von 6,6 Millionen Euro war die Rede, als die Stadtverordneten im November 2022 der Entwurfsplanung für die Variante mit der kontrovers diskutierten Tiefgarage zustimmten (21 Ja- und 16 Neinstimmen bei einer Enthaltung). „Die Steigerung ist einfach ein bisschen viel“, sagte Detlef Levenhagen (CDU) am Dienstagabend in der Sitzung des von ihm geleiteten Hauptausschusses. Seine Partei hatte vor einem Jahr geschlossen für das Projekt votiert. Die weiteren Jastimmen kamen von der SPD.

Anbau ans Ahrensburger Rathaus: Kritik an hohen Kosten

„Man sollte versuchen, die Kosten zu senken“, ergänzte Uwe Gaumann (CDU). Beispielsweise seien die sogenannten Doppelparker in der Tiefgarage – in dem System parken zwei Autos übereinander – sehr teuer. Grundsätzlich sei es allerdings wichtig, für die Verwaltung gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, so Gaumann. Das sei eine Voraussetzung, um bei dem sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel fähige Mitarbeiter zu finden und zu halten.

Bernd Buchholz, FDP-Stadtverordneter: „Wir sehen das gesamte Projekt bei den immens steigenden Kosten noch kritischer als ohnehin schon.“
Bernd Buchholz, FDP-Stadtverordneter: „Wir sehen das gesamte Projekt bei den immens steigenden Kosten noch kritischer als ohnehin schon.“ © dpa | Frank Molter

Weitaus deutlichere Worte wählte Bernd Buchholz (FDP). „Wir sehen das gesamte Projekt bei den immens steigenden Kosten noch kritischer als ohnehin schon“, sagte er. „Die Arbeitswelt hat sich im vergangenen Jahrzehnt stark verändert.“ Man müsse sich fragen, ob in Zukunft überhaupt so viele Büroräume nötig seien. Es gebe auch viele Verwaltungsmitarbeiter, die an drei von fünf Wochentagen im Homeoffice seien.

Wählergemeinschaft erinnert an Zusage, dass der Neubau nicht teurer wird

Der Wählergemeinschaft WAB ist die Investitionssumme ebenfalls viel zu hoch. Laut Bauamt im Rathaus ist der Baukostenindex seit dem Ideenwettbewerb zum Anbau im April 2021 nämlich um rund 31 Prozent gestiegen. Bei der Kostenschätzung liegt das Plus bei fast 70 Prozent.

WAB-Fraktionschef Peter Egan erinnerte sich an den Beschluss für den aktuellen Entwurf. „Damals wurde geschworen, dass die 6,6 Millionen Euro reichen würden und darin sogar schon ein Puffer enthalten sei.“ Er regte an, sich über mögliche Alternativen Gedanken zu machen. „Das kann zum Beispiel ein reiner Versorgungskeller ohne Garage sein oder auch ein Obergeschoss weniger“, so Egan.

Einwohnerzahl ist seit 1970 von 25.000 auf mehr als 34.000 gestiegen

Die Grünen hatten ohnehin gegen die Tiefgarage gestimmt. Stellplätze könnten auch woanders gemietet werden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Belá Randschau fasste die Einwände so zusammen: „Ich glaube, unsere Nachricht ist gesetzt und angekommen.“

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Das Ende 1970 eingeweihte Ahrensburger Rathaus hatte rund 70 Büroräume, fünf Sitzungszimmer und eine Kantine, die inzwischen auch in Arbeitsplätze umgewandelt wurde. Damals hatte Stormarns größte Stadt rund 25.000 Einwohner, heute sind es mehr als 34.000. Weil der Platz längst nicht mehr reicht, wurde unter anderem das Bauamt ins angemietete Rathaus-Nord im Gewerbegebiet ausgelagert. Laut Personalrat sind dort 72 Kollegen beschäftigt. Hinzu kommen acht Beschäftigte im Holzpavillon neben dem Altbau, der irgendwann abgerissen werden muss.

Entwurf mit konkreter Kostenberechnung soll im Mai vorliegen

„Wir haben jetzt schon sehr flexible Modelle mit Desksharing“, sagte Bürgermeister Eckart Boege. Er warb erneut für die Erweiterung und die Konzentration auf einen Standort. „Im Rathaus-Nord werden wir es nicht schaffen, neue Arbeitswelten zu ermöglichen.“

Eine konkretere Entscheidungsgrundlage sollen die Kommunalpolitiker im Mai kommenden Jahres vorliegen haben. Bis dahin soll der detaillierte Entwurf für den Neubau mit einer belastbaren Kostenberechnung vorliegen. Denn bei allen bisher genannten Zahlen handelt es sich um Schätzungen.

Sollte es zu keinen weiteren Verzögerungen kommen, könnte im Frühjahr 2025 Baubeginn für das dreigeschossige Gebäude sein. Im Herbst 2026 sollen dann alle Verwaltungsmitarbeiter wieder unter einem Dach an der nach einem früheren Bürgermeister benannten Manfred-Samusch-Straße tätig sein.