Ahrensburg. Durch den Woldenhorn-Tunnel fahren täglich mehr als 20.000 Autos. Der Trog muss dringend saniert werden. Die Zeit drängt.

Die Zeit drängt: Damit es in Ahrensburg nicht zum Verkehrschaos kommt, muss der Woldenhorn-Tunnel in der Innenstadt saniert sein, bevor die Bauarbeiten für die neue S-Bahnlinie 4 beginnen. Gutachter haben an dem sogenannten Trog schwere Mängel festgestellt. „Die schnellstmögliche Beauftragung der Vermessung und der Betonuntersuchung ist notwendig, um Anfang 2024 mit der Planung beginnen zu können“, so das Bauamt im Rathaus. Dieser Einschätzung konnten die Stadtverordneten bei ihrer jüngsten Sitzung folgen und gaben 40.000 Euro für die außerplanmäßige Ausgabe frei.

Der Ausbau der Bahnstrecke mit zusätzlichen Gleisen verwandelt Ahrensburg von 2027 bis 2029 in eine Großbaustelle. Mehrere Straßen- und Bahnbrücken müssen neu errichtet oder erweitert sowie Lärmschutzwände aufgestellt werden. Das hat etliche Straßensperrungen zur Folge. Für einen möglichst reibungslosen Ablauf auf den Umleitungen muss das Nadelöhr Woldenhorn-Tunnel durchgehend frei sein. Angedacht ist die Planung für das kommende Jahr und die Sanierung der Fahrbahn 2025.

Woldenhorn-Tunnel in Ahrensburg: Offenbar gab‘s Pfusch am Bau

Die sollte eigentlich früher erledigt sein. Denn bereits vor rund drei Jahren hatten Gutachter dem Bauwerk auf einer Skala von 1 bis 4 die Note 2,8 gegeben, was „noch ausreichend“ bedeutete. Bei 3,0 beginnt „nicht ausreichend“. Unter anderem hatten die Ingenieure bis zu fünf Zentimeter tiefe Spurrillen, Risse und Absackungen im Asphalt festgestellt. Offenbar war auch beim Bau gepfuscht worden: Fugen seien nicht fachgerecht ausgebildet, die Belagsstärke schwanke zwischen fünf und 15 Zentimeter.

Die drei Straßenarme müssen abschnittsweise gesperrt werden.
Die drei Straßenarme müssen abschnittsweise gesperrt werden. © Frank Hasse

Die Kommunalpolitiker im Bau- und Planungsausschuss beschäftigten sich schon im März 2021 mit dem Thema. „Wenn man nichts macht, ist die Lebensdauer nicht mehr sicher“, sagte der damalige Tiefbauamtsleiter. Der Tunnel werde mit der Zeit sicher nicht besser, die Reparaturkosten nicht niedriger. Die damals geschätzten 1,9 Millionen Euro dürften wegen der drastischen Preissteigerungen in der Branche heute bei Weitem nicht mehr ausreichen.

Wegen des Personalmangels im Rathaus lag das Projekt auf Eis

Wegen des Personalmangels im Tiefbauamt – für freie Stellen finden sich keine Bauingenieure – lag das Projekt bis jetzt auf Eis. Auch die für 2024 angestrebte Erledigung musste verschoben werden.

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Bei seiner Einweihung im Juni 1990 hatte der Woldenhorn-Tunnel das Ende der Bahnschranken in der City bedeutet. Er ersetzte drei Bahnübergänge, vor denen sich regelmäßig lange Schlangen bildeten. Mehr als 2500 Bürger verfolgten die feierliche Einweihung. Der Bauleiter sprach nach der nur etwas mehr als zweijährigen Bauphase stolz von einem „wegweisenden Projekt“. Da ahnte noch niemand, dass sich an dem Ahrensburger „Jahrhundertbauwerk“ nach nur 30 Jahren schwere Schäden zeigen werden.

Die mehrmonatige Sanierung ist stark wetterabhängig: Es darf nicht regnen, und der Untergrund muss trocken sein. Die drei Tunnelarme können nacheinander gesperrt werden, sodass nicht der komplette Verkehr ausgebremst wird.