Ahrensburg. Machbarkeitsstudie für Alten Speicher in Ahrensburg geplant. Mehr wird in kommenden zehn Jahren aber wohl nicht passieren.

Es ist eine schier endlose Geschichte: Seit mittlerweile acht Jahren diskutiert Ahrensburg, wie es weitergeht mit dem maroden Alten Speicher hinter dem Marstall. Ende 2015 sprach sich eine knappe Mehrheit der Stadtverordneten dafür aus, den denkmalgeschützten ehemaligen Kornspeicher von 1895 vom ehemaligen Eigentümer des benachbarten Park Hotels zu erwerben. 2016 ging das dreistöckige Backsteingebäude in das Eigentum der Stadt über.

600.000 Euro zahlte Ahrensburg für den Speicher, wobei zwei Drittel über ein Förderprogramm vom Land zurückerstattet wurden. Seitdem liegt das Gebäude brach und verfällt. Noch immer gibt es in Ahrensburg keinen Plan, was aus der historischen Immobilie werden soll, geschweige denn, was eine Sanierung kostet. Klarheit soll nun eine Machbarkeitsstudie bringen. Dafür hat Ahrensburgs Bau- und Planungsausschuss jetzt 51.000 Euro bereitgestellt.

Alter Speicher Ahrensburg: Sanierung oder Abriss? Antwort kostet 51.000 Euro

„Die Machbarkeitsstudie dient als Entscheidungsgrundlage, wie wir weiter verfahren“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. Das Hamburger Planungsbüro Stadtentwicklungs- und Erneuerungsgesellschaft (Steg), das die Verwaltung bereits bei der Ideenwerkstatt im November 2022 unterstützt hat, soll den baulichen Zustand des Gebäudes untersuchen und prüfen, welche Nutzungen denkbar sind. Außerdem sollen die Experten eine Schätzung der Kosten einer Sanierung abgeben.

Mögliche Nutzungen wurden in der Vergangenheit zahlreich diskutiert. In der Ideenwerkstatt, einem Workshop mit Interessengruppen, Vereinen und interessierten Bürger, hatten sich zuletzt vier Varianten herauskristallisiert: ein Umbau zum Jugendgästehaus (Vorschlag des Kinder- und Jugendbeirates), eine Erlebnisbrauerei (Idee des Historischen Arbeitskreis), die Einrichtung einer Dauerausstellung zum Thema Zwangsarbeit (Vorschlag des Runden Tisches für Zivilcourage und Menschenrechte) oder eine Nutzung für Gastronomie in Kombination mit einer Ausstellung der archäologischen Eiszeitfunde aus dem Ahrensburger Tunneltal (Konzept des Vereins Zukunftsspeicher).

Alter Speicher Ahrensburg: Auf der Prioritätenliste steht das Projekt derzeit nicht sehr weit oben

„Es ist notwendig zu wissen, was überhaupt machbar ist“, sagt Kania. Erweise sich eine Idee als aufgrund der Bausubstanz nicht umsetzbar, müsse man sie nicht weiter verfolgen. Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie ist vollkommen offen. Möglich auch, dass am Ende die Erkenntnis steht, dass das marode Gebäude nicht mehr oder nur mit immensem Kostenaufwand zu retten ist.

Schon jetzt ist klar, dass eine Sanierung in naher Zukunft ausgeschlossen ist. Zu viele andere, drängendere Bauvorhaben stehen in Ahrensburg auf der Agenda. Allein der Abriss und Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten in den Jahren 2025 bis 2028 kostet aktuellen Schätzungen zufolge rund 105 Millionen Euro und wird einen Großteil der finanziellen und personellen Ressourcen der Schlossstadt binden.

Alter Speicher Ahrensburg: Sanierung muss bis 2037 umgesetzt sein, um Fördergeld zu erhalten

Ende 2021 hatte Kania einen Baubeginn nicht vor 2026 in Aussicht gestellt. Inzwischen erscheint selbst dieser Termin fragwürdig. Angestrebt wird laut Verwaltung eine Sanierung in den nächsten zehn Jahren. Dennoch hatte Stadtplaner Kay Renner im Vorfeld der Ausschusssitzung vehement dafür geworben, das Geld für die Machbarkeitsstudie zur Verfügung zu stellen.

Renner verweist vor allem auf drei Gründe: den voranschreitenden Verfall des Speichers, für den aufgrund des Denkmalschutzes gemäß Baugesetzbuch ein Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot gilt, die Gefahr, dass die Fördermittel, die Ahrensburg für den Erwerb des Gebäudes erhalten hat, vom Land zurückgefordert werden könnten, sollte das Projekt nicht umgesetzt werden, und die zeitliche Frist des Städtebauförderprogramms „Lebendige Zentren“, das 2037 ausläuft. Bis dahin müsse die Sanierung umgesetzt werden, um bis zu zwei Drittel der Kosten gefördert zu bekommen.

Alter Speicher: Ahrensburgs Anteil für die Untersuchung liegt bei 17.000 Euro

Angesichts des Vorlaufs, den ein solches Projekt benötige, müssten jetzt weitere Schritte eingeleitet werden. Zumal erst nach Vorlage der Ergebnisse der baulichen Untersuchung und Kostenberechnung für einzelne Nutzungsvarianten die personellen Kapazitäten, die Finanzierbarkeit und die zeitliche Abwicklung überprüft werden könnten.

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„Großprojekte dieser Art setzen voraus, dass zunächst Zeit und Geld investiert werden müssen, um eine abschließende Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten“, so Renner. Der Stadtplaner weist zudem darauf hin, dass auch von den Kosten für die Machbarkeitsstudie zwei Drittel von der Städtebauförderung getragen werden, sodass Ahrensburgs Eigenanteil nur rund 17.000 Euro beträgt.

Politiker votieren im Ausschuss einstimmig für die Machbarkeitsstudie

Bei der Politik lösten diese Aussichten zwar keine Jubelstürme aus, dennoch wurde die Verwaltungsvorlage am Ende einstimmig angenommen. Bei der Machbarkeitsstudie handele es sich um eine erste Betrachtung, die keine Beschlüsse über eine Sanierung und die künftige Nutzung vorwegnehme, betont der Vorsitzende des Bau- und Planungsausschusses, Markus Kubczigk (SPD). „Wir schauen in einem ersten Schritt ganz grob, was machbar ist.“ Es gehe auch darum, zu prüfen, welche Investitionen notwendig seien, um den Speicher vor einem weiteren Verfall zu schützen.

Sie habe zugestimmt, auch wenn der Speicher für die Grünen derzeit „kein Projekt mit Priorität“ sei“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Nadine Levenhagen. „Wir müssen endlich wissen, worüber wir reden, ob wir dieses Gebäude überhaupt erhalten können oder es so marode ist, dass wir das Projekt abschreiben.“

CDU und FDP stimmen zu, sehen das Projekt aber weiterhin kritisch

Genau so sieht es Detlef Steuer (WAB). „Wir brauchen Klarheit, ob der Speicher noch standhaft und erhaltenswert ist“, sagt der Stadtverordnete von der Wählergemeinschaft. Ohne diese Informationen sei es nicht sinnvoll, nach einem Investor für eine künftige Nutzung zu suchen.

Auch CDU und FDP, die seinerzeit gegen den Erwerb des Speichers gestimmt hatten, votierten jetzt für die Machbarkeitsstudie. „Wir sehen das Ganze nach wie vor sehr kritisch“, sagt der Fraktionsvorsitzende der CDU, Wolfdietrich Siller. Dennoch sei es sinnvoll, „zu wissen, was uns erwartet“. Sein FDP-Pendant Thomas Bellizzi sieht es ähnlich: „Alles steht und fällt mit der Bausubstanz. Wenn herauskommt, dass das Gebäude nicht mehr zu retten ist, was wir befürchten, erübrigt sich jede weitere Diskussion ohnehin.“