Ahrensburg. Planer stellen Ergebnisse des Ideenwettbewerbs für künftige Nutzung des historischen Baus vor. Doch es gibt einen großen Haken.

Was wird aus dem Alten Speicher in Ahrensburg? Seit mittlerweile sechs Jahren beschäftigt die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes hinter dem Marstall Politik und Verwaltung in der Schlossstadt. Immer wieder gab es Vorstöße, um ein Nutzungskonzept für den brach liegenden ehemaligen Kornspeicher von 1895 zu finden, doch wirklich konkret wurde es nie.

Einen Durchbruch sollte eine Ideenwerkstatt bringen, zu der die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Stadtentwicklungs- und Erneuerungsgesellschaft (Steg) aus Hamburg Interessengruppen, Vereine und interessierte Bürger für den 13. November des vergangenen Jahres eingeladen hatte. Die Ergebnisse des vierstündigen Workshops wurden jetzt im Bau- und Planungsausschuss vorgestellt. Ideen, so wurde bei der Präsentation deutlich, haben die Ahrensburger für den historischen Speicher durchaus viele, doch am Ende überwog die Ernüchterung. Denn: Ob und wann etwas von den Vorschlägen Realität wird, ist weiterhin ungewiss.

Viele Ideen für Ahrensburgs Alten Speicher, doch die Umsetzung ist ungewiss

2016 hatte die Stadt Ahrensburg den Alten Speicher vom Eigentümer des benachbarten Park Hotels zurückgekauft, nachdem sie ihn 1999 an diesen veräußert hatte. 600.000 Euro zahlte die Schlossstadt, wobei zwei Drittel über ein Förderprogramm vom Land zurückerstattet wurden. Ziel ist eine denkmalgerechte Sanierung des dreistöckigen Backsteinbaus, der seit Jahren leer steht und vom Verfall bedroht ist.

Bei der Ideenwerkstatt hatten vier Organisationen ihre Wünsche für den Speicher an Thementischen vorgestellt. Der Kinder- und Jugendbeirat möchte das Gebäude zu einem Jugendgästehaus umbauen. Der Historische Arbeitskreis Ahrensburg spricht sich für eine Erlebnisbrauerei aus, in welcher ein „Ahrensburger Bier“ hergestellt werden könnte, oder alternativ für eine „gläserne Bäckerei“, in welcher die Gäste dabei zusehen können, wie Brot und Kuchen gebacken werden.

Bürger wollen Museum, Veranstaltungsraum, Restaurant oder Kita

Der Runde Tisch für Zivilcourage und Menschenrechte möchte im Speicher eine Dauerausstellung zum Thema Zwangsarbeit einrichten. Und der erst im vergangenen Sommer gegründete Verein Zukunftsspeicher kann sich eine Nutzung für Gastronomie in Kombination mit einer Ausstellung der archäologischen Eiszeit-Funde aus dem Ahrensburger Tunneltal vorstellen. Parallel hatten die Besucher die Möglichkeit, das Innere des Alten Speichers zu besichtigen. Rund 300 Ahrensburger kamen – ein Erfolg, der das öffentliche Interesse an dem Gebäude unterstreiche, findet die Verwaltung.

„Von den Bürgern wurden vor allem eine Nutzung als Museums- und Veranstaltungsraum, für Ateliers, als Restaurant und als Begegnungsstätte genannt“, so Tobias Holtz, Stadtplaner bei der Steg. Doch auch die Umgestaltung zu Co-Working-Spaces, als Fläche für Start-Ups und Kleingewerbe, als Kita oder zu Wohnraum für Betreutes Wohnen seien mehrfach vorgeschlagen worden.

Politiker äußern Zweifel an Umsetzbarkeit der Ideen

Die Ahrensburger Verwaltung plädiert dafür, nun den Planungsprozess zu beginnen. Das bedeutet, dass mehrere Varianten konkretisiert werden, um einen Überblick über Flächenbedarfe, Raumprogramm, Betrieb und Finanzierung sowie vor allem die Kosten zu bekommen. Im Anschluss müsste die Politik sich für eine Vorzugsvariante entscheiden. Den Zeitraum, bis es so weit ist, schätzt Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege auf acht Monate. „Wir wollen Ihnen im Herbst etwas vorlegen, auf dessen Grundlage weitergearbeitet werden kann“, sagte er. Dazu hole die Verwaltung zurzeit Angebote von externen Planern aus dem Bereich Hochbau ein, welche die Rathausmitarbeiter unterstützen sollen.

Unter den Politikern gab es jedoch Zweifel, auch, wenn die Vorschläge der Ideenwerkstatt grundsätzlich Zuspruch bekamen. Grund ist, dass die Verwaltung wegen der angespannten personellen und finanziellen Situation und mehrerer Großprojekte, darunter der Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten für rund 80 Millionen Euro, keine Zusage machen möchte, ob eine Sanierung des Speichers überhaupt kurz- oder mittelfristig umsetzbar ist.

SPD-Vertreter: „Dürfen nicht zu viele Erwartungen wecken“

„Wir müssen aufpassen, dass wir jetzt nicht Erwartungen wecken, die wir nicht erfüllen können“, gab Bela Randschau (SPD) deshalb zu bedenken. „Ich sehe dieses Projekt nicht in den nächsten zehn Jahren“, sagte Nadine Levenhagen (Grüne) und warnte: „Wenn wir jetzt ein Konzept beschließen, es dann aber nicht zeitnah umsetzen, können sich die Raumbedarfe vollkommen geändert haben und wir fangen von vorn an.“ Thomas Bellizzi (FDP) bereiten vor allem die finanziellen Folgen des Projektes Bedenken. „Das Konzept muss so aussehen, dass sich ein wie auch immer gearteter Betrieb selbst trägt“, mahnte er. Der Alte Speicher dürfe nicht zum „Groschengrab“ werden.

Carola Behr (CDU) forderte, die Verwaltung müsse zunächst Klarheit darüber schaffen, in welchem baulichen Zustand der Speicher überhaupt sei. Ein versprochenes Gutachten zur Statik liege noch immer nicht vor. „Wir müssen wissen, was das Gebäude überhaupt hergibt, bevor wir entscheiden, da Geld reinzustecken“, sagte sie und ergänzte: „Der Ideenwettbewerb war uns gar nicht so wichtig, Ideen gab es schon vorher genug.“ Ihr Fraktionskollege Burkhart Bertram sagte: „Es muss vorher klar sein, dass, egal, was für ein Konzept letztlich rauskommt, dieses auch umgesetzt wird.“

Gutachten zur Statik des Gebäudes soll bald vorgestellt werden

Detlef Levenhagen (CDU) wollte von der Verwaltung wissen: „Kann es sein, dass wir feststellen, dass der bauliche Zustand so schlecht ist, dass wir nur noch abreißen können?“ Das verneinte Kay Renner, Stadtplaner der Ahrensburger Verwaltung. Ein Grundlagengutachten zum baulichen Zustand des historischen Gebäudes liege inzwischen vor und werde bei nächster Gelegenheit im Bauausschuss vorgestellt.

Renner betonte: „Um eine Aussage zu Ihren Fragen treffen zu können, insbesondere zu den Kosten, müssen wir die einzelnen Varianten sehr konkret anplanen, sonst schauen wir in die Kristallkugel.“ Bürgermeister Eckart Boege sagte: „Bei Großprojekten dieser Art gibt es immer die Gefahr, dass man zuerst Zeit und Geld investieren muss, um zu einer Entscheidung zu kommen.“

Ahrensburgs Politiker stehen vor Grundsatzentscheidung

Ahrensburgs Politiker stehen laut Boege deshalb vor einer Grundsatzentscheidung: Sollen die nächsten Planungsschritte zeitnah angeschoben werden, auch wenn der Zeitpunkt der Umsetzung ungewiss ist oder nicht? „So ein Projekt braucht jahrelangen Vorlauf“, gab Stadtplaner Renner zu bedenken. „Wenn wir in den nächsten zehn Jahren anfangen wollen, müssen wir die weiteren Schritte jetzt einleiten, egal, ob es letztlich 2026 oder 2030 wird.“ Die Debatte soll im März weitergeführt werden.