Steinburg. Lichterfahrt von Eichede zur Hamburger Klinik. Die Benefizaktion hilft krebskranken Kindern. TV-Star Fabian Harloff packt mit an.
Zwei Stunden vor dem Start sind Tontechniker Florian Sliwinski (33) und DJ Mark Käding (46) schon schwer im Einsatz. Auf einem Anhänger, der als Bühne dient, ist eine kleine Holzhütte montiert. Darin befindet sich ein Teil ihres Equipments, etwa ein Laptop und das Mischpult. Davor stehen vier große Lautsprecherboxen. Die beiden Männer aus Henstedt-Ulzburg machen einen Soundcheck, bringen Kameras an. Ihr Job an diesem Tag: Sie moderieren den Livestream für den Trecker-Konvoi vom Steinburger Ortsteil Eichede im Kreis Stormarn zum Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wo krebskranke Kinder mit Geschenken überrascht werden. Doch nicht nur das: Es wird auch wieder ein Spendenscheck übergeben.
Die Höhe der Summe wissen die beiden Ehrenamtler zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Organisatoren lüften das Geheimnis erst bei Ankunft – nach rund viereinhalb Stunden Fahrt am Sonnabendabend. Der Verein Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum erhält diesmal 50.000 Euro. Das ist Rekord. Hinzu kommen Sachspenden im Wert von 6000 Euro. Es ist die vierte Tour der weihnachtlich geschmückten Trecker mit Endpunkt UKE seit 2020. Die Kolonne mit Landwirten aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, Hamburg sowie Niedersachsen umfasst 35 Fahrzeuge.
Fabian Harloff hilft beim Bepacken des Lastwagens mit Geschenken
Das Hilfsprojekt trägt den Namen „Wir bringen euch zum Strahlen“. Es ist für Sliwinski und Käding eine Selbstverständlichkeit, sich für eine gute Sache zu engagieren. „Das ist sehr emotional. Und was wir hier erleben, kann man mit Geld nicht aufwiegen“, sagt der Discjockey. Käding meint damit zum Beispiel den Moment der Übergabe von Präsenten an die kleinen Patienten sowie den Zuspruch aus der Bevölkerung. Trotz Schmuddelwetters versammeln sich wieder Tausende Menschen an den Straßen und beklatschen die Karawane.
Viele verfolgen den Livestream und machen sich erst auf den Weg, kurz bevor die Trecker ihren Ort passieren. Es gibt aber auch solche, die den Beginn der Übertragung, diesmal flankiert von zehn Drohnen, die Bildmaterial aus der Höhe liefern, gar nicht abwarten können. „Wir hatten schon am Vormittag gegen 10 Uhr rund 300 Personen gleichzeitig auf dem Stream“, sagt Sliwinski. Während der Tontechniker noch tüftelt, hilft der in der Nähe vom Großensee lebende TV-Star Fabian Harloff, den Lastwagen mit Geschenken zu beladen. In Dutzenden Kisten und Säcken befindet sich diverses Spielzeug: Lego, Puppen und andere Figuren, dazu Socken. Der robuste Trettraktor aus Kunststoff passt in keinen Karton. Er ist schlichtweg zu groß.
Formation der Trecker wurde beim Warm-up am Vortag festgelegt
Danach geht auch Harloff in ein Zelt. Die letzte Besprechung vor der Abfahrt steht an. Er singt die von ihm komponierte Hymne für die Lichterfahrt. Das hebt noch einmal die Stimmung. Die Formation hat man schon am Freitag beim sogenannten Warm-up festgelegt. „Wir achten darauf, dass Fahrzeuge gleicher Bauart und Marken nicht hintereinander fahren, mischen den Konvoi nach Größe“, sagt Landwirt Timo Ahlers aus Hammoor, der das Projekt mit Andre Hildebrandt aus Eichede sowie dem Bargteheider Mike Heth initiiert hat.
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Den Lastwagen stellt wie immer der Oststeinbeker Landwirt Timo Poswang, dessen Bruder Sören den 7,5-Tonner steuert. Weil das schwere Gerät noch am Vortag für die Belieferung von Kunden im Einsatz war, wurde es auf den letzten Drücker dekoriert. Seinen Trecker hat Posewang an fünf Abenden mithilfe der Familie und Freunden geschmückt. Den Strom für die Beleuchtung zieht er aus einem Generator, der an der Fronthydraulik befestigt ist. Der Landwirt liefert Sachspenden aus dem eigenen Betrieb für das Klinikpersonal: Eier, Nudeln, Kartoffeln und verschiedene Gemüse. Kunden seines Hofladens haben Spielzeug für die Kinder abgegeben. Posewang schaut sich die anderen Fahrzeuge genau an. Er sagt: „Ich hole mir Inspiration für die nächste Fahrt, schmücke meinen Trecker jedes Mal anders.“
Den Zug führt Ahlers persönlich an. Auf dem Beifahrersitz: ein unheilbar an Krebs erkrankter Junge. Er hat einen Hirntumor. Die Landwirte machen vieles möglich für die Kinder, verteilen Gutscheine für Erlebnistage auf Höfen. Posewang hat ein Kind während der Ernte auf dem Mähdrescher mitgenommen. „Wenn man sieht, was die Kleinen durchmachen, dann sollte man sich nicht mehr ärgern, wenn der eigene Nachwuchs daheim mal eine Wand mit Stiften beschmiert, sondern einfach froh sein, dass er gesund ist“, so der Oststeinbeker.
Weitere Tour am 16. Dezember führt zum Universitätsklinikum Lübeck
Posewangs Heimatort passiert der Konvoi um kurz vor 19 Uhr. Sein Sohn hat drei Trecker vom Hof über ein Feld an die Hauptstraße gefahren und alle Leuchten eingeschaltet für den Empfang. Im Zentrum am Marktplatz hat die Feuerwehr einen Glühweinstand aufgebaut, Hunderte Menschen stehen dicht beieinander und winken den Treckerfahrern zu. Die Einnahmen werden für die Benefizaktion gespendet. Das ist nicht nur in Oststeinbek der Fall. Auch anderenorts in Stormarn engagieren sich Wehren. Zu den Spendern zählen auch Unternehmen, Vereine und andere Organisationen.
An der Landesgrenze muss kurz gestoppt werden. Die Polizei eskortiert über die gesamte Dauer. Jetzt übernehmen die Kollegen aus Hamburg. 90 Minuten später ist man am Ziel. Für Timo Posewang und die meisten anderen Landwirte ist der erste Teil geschafft. Inzwischen umfasst die Benefizaktion nämlich eine weitere Tour zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) nach Lübeck, um auch dort krebskranken Kindern eine Freude zu bereiten. Die Fahrt ist am Sonnabend, 16. Dezember. Mit Ausnahme von zwei Landwirten ist die Besetzung identisch. Und auch bei Geld- und Sachspenden wird das Volumen laut Timo Ahlers gleich sein.