Bad Oldesloe. Krebsart gilt als besonders aggressiv. Vierjährige aus Bad Oldesloe soll spezielle Behandlung bekommen. Schulen sammeln Spenden.
Rund 2000 Jungen und Mädchen aus Oldesloer Schulen werden an diesem Freitag Sport treiben für einen guten Zweck. Sie machen mit bei einem Spendenlauf, dessen Startschuss um 10 Uhr auf der großen Kurparkwiese ist. Die Kinder und Jugendlichen wollen so Geld sammeln für die kleine Eleonora, die von allen Eli genannt wird.
Die Vierjährige kämpft gegen ein Neuroblastom und um ihr Leben. Ihre Eltern planen spezielle Krebsbehandlungen, mitunter in den USA, deren Kosten die Krankenkasse nicht komplett übernimmt. Es geht um Beträge im sechsstelligen Bereich.
Diagnose Krebs: Vor zwei Jahren treten erste bei Eli Symptome auf
An diesem Mittwoch war Eli mit ihrem Vater Andreas Tippel wieder für Untersuchungen im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Krankenhausaufenthalte sind dem Mädchen nicht fremd, über Monate hat es dort mehr Zeit verbracht als daheim in Bad Oldesloe. Eleonoras Geschichte ist herzzerreißend und traurig zugleich. Sie macht nachdenklich und zeigt, wie tapfer so ein kleines Wesen sein kann.
Als Eli im Januar 2019 auf die Welt kommt, ist sie gesund. Sie liebt es, mit der älteren Schwester Dorothea zu spielen, die inzwischen sieben Jahre alt ist. Die Mädchen haben noch zwei Brüder, Tino (12) und Gero (10). Vor zwei Jahren treten die ersten Symptome auf: vermehrte Infekte, ein unruhiger Schlaf. Während sich bei anderen im Sommer die Haut wegen der Sonneneinstrahlung braun färbt, bleibt Eli blass.
Tumor hatte im gesamten Bauchraum gestreut
Mutter Christina (41) erinnert sich zudem an einen eigenartigen Geruch, wenn die Kleine schwitzte. Heute weiß sie: Es war Mandelsäure, hervorgerufen durch den Tumor. Der ist bösartig und sitzt an der linken Nebenniere. Im Alter von zwei Jahren und neun Monaten wird das Neuroblastom entdeckt, es hat bereits im gesamten Bauchraum und bis zum Hals herauf gestreut.
„Der Tumor wurde innerhalb von drei Tagen erkannt“, sagt Christina Tippel. Neuroblastome sind höchst aggressiv. Sie entstehen aus entarteten unreifen Zellen des sympathischen Nervensystems. Die Ursachen sind weitgehend ungeklärt. Hierzulande erkranken nach Angaben des Deutschen Kinderkrebsregisters pro Jahr rund 120 Menschen unter 18 Jahren daran.
Für Eleonora beginnt im Oktober 2021 ein Behandlungsmarathon. Sie unterzieht sich diversen Operationen, zwei davon in Thüringen. Stammzellen werden gereinigt und transplantiert, im Anschluss zweieinhalb Wochen Isolation in der Klinik. Nicht zu vergessen sieben Monate Chemotherapie. Im Juni 2022 gilt Eli als krebsfrei, doch die Behandlung muss fortgeführt werden. Es folgen zwölf Bestrahlungen am Westdeutschen Protonenzentrum in Essen und eine Antikörpertherapie per Dauerinfusion. Die Ärzte verabreichen dem Kind Morphium, damit kann es die Schmerzen ertragen.
Im Februar 2023 wurden zwei neue Metastasen entdeckt
Als die Therapie im Januar dieses Jahres beendet ist, hoffen die Tippels auf ein normales Familienleben. Einen Monat später bei der Abschlussuntersuchung dann der Schock: Ärzte finden zwei neue Metastasen am Kieferknochen sowie am Knie, der Krebs ist zurück. Eli wird sofort an der Wange operiert, beginnt eine Woche später wieder mit einer Chemo, die laut Vater Andreas Tippel (42) zumindest teilweise anschlägt.
„Eleonora weiß genau, wie es um sie steht. Aber sie lacht viel, wenn sie keine Schmerzen hat, will jeden Tag etwas erleben“, sagt Christina Tippel. Ihr Kind müsse nun wieder sehr viel getragen werden ob der körperlichen Einschränkungen. Spezielle Nahrung benötigt das Mädchen nicht. Sie habe Freude am Essen, berichtet die Mutter. Vor zwei Wochen hat Eli im Basein der Eltern eine Freundin getroffen.
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Die Familie hat Angst, dass die derzeitige Behandlung ihr Ziel verfehlt. Sie setzt ihre Hoffnungen auf eine spezielle Antikörpertherapie am Uniklinikum Mainz, die Bestandteil einer Studie ist, sowie eine anschließende Impfung mit einem mRNA-Stoff in New York, der gerade erprobt wird. Dieser soll das Immunsystem dauerhaft trainieren, Neuroblastomzellen zu erkennen und zu zerstören. Die Tippels rechnen mit einem Eigenanteil von bis zu 575.000 Euro. Pikant: Eli erfüllt die Zulassungsvoraussetzung für die Studie inklusive Kostenübernahme der Krankenkasse nur, wenn sie nicht krebsfrei ist. Die dort verwendeten Medikamente könnte sie zwar auch so bekommen, diese müssten dann aber selbst bezahlt werden.
Teilnehmer des Spendenlaufs besorgten sich Sponsoren
Vor wenigen Tagen hat die Familie von einer weiteren Möglichkeit erfahren: eine vorgeschaltete Zelltherapie in Rom. Die Kosten beziffert Mutter Christina auf um die 300.000 Euro. Ob und in welcher Höhe sich die Krankenkasse beteilige, sei noch nicht geklärt.
Elis Eltern sammeln im Internet über die Plattform „gofundme“ in einem ersten Schritt Geld für die Behandlung in Mainz. Das Spendenziel sind 250.000 Euro. Bislang wurden auf diesem Weg mehr als 82.000 Euro eingeworben. Eine anonyme Person steuerte 10.000 Euro bei. Zudem gibt es ein Spendenkonto der Familie bei der Sparkasse Holstein.
Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend. Der VfL Oldesloe organisierte ein Fußball-Benefizturnier. An diesem Donnerstag feiert die Oldesloer Grund- und Gemeinschaftsschule am Masurenweg ein Fest anlässlich des 50-jährigen Bestehens, baut einen Spendenstand für Eleonora auf. Für den Lauf unter dem Motto „Ein Herz für Eli“ am Tag darauf haben sich die Teilnehmer Sponsoren gesucht, die Geld an die Schulen geben. Es wird auf ein Treuhandkonto der Familie überwiesen.
Spenden für Eleonora: Ein Konto ist unter „Ein Herz für Eli – Christina und Andreas Tippel“ bei der Sparkasse Holstein mit der IBAN DE57 2135 2240 0187 9641 76 eingerichtet. Zudem gibt es auf www.gofundme.com/f/Ein-Herz-fur-Eli eine Spendenkampagne. Hier werden aber Gebühren abgezogen.