Stormarn. Umzug geschmückter Traktoren ist am Sonntag von Stormarn nach Hamburg gefahren – um schwerkranken Kindern eine Freude zu machen.

In Bargteheide säumten am Sonntag Menschenmassen die Straßen der Innenstadt, in Delingsdorf wurden Bengalos entzündet und in Ahrensburg gab’s Süßigkeiten: Überall, wo der bunt illuminierte und fantasievoll geschmückte Treckerumzug aus dem Dunkel des Stormarner Winterabends auftauchte, winkten und jubelten ihm die Menschen am Straßenrand und aus den Fenstern zu. Ausgangspunkt der Fahrt war Eichede, Ziel: das Kinderkrebszentrum im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Im Gepäck: Geschenke für die kleinen Patienten, ihre Betreuer und ein Spendenscheck.

Die spektakuläre Aktion hat ein befreundetes Trio organisiert: die Landwirte Andre Hildebrandt aus Eichede, Timo Ahlers aus Hammoor sowie Mike Heth aus Bargteheide, der nebenberuflich in der Landwirtschaft tätig ist. 35 Landwirte aus der Region beteiligten sich an der Sternfahrt.

Freude schenken: Mit festlich geschmückten Traktoren zum UKE

Sie hatten im Vorfeld Stunden damit zugebracht, ihre Fahrzeuge festlich herzurichten. Ahlers erzählt, wie es zur Initiative kam: „Die Idee stammt von Landwirt Markus Wipperfürth.“ Dieser zog im Winter 2020 mit Mitstreitern und geschmückten Treckern los, um Geschenke an soziale Einrichtungen in Köln zu verteilen. Über WhatsApp bekam Ahlers ein Foto von einem der Trecker, das er an Andre Hildebrandt weiterleitete.

Der saß zu der Zeit ganz entspannt in der Badewanne. „Und da hat er immer die besten Einfälle“, sagt Ahlers und lacht. „Andre rief mich an und sagte, das können wir auch auf die Beine stellen, ich hab da einen Plan.“

Mike Heth: Bargteheider mit guten Kontakten zur Kinderkrebsstation

Die beiden holten Mike Heth ins Boot, der Kontakt zur Kinderkrebsstation hatte. Und zwar über die Oststeinbekerin Renate Vorbeck, die für ihr langjähriges Engagement in der Kinderkrebshilfe kürzlich mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde.

Als sie noch für die Öffentlichkeitsarbeit der Station verantwortlich war, lernte sie Heth als leitenden Angestellten der Firma Würth kennen. Er nutzte die firmeneigene VIP-Loge beim HSV, um dort Spenden für die Krebsstation zu sammeln. „Eine Aktion, die auf meinen inzwischen leider verstorbenen Kollegen Horst Grieser zurückgeht“, sagt Heth. Vorbeck sagt: „Mike Heth hat viel für die krebskranken Kinder getan, es ist ihm einfach eine Herzensangelegenheit.“

Traktor mit Lichterketten und Geweih: Acht Stunden Deko-Arbeit

Seit Oktober ist der zweifache Familienvater Heth mit den Vorbereitungen beschäftigt. Bei der Premiere im vorigen Jahr hätten sie nur rund drei Wochen Zeit dafür gehabt. Doch diesmal waren die Erwartungen größer, sollte alles noch professioneller sein. Eines der Fahrzeuge war so geschickt dekoriert, dass es in der Dunkelheit wirkte, als ziehe ein fliegendes Rentier das Gefährt.

Acht bis zehn Stunden, so schätzt der Oststeinbeker Landwirt Timo Posewang, haben seine Familie, Feuerwehr-Kameraden und er damit verbracht, den Trecker herauszuputzen. „Ein Geweih obendrauf, einen Tannenbaum hintendran, die Konturen sind mit Lichtschläuchen verziert und vorneweg ist ein Kasten mit einem Weihnachtsmann“, beschreibt er das Ergebnis.

Mit dem Trecker Gutes tun und Freude schenken: "Gänsehaut pur"

Sogar noch am Sonnabend vor der Fahrt war Posewang zugange, um seinen Lkw schön herzurichten, mit dem er am Vormittag noch Ware ausgeliefert hatte. Denn der Lieferbus reichte nicht für den Transport der Geschenke für die Kinder und Präsentkörbe für die Belegschaft mit regionalen Produkten der Landwirte.

Dieser Trecker zeigt, dass sein Besitzer ein Herz für krebskranke Kinder hat.
Dieser Trecker zeigt, dass sein Besitzer ein Herz für krebskranke Kinder hat. © Mike Heth

„Allein das Schmücken macht schon Spaß“, sagt der Landwirt. „Und dann erst die Fahrt selber, das erlebt man sonst ja nicht, dass einem so viele Menschen zujubeln.“ Das Gefühl dabei beschreibt er als „Gänsehaut pur“. Heth: „Dabei haben schon gestandene Männer auf dem Trecker gesessen, denen die Tränen das Gesicht heruntergelaufen sind.“ Viel wichtiger sei aber der gute Zweck, betont Posewang. Und dann klingt seine Stimme eine Spur leiser, als er erzählt, dass die Kinder beim letzten Mal gesagt hätten: „Die Trecker sind gekommen, damit wir wieder gesund werden.“

Genesene Kinder bekommen eine Einladung auf den Bauernhof

Ahlers sagt: „Genesene Kinder laden wir ein, auf einen Bauernhof ihrer Wahl zu kommen.“ Posewang erzählt, dass ein Junge nach der Genesung bei der Getreideernte auf seinem Mähdrescher mitgefahren sei. Der Vater habe gefragt, ob er auch eine Runde mitfahren dürfe. Und dabei erzählt, was die Familie durchgemacht habe. „Das geht schon unter die Haut“, sagt Posewang nachdenklich.

Eiskalt: In diesem Begleitwagen fährt ein Schneemann mit.
Eiskalt: In diesem Begleitwagen fährt ein Schneemann mit. © Mike Heth

Auf einem Video aus 2020 von der Ankunft vor dem UKE sagt Thilo von Donner vom Verein „Land schafft Verbindung Schleswig-Holstein/Hamburg“, der die Aktion unterstützt: „Wir kämpfen seit einem Jahr um das Überleben unserer Betriebe. Aber das ist nichts, gar nichts im Vergleich zu dem Kampf, der hier geführt wird.“ Und dabei zeigt er hinüber zur Kinderkrebsstation.

"Man glaubt nicht, was auf dieser Station alles mit Spenden finanziert werden muss"

Denn dort geht es um Leben und Tod. Jährlich erkranken etwa 140 Kinder allein in Hamburg und Umgebung an Krebs. Dass dank verbesserter Behandlungsmöglichkeiten etwa 80 Prozent geheilt werden können, dazu tragen auch Spendensammelaktionen wie diese bei.

Weihnachtliche Deko mit Figur und Schlitten.
Weihnachtliche Deko mit Figur und Schlitten. © Mike Heth

Renate Vorbeck sagt: „Man glaubt nicht, was auf dieser Station alles mit Spenden finanziert werden muss.“ Für die genaue Begutachtung durch Experten und individuelle Betreuung der Patienten würden Spenden gebraucht. „Es ist entscheidend, dass wir nicht nur eine Spende, sondern ein Gefühl dahintragen“, sagt Mike Heth. Die Kinder müssten in der schweren Zeit mal etwas anderes sehen, „über das sie reden können“.

30.000 Euro plus 10.000 Euro Sachspenden für die Kinderkrebsstation

Am UKE warteten Kinder, Eltern, Pfleger und Sänger Fabian Harloff, der die Aktion vor Ort mit einem Live-Auftritt und einem eigens geschriebenen Song unterstützte. Ein emotionaler Moment.

Harloff unterstützt Spendenaktion für Kinder-Krebsstation
Harloff unterstützt Spendenaktion für Kinder-Krebsstation

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    Ahlers: „Das ist so ziemlich die wichtigste Sache, die es gibt: Menschen glücklich zu machen. Wenn wir so viel bewegen können, ist das doch gewaltig.“ Gewaltig war auch die Summe auf dem Scheck, den die Organisatoren der Stationsleitung des Kinderkrebszentrums überreichten: 30.000 Euro, dazu kamen Sachspenden im Wert von 10.000 Euro.

    • Die Spendenaktion läuft weiter: Das Konto hat die IBAN DE13 2019 0109 0055 0822 30
    • Spendendosen stehen auf dem Hof Posewang in Oststeinbek, beim Erdbeerhof Glantz in Delingsdorf, im Famila-Markt in Ahrensburg, Bei Elektro Timm und der Volks- und Raiffeisenbank in Bargteheide, beim Hofladen Doose in Sprenge, in der Landschlachterei Hoose in Hammoor und die Küstencrew auf dem Bargteheider Weihnachtsmarkt spendet alle Einnahmen vom Glühwein, den sie am Umzugstag zwischen 16 und 17 Uhr verkauft, an die Aktion.