Ammersbek. Ein Jahr nach einem schrecklichen Unfall an der Hoisbütteler Mühle regeln Ampeln den Verkehr - eine bekam eine Gedenktafel.
„In Gedenken an Benjamin Eckhardt...“: Das Schild an einem Signalmast an der Einmündung Hoisbütteler Mühle in Ammersbek deutet darauf hin, warum dort jetzt eine Ampel den Verkehr regelt. Vor einem guten Jahr war der 35 Jahre alte Motorradfahrer aus Hamburg auf dem Weg zur Arbeit bei Getriebebau Nord in Bargteheide an dieser Stelle ums Leben gekommen. Eine Autofahrerin hatte ihm die Vorfahrt genommen.
„Es ist schön, dass Benny nicht vergessen wird“, sagt Gabriela Eckhardt, Mutter des Unfallopfers. Ihre Tochter Christina Eckhardt ergänzt: „Und dass sich der Einsatz gelohnt hat.“ Wenige Tage nach dem Tod ihres Sohnes beziehungsweise Bruders erfuhren die Frauen, dass die Einmündung Lübecker Straße/Landesstraße 225 ein Unfallschwerpunkt war. Bei fünf Kollisionen in den ersten fünf Monaten 2016 gab es vier weitere Verletzte. Da stand für die Hamburgerinnen fest: Die gefährliche Einmündung muss schnell entschärft werden, bevor noch ein Mensch stirbt.
Angehörige waren dabei, als die Ampel eingeschaltet wurde
Jetzt waren die Eckhardts dabei, als die Ampel eingeschaltet wurde – fast genau ein Jahr nach dem verhängnisvollen Unfall. Bei allem eigenen Schmerz und Trauer versuchten sie sofort, Behörden und Parteien von der Dringlichkeit zu überzeugen. „Das wäre auch in Bennys Sinn gewesen“, sagt Gabriela Eckhardt, die den Motorradführerschein gemeinsam mit ihrem Sohn gemacht hatte. Er habe sich immer sehr für andere eingesetzt, sei stets vorausschauend unterwegs gewesen. Und er habe auch ein Sicherheitstraining absolviert.
„Es hat ihn am Steuer im Auto geärgert, wenn jemand anderes rücksichtslos gefahren ist“, sagt Christina Eckhardt. Die vergangenen Monate seien für alle hart gewesen. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an ihn denken“, sagt die Schwester. „Die Lücke lässt sich nicht schließen“, so die Mutter. Besonders bedrückend sei die Advents- und Weihnachtszeit gewesen – zumal der 9. Dezember auch der Geburtstag von Benjamin Eckhardt ist. Am gleichen Tag kam 2014 Christina Eckhardts Sohn Leevi zur Welt. „Benny hat sich so darüber gefreut, als Onkel immer mit seinem Neffen feiern zu können“, sagt Gabriela Eckhardt. „Dann war es nur ein einziges Mal.“ Viele Tränen flossen Mitte dieses Monats beim „kaum auszuhaltenden“ Prozess gegen die Unfallfahrerin in Ahrensburg. „Uns war es wichtig zu wissen, was an jenem Morgen genau passiert ist“, sagt Christina Eckhardt. Die Details aus Zeugenaussagen und Gutachterberichten waren auch der Familie neu.
Dankbar sind die beiden Frauen jenen Menschen, die sie bei ihrem Anliegen unterstützt haben. So habe die stellvertretende Leiterin des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck, Britta Lüth, sich sehr für eine schnelle Lösung eingesetzt. Gleiches gelte für den Ahrensburger Landtagsabgeordneten Tobias von Pein (SPD). Seit einigen Tagen regelt nun die rund 80.000 Euro teure Ampelanlage den Verkehr rund um die Uhr. Sie soll in erstern Linie dafür sorgen, dass die aus Richtung Ahrensburg/Bünningstedt kommenden Autofahrer die Vorfahrt nicht mehr missachten. Aus diesem Grund hatte es von 2013 bis 2016 rund ein Dutzend Zusammenstöße gegeben, außerdem etliche weitere Beinahe-Kollisionen. Auf der Hauptroute Hoisbüttel–Bargteheide wurden täglich rund 12.000 Fahrzeuge gezählt, auf dem Abzweiger nach Ahrensburg 8000.
Leevi (2) hilft der Familien ein wenig über den Schmerz
Mit Verwunderung haben die Angehörigen registriert, dass eine Bürgerinitiative im Frühjahr Unterschriften für einen Kreisverkehr sammelte, um die Ampel zu verhindern. Das gleiche Ziel verfolgten Anträge an den Petitionsausschuss des Landtags. „Es wäre für uns ein Alptraum gewesen, wenn die Ampel doch noch gescheitert wäre und sich weitere Monate nichts getan hätte“, sagt Gabriela Eckhardt zum Abendblatt. Sie habe nichts gegen einen Kreisel. Der könne wohl auch für mehr Sicherheit sorgen, doch es wäre noch mehr Zeit ungenutzt vergangen. Und das oberste Ziel sei es, dass keine andere Familie so viel Leid ertragen müsse.
Zur Erinnerung an Benjamin soll das selbst angefertigte Holzkreuz neben der neuen Ampel stehen bleiben. Die Angehörigen, aber auch Freunde schmücken es immer wieder mit frischen Blumen und Kerzen. Der Weg zur Hoisbütteler Mühle sei immer noch schwierig, sagen Mutter und Tochter, die aus Hamburg-Bramfeld- und Poppenbüttel kommen. Doch das Gefühl, etwas erreicht zu haben, lasse den Schmerz über den tragischen Todesfall ein bisschen erträglicher erscheinen.
Die Familie sei in der schwierigen Zeit noch enger als zuvor schon zusammengerückt. Der jetzt zweieinhalbjährige Leevi, der am gleichen Tag wie sein Onkel Geburtstag hat, schafft es am besten, die Großen wieder zum Lächeln zu bringen.