Oststeinbek. Oststeinbek will Photovoltaik und Co nutzen, um Kosten zu senken und Schadstoffausstoß zu reduzieren. Wie schnell sich das amortisiert.

Die Fassadensanierung des Bürgerhauses ist abgeschlossen, der Bau einer neuen Grundschule für mindestens 26 Millionen Euro in vollem Gange. Läuft alles weiterhin wie geplant, werden die Jungen und Mädchen dort nach den Sommerferien 2024 unterrichtet. Jetzt geht Oststeinbek das nächste Gebäude an: Das Rathaus an der Möllner Landstraße wird mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet und Ökostrom produzieren. Um die Immobilie energetisch besser zu machen, ist zudem eine Luft-Wasser-Wärmepumpe als Ersatz für den Gasheizkessel favorisiert. Mit diesen Projekten will die Kommune Vorbild sein für ihre Bürger beim Ausbau Erneuerbarer Energien. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, noch vor 2045 klimaneutral zu sein.

Solarmodule auf eigenen Liegenschaften sind Bestandteil des integrierten Klimaschutzkonzepts. Die statische Überprüfung des Erweiterungsbaus des Verwaltungsobjekts hat eine Eignung bestätigt. Die Vergrößerung wurde vor rund acht Jahren vollzogen und kostete 1,3 Millionen Euro. „Die positiven Eigenschaften des begrünten Flachdaches werden durch die Installation der PV-Anlage nicht beeinträchtigt. Ferner hat das Gründach einen kühlenden Effekt auf die Module, was zu einer Effizienzsteigerung durch erhöhte Leistungswerte führen kann“, heißt es in einer Vorlage für den Bauausschuss am Montag, 20. November. Ein weiterer Hinweis: Die Südausrichtung biete sehr gute Voraussetzungen.

Solarmodule haben sich nach maximal 7,5 Jahren amortisiert

Mit Firmen gab es inzwischen Vor-Ort-Termine, Angebote liegen vor. Die Verwaltung möchte 43.000 Euro einwerben im Haushalt des kommenden Jahres. Sie hofft aber auf einen Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro durch den Kreis Stormarn. Somit würde der eigene Anteil sinken. „Unabhängig davon können wir eine Förderung bei der Aktivregion Sieker Land Sachsenwald beantragen“, sagt Oststeinbeks Klimaschutzmanagerin Maria Pinsker. Durch die Solaranlage lassen sich 26 Prozent des Stromverbrauchs im Rathaus decken. Pro Jahr werden demnach 8,5 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart. Die Eigenverbrauchsquote beim selbsterzeugten Strom liegt voraussichtlich bei 92,5 Prozent, der Rest wird ins Netz einspeist. So gibt Oststeinbek per anno geschätzt 5900 Euro weniger aus und generiert zudem 110 Euro in diesem Zeitraum. Nach maximal siebeneinhalb Jahren hat sich die Photovoltaikanlage amortisiert.

Das Dach des Rathausaltbaus wird nicht berücksichtigt, weil es zu alt ist. Erst bei einer Sanierung sind Solarmodule ein Thema. Die jetzt von der Verwaltung vorgeschlagene Variante kommt bei Politikern aller Fraktionen gut an. Sie befürworten auch den Austausch der bestehenden Erdgasheizung aus dem Jahr 1985 im rotgeklinkerten Komplex, die ihre Lebenserwartung erreicht hat. Im besten Fall wird es eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Laut Beschlussvorlage sollen 215.000 Euro zur Verfügung gestellt werden, wobei diese Summe einen Sperrvermerk bekommt. Hintergrund: Es ist unklar, ob die aktuellen Heizkörper wegen geringerer Vorlauftemperaturen ausreichend sind.

Hybridanlage mit Gasbrennwertgerät ist Alternative zur Wärmepumpe

Bürgermeister Jürgen Hettwer will deswegen prüfen lassen, ob ein Ersatz nötig ist. In diesem Fall würden die Kosten steigen. Es könnte also sein, dass die Wärmepumpe unter wirtschaftlichen Aspekten nicht die beste Lösung ist. Als Alternative bietet sich eine Hybridanlage aus Wärmepumpe und Gasbrennwertgerät an. Für jene sind die technischen Voraussetzungen nach Angaben der Verwaltung uneingeschränkt gegeben.

Heizungsbau- und Elektroinstallationsfirmen haben sich das Rathaus an fünf Terminen näher angeschaut, zwei verwertbare Angebote sind daraufhin bei der Verwaltung eingegangen. Ein weiteres ist nicht brauchbar. „Die nur sehr geringen technischen Details dieses Angebotes ermöglichen leider keine ausführliche Wirtschaftlichkeitsbetrachtung über die gesamte Laufzeit. Präzisere Angaben wurden der Gemeindeverwaltung auf Nachfrage seitens des Unternehmens nicht bereitgestellt“, steht in der Vorlage geschrieben. Oststeinbek könnte vom Programm mit dem Namen Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahme (BEG EM) profitieren. Aktuell wäre ein Zuschuss in Höhe von 86.000 Euro möglich.

2023 wurden die Heizungsrohre im Keller isoliert

„Der Photovoltaikanlage stimmen wir zu, bei der Wärmepumpe wollen wir erst mal die Untersuchungen abwarten“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Patrick Klose. In der Politik herrscht Einigkeit über die weitere Vorgehensweise. „Erste Option ist die Wärmepumpe, aber wir sind auch für die Kombi-Lösung offen. Es ist wichtig, dass die Gemeinde vorangeht und Bürger animiert, auch etwas an ihren Immobilien zu machen“, so Karl Gawlowicz, stellvertretender Fraktionschef der Wählergemeinschaft (OWG). Die Solarmodule werde seine Gruppe durchwinken. Jan Schwartz von den Grünen argumentiert ähnlich: „Ich halte beide Projekte für sinnvoll, auch in einer wegen der Haushaltslage schwierigen finanziellen Situation. Wenn man in die Zukunft investieren kann, sollte man die Gelegenheit nutzen.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Mielcarek sagt, Photovoltaik mache Sinn. „Bei dem Ersatz für die Heizanlage möchte ich im Ausschuss die Meinungen von Fachleuten hören.“

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Der energetische Zustand des Rathauses wird Schritt für Schritt verbessert. 2022 nahm eine Fachfirma im Altbau eine sogenannten Einblasdämmung für 15.000 Euro vor. Der Hohlraum im zweischaligen Mauerwerk wurde mit Isoliermaterial gefüllt, bestehend aus nichtbrennbaren Mineralwollefasern. So spart man 15 Prozent Energie ein. In diesem Jahr wurden dann die Heizungsrohre im Keller isoliert und Thermostate ausgewechselt.

In Sachen Solaranlage hat die Verwaltung übrigens auch schon Angebote angefragt für das Dach der im Zentrum liegenden Begegnungsstätte. Man wartet noch auf Rückmeldung von Firmen und wird eine separate Vorlage präsentieren.