Bargteheide. Schüler vom Kopernikus Gymnasium Bargteheide entwickelt besondere Ampelschaltung. Wie Menschen mit Sehproblemen geholfen wird.
Ampeln faszinieren den 13 Jahre alten André Reinhart aus Ammersbek. Deshalb lag es für den Schüler des Kopernikus Gymnasiums Bargteheide (KGB) nahe, für seine Teilnahme am Wettbewerb „Jugend forscht“ eine ganz besonders intelligente Ampelanlage zu entwickeln. Sein Modell stellt nicht nur eine optimale Kreuzung dar, sondern berücksichtigt auch explizit die Situation von blinden und sehbehinderten Menschen. Dafür wurde er beim Landeswettbewerb in Kiel mit dem Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM) „Innovationen für Menschen mit Behinderungen“ ausgezeichnet.
Andrés Modell bildet eine Kreuzung ab mit einem System aus zwölf Ampeln. Alle haben den gleichen Abstand zur Straße, sodass sich Menschen mit Sehproblemen einfacher zurechtfinden können. Außerdem erzeugen die Ampeln unterschiedliche Piepgeräusche, die eine bessere Orientierung ermöglichen. So können Blinde die Straßen sicherer überqueren.
„Jugend forscht“: Andrés Weg zum Landessieg
André Reinhart hatte die Jury schon beim Regionalwettbewerb von „Schüler experimentieren“, der Juniorsparte von „Jugend forscht“ für Kinder bis 14 Jahre, im Februar in Geesthacht überzeugt. In monatelanger Arbeit hatte er seine Ampelkreuzung zuvor selbst aufgebaut und programmiert. Sogar den Großteil der Leitungen fertigte der 13-Jährige extra an, weil die Standardkabel nicht die passende Länge hatten. Der Lohn war der erste Preis im Bereich Technik, der auch die Reise zum Landeswettbewerb bedeutete.
In Kiel war der junge Stormarner im Technikbereich konkurrenzlos, weil sich in den anderen Regionalwettbewerben niemand qualifizieren konnte. Nichtsdestotrotz nahm die Jury seine Idee genau unter die Lupe und erkannte dem Ammersbeker den Landessieg zu. Außerdem gab‘s drei weitere Belohnungen: Zu der Auszeichnung der Blindenmission kamen noch der Sonderpreis Rundfunk-, Fernseh- und Informationstechnik (gestiftet von der Edudard-Rhein-Stiftung) und der Sonderpreis Digitalisierung (gestiftet von der Carl Zeiss AG).
Für Blinde gibt es unterschiedliche Signale zur Orientierung
Ein Ziel von André ist es, seine modulare Ampelkreuzung möglichst einfach an besondere Gegebenheiten anzupassen. Das Blinden-Orientierungssignal hatte er extra für den Landeswettbewerb hinzugefügt. Dafür musste er ein Konzept nutzen, dass frühestens in der Oberstufe im Informatikunterricht behandelt wird. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass beispielsweise Einsatzfahrzeuge die Ampeln jederzeit umstellen können, um das Fahren über die Kreuzung zu vereinfachen.
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Eine Ampelschaltung zählt zu den grundlegenden Übungsaufgaben, um Aufbau und Programmierung von Steuerungssystemen zu erlernen. Mit der Erstellung des Ampelmoduls stieg auch André vor zwei Jahren in die Informationstechnik ein. Das erste Modul bestand aus zwei Steckplatinen mit drei Ampeln aus winzigen Leuchtdioden in Rot, Gelb und Grün. Der Jungforscher baute dieses Element dann so um, dass es an allen vier Ecken der Kreuzung zum Einsatz kommen kann.
Das Modell besteht jetzt aus zwölf Mini-Leuchtsignalanlagen
Inzwischen besteht Andrés Anlage aus zwölf Mini-Leuchtsignalanlagen mit Schaltern und Piepern. Davon sind vier für Autos und acht für Fußgänger. Unter dem Holzbrett im Straßendesign läuft eine komplexe Verkabelung im Mikro-Controller zusammen. Das ist für den Gymnasiasten aber nur der Anfang. Unter anderem interessiert ihn, wie man den Verkehrsfluss optimieren und somit Tonnen an Kohlendioxid einsparen kann.
Und auch die Frage, ob man blinde Menschen durch unterschiedliche Vernetzungen und vereinfachte Aufbauten schneller und sicherer durch den Straßenverkehr leiten kann, stellt der Schüler. Insbesondere sein geplanter Austausch mit sehbehinderten Personen könnte dazu beitragen, die eigenständige Mobilität von vielen zu erleichtern, meint die Christoffel-Blindenmission.
Der Schüler möchte sein Projekt noch weiterentwickeln
„Der Aufbau eines solch komplexen technischen Systems ist für einen so jungen Menschen eine beachtliche Leistung“, sagt CBM-Vorstand Rainer Brockhaus. „Dass André sein technisches Interesse in den Dienst von Menschen mit Behinderung stellt, freut uns besonders.“
Der CBM-Sonderpreis zeichnet jedes Jahr kreative Studien und Erfindungen aus, die bei „Jugend forscht“ eingereicht werden. Als Organisation für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern lege die CBM Wert darauf, dass die Arbeiten gerade dort den Alltag erleichtern können. Im Vorjahr förderte die Hilfsorganisation 391 Projekte in 44 Ländern. Prämiert werden außerdem Arbeiten, die sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen oder einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Alle ausgezeichneten Landessieger haben die Chance, den mit 300 Euro dotierten Bundessonderpreis der CBM zu erhalten.
Der Wettbewerb „Schüler experimentieren“ hat mit der Landesrunde geendet. André möchte nun weiter an seinem Projekt arbeiten, und in zwei Jahren an „Jugend forscht“ (für 15- bis 21-Jährige) teilzunehmen. In Kiel hatte er bereits Gelegenheit, sich die Forschungsprojekte der Teilnehmer im Bereich Technik anzuschauen.