Braak. Lukas Adolf (34) und seine Familie haben mehr als 200 Sorten im Angebot. Was sich mit der orangefarbenen Frucht alles anfangen lässt.

Es ist noch weniger als eine Woche, bis kleine Gruselgestalten an Halloween wieder von Haus zu Haus ziehen und um Süßes bitten. Für Landwirt Lukas Adolf aus Braak bedeutet das: Saisonendspurt. In den kommenden Tagen erwartet der 34-Jährige zahlreiche große und kleine Besucher auf der Suche nach dem passenden Schnitzkürbis für das Fest am 31. Oktober. Jedes Jahr im Herbst verwandelt sich der Hof der Familie Adolf in ein Paradies für Liebhaber der orangefarbenen Frucht.

Mehr als 200 Sorten hat der Braaker im Angebot: Große, Kleine, Pickelige, Glatte, Runde, Platte, Längliche und Flaschenförmige, Grüne, Rote, Weiße und natürlich den Klassiker in Orange. Etwa die Hälfte davon ist essbar, die übrigen zur Zierde. „Der Kürbis ist nicht nur gesund, sondern auch unheimlich vielseitig“, sagt Lukas Adolf.

Halloween: Im Kürbisparadies von Braak ist Saisonendspurt

Die Frucht, die botanisch zum Obst zählt und ihren Ursprung in Südamerika hat, lasse sich sowohl als Bestandteil süßer als auch herzhafter Speisen genießen. „Es gibt Sorten mit süßlichem Fruchtfleisch, aber auch welche mit würzigem oder nussigem Geschmack“, erzählt der 34-Jährige. Entsprechend flexibel sei der Kürbis einsetzbar: Im Hofladen der Adolfs gibt es neben den Früchten und den Kernen auch Konfitüren, Suppe, Chutney und Sekt auf Kürbis-Basis.

Vor 25 Jahren hat Lukas Adolfs Vater Bernd begonnen, die Pflanze anzubauen. Dazu kam es durch einen Zufall. Zuvor setzte die Familie, die den Hof in Braak seit 1894 führt, vor allem auf Zuckermais. „Mein Vater hatte sich damals bei der Saatgutkalkulation etwas verschätzt und hatte noch ein paar 100 Quadratmeter Feld frei“, erzählt Lukas Adolf. „Und als Landwirt lässt du das dann nicht einfach brach liegen. Er hat dann überlegt, was er da hinpflanzen kann und kurzerhand im Baumarkt ein paar Kürbissamen gekauft.“

Anbaufläche für Kürbisse ist bei den Adolfs immer weiter gewachsen

Seitdem ist der Anteil der orangefarbenen Frucht auf den Anbauflächen der Familie immer weiter gewachsen. „Inzwischen sind es etwa 2,5 Hektar, Tendenz stark steigend“, sagt der 34-Jährige, der den Hof gemeinsam mit seinem Vater führt. Dabei waren die Bedingungen eigentlich nicht günstig. „Der Kürbis passt eigentlich gar nicht so gut nach Norddeutschland, weil er sehr wärmebedürftig ist und nicht so viel Regen verträgt“, sagt der studierte Agrarwirt.

Doch die zunehmend warmen und trockenen Sommer führten dazu, dass die Pflanze auch in der Region immer besser gedeihe. Der Rekordsommer 2022 sorgte auf dem Hof Adolf entsprechend für reiche Erträge. Die feuchten Sommermonate in diesem Jahr hingegen waren für die Früchte weniger gedeihlich. „Wir schauen, dass wir Sorten anbauen, die mit dem norddeutschen Wetter zurechtkommen“, sagt Adolf.

Pro Saison erntet die Familie rund 35.000 Kürbisse auf ihren Feldern

Zuckermais spielt auf dem Hof inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle, der Kürbis ist neben dem Kartoffel- und Getreideanbau zur tragenden Säule des Familienbetriebs geworden. Zunächst verkauften die Adolfs ihre Kürbisse auf Bauernmärkten. 2011 öffneten sie erstmals das „Kürbisparadies“ im Hofladen.

Seitdem ist das Geschäft jedes Jahr vom 1. September bis 31. Oktober an sieben Tagen die Woche geöffnet. Inzwischen erntet die Familie pro Saison rund 35.000 Kürbisse. „Die Nachfrage wächst von Jahr zu Jahr, begünstigt natürlich durch die Etablierung Halloweens“, so Adolf. Aber auch als Nahrungsmittel entdeckten immer mehr Menschen den Kürbis. In diesem Jahr ist die Ernte schon vor Saisonende fast ausverkauft. „Wir haben noch viele Schnitz- und auch einige Speisekürbisse, aber bei den Zierkürbissen ist fast nichts mehr da“, sagt der 34-Jährige.

Eichelkürbis mit Ahornsirup ist in den USA ein beliebtes Gericht

Im Hause Adolf kommt der Kürbis während der Saison mindestens einmal die Woche auf den Esstisch. „Wir probieren auch viele neue Rezepte aus, weil uns häufig Kunden fragen, was sie denn eigentlich alles mit Kürbis machen können“, sagt Lukas Adolf. Deshalb hat die Familie inzwischen eine Broschüre mit beliebten Gerichten im Hofladen ausgelegt.

Der 34-Jährige isst Kürbis am liebsten in flache Scheiben geschnitten und im Ofen mit Öl und Kräutern überbacken. „Ein beliebtes Gericht ist auch Eichelkürbis mit Ahornsirup, ein Rezept aus den USA“, erzählt Adolf. Viele Kunden wüssten zudem nicht, dass sich die Frucht auch wunderbar roh als Gemüse genießen lasse. Je nach Sorte eigneten sich einige Kürbisse besser für bestimmte Zubereitungsweisen.

Der Favorit von Lukas Adolf ist der Pink Jumbo Banana

„Der bekannteste Speisekürbis ist der Hokkaido, der von der gleichnamigen Insel im Norden Japans stammt. Das ist die Sorte, die man typischerweise auch im Supermarkt findet“, sagt Adolf. Der große Vorteil des Hokkaido sei, dass seine Schale nach dem Kochen mit verzehrt werden könne. Ebenfalls in Deutschland etabliert sei der Deutsche Gelbe Zentner. „Mit dieser Sorte hat mein Vater damals angefangen“, erzählt der 34-Jährige. Die großen, gelben Früchte sind aromatisch und liefert bis zu 50 Kilogramm Fruchtfleisch.

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Inzwischen gibt es auf dem Hof der Adolfs auch zahlreiche weitere, weniger bekannte Sorten aus aller Welt. Der Gem Suash etwa sei die in Südafrika etablierteste Kürbissorte. Die kalorienarme Frucht mit dunkelgrüner Schale werde dort gern als Diätkost gegessen. „Der Spaghettikürbis verdankt seinen Namen dem leckeren, faserigen Fruchtfleisch, das direkt aus der Schale gelöffelt werden kann“, sagt Adolf. Der persönliche Liebling des 34-Jährigen ist der Pink Jumbo Banana, ein länglicher, rosafarbener Kürbis mit süßlichem Fruchtfleisch. „Daraus kann man fast alles machen“, schwärmt der Landwirt.

Die Kürbisse werden per Hand geerntet und gereinigt

Allen Sorten gemein ist, dass der Anbau viel Handarbeit erfordert. „Es gibt keine Erntemaschinen. Ich gehe mit einer handelsüblichen Rosenschere aufs Feld und muss jede Frucht einzeln abschneiden“, sagt Lukas Adolf. Das kann mitunter echte Muskelarbeit sein. Die größten Kürbisse, die der Landwirt erntet, wiegen schon mal 100 Kilogramm. „Um die zu verladen, braucht es mindestens zwei Personen“, so der 34-Jährige.

Nach der Ernte wird jede einzelne Frucht gewaschen, um sie von Staub und Erde zu befreien, ehe sie im Laden verkauft werden kann. Anbau und Ernte verantwortet Lukas Adolf überwiegend allein, während Ehefrau Carina, Mutter Sylvia und Schwester Laura den Laden führen. Zum Saisonhöhepunkt packen Vater Bernd und die 14 und 16 Jahre alten Nichten mit an.

Anfang Dezember beginnen die Planungen für die kommende Saison

Der Hof bedeutet harte Arbeit, aber für Lukas Adolf kam dennoch nie ein anderer Beruf infrage. „Ich liebe das, aber man muss schon ein bisschen verrückt sein“, sagt der 34-Jährige. Für den Braaker war schon von Kindesbeinen an klar, dass er in den väterlichen Betrieb einsteigen würde. „Als kleiner Junge habe ich schon die Arbeiten auf dem Hof nachgespielt“, erzählt er. Mit Sohn Anton (3) und Tochter Linda (1) steht die nächste Generation schon bereit.

Nun steht mit Halloween der Saisonabschluss vor der Tür. Anschließend kann die Familie durchschnaufen. „Dann habe ich meistens auch fürs Erste genug von Kürbissen“, gibt Lukas Adolf lachend zu. Das halte aber meist nur eine Woche an. Bereits Anfang Dezember beginnt der 34-Jährige mit den Planungen für das kommende Jahr. Im Mai wird ausgesät, damit die Ernte Ende August beginnen kann und die Kürbisse pünktlich zum Beginn der Saison 2024 im Hofladen liegen.