Oststeinbek. Ex-Clubgelände im Ortsteil Havighorst umfasst mehr als 7300 Quadratmeter. Einen Plan gibt‘s noch nicht, mehrere Bauprojekte denkbar.
Auf den vier Plätzen herrscht Wildwuchs, mitunter sind Bäume gewachsen. Vom roten Aschebelag ist nichts mehr zu sehen. Dass hier einmal mit der gelben Filzkugel gespielt wurde, lassen die hüfthohen Zäune zwischen den maroden Courts erahnen. Oder auch das Stahltor an der Straße Am Ohlendiek im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst, durch das früher Autos aufs Grundstück gefahren sind. Die Buchstaben T und C, eine Abkürzung für den Begriff Tennisclub, sind dort angebracht und zwei Schläger – in wetterfestem Material. Inzwischen kommt man aber nicht mehr durch mit dem Pkw wegen des Gestrüpps. Das Areal, immerhin 7362 Quadratmeter groß, ist jetzt ins Eigentum der Gemeinde übergangen. Sie hat es von einer Frau für rund 500.000 Euro gekauft. Hinzu kommen Grunderwerbssteuer und Notarkosten. Ein Makler war nicht eingebunden.
Die Verhandlungen dauerten neun Monate. Den Beschluss, sich die ruinierte Anlage samt Clubhaus zu sichern, fasste die Politik im nicht öffentlichen Teil von Gremiumssitzungen. „Die Idee hatte der Ortsbeirat“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Was Oststeinbek mit dem Grundstück, auf dem früher der Tennisclub Havighorst beheimatet war, macht, ist noch ungewiss. Erst mal hält man es als Ressource vor. Es gibt mehrere Optionen. Der Bürgermeister nennt zum Beispiel eine Erweiterungsmöglichkeit für den angrenzenden Tennisverein Rot Weiss Havighorst. Dessen Halle hat nur einen Platz. In der Wintersaison können die Teams dort keine Punktspiele austragen, müssen ausweichen. Zwei Courts sind Pflicht bei solch einem Wettbewerb.
Oststeinbeks Gewerbesteuereinnahmen sinken rapide
Die zweite Variante: Der Bauhof zieht hierher. Aktuell ist er an der Dorfstraße im Ortszentrum hinter der Feuerwache. Beide Einrichtungen könnten auf die gegenüberliegende Seite wechseln. Wie berichtet, hat die Gemeinde ein 8400-Quadratmeter-Areal gekauft und eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. Ergebnis: Der Platz reicht aus. Allerdings hätte der Bauhof an diesem Standort keine Chance zur Vergrößerung, sollte es einmal Bedarf geben. Bislang haben die Parteienvertreter nur den Wachenneubau auf den Weg gebracht. Ein Architekt berechnete samt Außenanlagen rund 4,7 Millionen Euro, setzt dabei allerdings auf Massivbauweise mit Klinker. Mit anderem Material ist eine günstigeres Gerätehaus denkbar.
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Für den Bauhof gibt der Experte, der die Machbarkeitsstudie angefertigt hat, acht Millionen Euro an. „Ich sehe ihn nicht an der Dorfstraße, er ist woanders besser aufgehoben“, sagt Rudi Hametner, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft (OWG). „Ich glaube aber ohnehin nicht, dass es eine kurzfristige Planung gibt wegen der Finanzen.“ Derzeit hat Oststeinbek 15 Millionen Euro Schulden, nahm Kredite für den Neubau der Grundschule auf, die im kommenden Sommer fertiggestellt sein soll. Was jedoch vielmehr ins Kontor schlägt: Die Gemeinde generiert weniger Geld. „2023 halbieren sich die Gewerbesteuereinnahmen im Vergleich zum Vorjahr auf 20 Millionen Euro“, so Hettwer. 2024 erwarte man sogar einen Rückgang auf unter zehn Millionen Euro. Von den 40 in 2022 seien rund sechs Millionen für Oststeinbek übriggeblieben, der Rest an das Land Schleswig-Holstein sowie den Kreis gegangen.
Grüne können sich Bau von bezahlbaren Wohnungen vorstellen
Es gibt zumindest Hoffnung, dass der Bauhof Am Ohlendiek mit weniger finanziellen Mitteln als an der Dorfstraße machbar ist. Hinter dem jüngst erworbenen Areal ist ein ehemaliger Sportplatz, der von den Gemeindemitarbeitern bereits genutzt wird. Hier sind schwere Fahrzeuge und Container abgestellt, auch der Umkleidetrakt findet Verwendung. Bei einem Neubau könnte dieser in das Konzept integriert werden. Das würde Kosten sparen. Die CDU möchte den neuen Bauhof in diesem Bereich. „Wir betrachten den Standort ganzheitlich und sehen dort auch die Möglichkeit für ein Dorfgemeinschaftshaus“, sagt Fraktionschef Patrick Klose. Nach der Feuerwehr in der Ortsmitte habe der Bauhof Priorität vor anderen Projekten. Ein Zeitfenster will er nicht nennen.
„Wir sind nicht festgelegt. Am besten wäre es, wenn man die gekaufte Fläche für den Bau von bezahlbaren Wohnungen nutzt. Der Wohnungsmangel ist eines der größten Probleme unserer Zeit“, sagt Jan Schwartz von den Grünen. Dafür müsste der Bebauungsplan geändert werden. Laut Hettwer erlaubt der aktuelle nur Spiel, Sport und Freizeit.
Im Ex-Clubhaus könnten vorübergend Flüchtlinge untergebracht werden
Eine Sonderregel gibt es für die Unterbringung von Flüchtlingen. Von Februar 2016 bis Dezember 2018 hatte Oststeinbek das frühere Clubhaus für diesen Zweck gemietet. Der Bungalow hat jeweils 136 Quadratmeter im Erdgeschoss und Keller, wobei dieser ausschließlich als Abstellfläche dient. Auf der oberen Ebene hatten seinerzeit zwölf Personen aus Kriegs- und Krisenregionen gelebt. Demnächst werden wohl wieder Menschen aus anderen Ländern hier schlafen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir interimsweise Flüchtlinge in der Immobilie beherbergen. Ich rechne damit, dass unsere Unterkünfte Anfang des kommenden Jahres komplett belegt sind“, sagt Hettwer. Man sei derzeit mit fünf Plätzen über der Quote. Oststeinbek hat demnach mehr Flüchtlinge aufgenommen als zugewiesen.
Das Clubhaus hat noch eine Ölheizung und ist unter energetischen Aspekten veraltet. Drinnen funktioniert aber noch alles wie etwa die Sanitäranlagen. „Man muss nicht mehr viel investieren, um Menschen eine ordentliche Bleibe zur Verfügung zu stellen“, sagt der Bürgermeister. Auf Sicht sei der Abriss ohnehin programmiert.