Reinbek. Spiegel abgetreten, Scheibe eingeworfen – Unbekannte randalieren an Übungsfahrzeugen der Wehr. Warum das die Retter ärgert.

So richtig Glück hat die Reinbeker Feuerwehr derzeit nicht. Erst muss sie sich mit einem Wasserschaden an der neuen Wache am Mühlenredder herumschlagen, der kurz nach dem Einzug im August entdeckt wurde und noch nicht ganz behoben ist. Und jetzt gibt es auch noch Vandalismus.

Zwar nicht an oder in der 14,6 Millionen Euro teuren, hochmodernen Feuerwehrwache, aber an zwei abgestellten Autos auf dem Hof. Unbekannte haben hier, wie jetzt bekannt wurde, bereits Anfang September mit Steinen eine Seitenscheibe eingeworfen, Spiegel abgetreten und die Hupe demoliert.

Unbekannte treten an Übungsautos Spiegel ab und zerstören eine Scheibe

„Die Fahrzeuge sind zwar nicht mehr fahrtauglich“, sagt Marcus Bradtke-Hellthaler, Vize-Chef der Reinbeker Wehr. Der demolierte VW Polo und Audi sind sogenannte Schrottautos, die die Feuerwehr zu Übungszwecken für kleines Geld erworben oder geschenkt bekommen hat.

„Wer unbefugt das Feuerwehrgelände betritt, begeht Hausfriedensbruch“, sagt Marcus Bradtke-Hellthaler, stellvertretender Feuerwehr-Chef.
„Wer unbefugt das Feuerwehrgelände betritt, begeht Hausfriedensbruch“, sagt Marcus Bradtke-Hellthaler, stellvertretender Feuerwehr-Chef. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Doch unabhängig vom Wert der Fahrzeuge: „Wir wollen unsere Autos allein kaputt machen“, sagt Marcus Bradtke-Hellthaler etwas verärgert. Denn genau dafür sind solche Autos da. Die Feuerwehrleute brauchen die Übungsfahrzeuge, die aktuell nicht ganz leicht zu bekommen sind, um verschiedene Unfall- und Rettungsszenarien durchzuspielen. Eine heile Seitenscheibe sei da nicht ganz unwichtig. Sogenannte technische Hilfeleistungen werden bei den Einsätzen der Reinbeker Wehr, die einen Autobahnabschnitt, eine viel befahrene Kreisstraße und eine Bahnstrecke in ihrem Gebiet hat, immer häufiger abgefordert.

An den Fahrzeugen proben die aktuell 90 freiwilligen Retter beispielsweise, wie eingeklemmte Personen aus einem verunfallten, auf die Seite gekippten Fahrzeug am schnellsten befreit werden. „Solche Übungen sind wichtig, um im Ernstfall zu wissen, was zu tun ist“, sagt Bradtke-Hellthaler.

In der jüngsten Vergangenheit sind solche Übungen etwas zu kurz gekommen, nachdem der Schrottplatz in Oststeinbek geschlossen wurde. Hier war die Wehr aus Mangel an Platz rund um die alte Wache an der Klosterbergenstraße ausgewichen.

Eltern parken unbefugt Autos auf dem Gelände und bringen Kinder zum Sport

Fläche gibt es um die neue Wache am Mühlenredder genug – und sogar einen Übungsplatz vor dem Gebäude. Der ist gut sichtbar, damit Passanten an den teils spektakulären Übungen teilhaben können. Hier standen bislang die Schrottautos, bis Unbekannte die Fahrzeuge demolierten.

Vandalismus ist das eine. Unbefugtes Betreten das andere. „Einige nutzen das Feuerwehrgelände als Abkürzung zu den angrenzenden Sportanlagen. Manche parken hier sogar ihr Auto“, sagt Bradtke-Hellthaler. Sie ignorierten nicht nur die Hinweisschilder „Betriebsgelände der Feuerwehr. Zufahrt für Unbefugte verboten“ sondern auch die Einbahnstraßenregel, die hier nicht ohne Grund gilt.

Darauf angesprochen antworteten diejenigen dann nicht selten, dass ja alles frei und nichts los sei. „Das kann sich aber in der nächsten Sekunde ändern und dann kommen unsere Leute nicht auf den Hof oder vom Hof und verlieren wertvolle Zeit“, sagt der Feuerwehrmann und weist noch einmal eindringlich darauf hin, dass Feuerwachen zur kritischen Infrastruktur gehören. Polizeibeamten fahren nun einmal öfter Streife am Mühlenredder.

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„Wer unbefugt das Feuerwehrgelände betritt, begeht Hausfriedensbruch“, klärt Bradtke-Hellthaler auf. Zwei Anzeigen gegen Unbekannt hat die Wehrführung bei der Polizei deswegen schon erstattet.

Am 31. Oktober lädt die Wehr zum Halloween-Laternenumzug an die neue Wache

Wehr und Stadt erarbeiten gerade Lösungen, um das Gelände noch besser zu schützen. So wird überlegt, eine Schranke vor die Zufahrt zu setzen, die im Einsatzfall automatisch öffnet. Abschirmen will sich die Wehr nicht. „Im Gegenteil, wir freuen uns über die sehr gute Zusammenarbeit mit den benachbarten Schulen“, sagt Bradtke-Hellthaler und stellt einen Tag der offenen Tür in Aussicht, sobald der Wasserschaden behoben und die Gemeinschaftsräume eingerichtet sind. In diesem Jahr wird das aber nichts mehr.

Wer so lange nicht warten mag, hat am Dienstag, 31. Oktober, Gelegenheit beim Halloween-Laternenumzug der Feuerwehr, einen Blick in die neue Wache zu werfen. Ab 17 Uhr finden sich die Teilnehmer an der neuen Wache am Mühlenredder 45 ein. Um 17.45 Uhr setzt sich die Menge mit Laternen und in Kostümen in Bewegung und zieht über die Holsteiner Straße zur Lessingstraße und gegen 18.45 Uhr geht es zurück zur Wache. Hier warten auf die Teilnehmer heiße Getränken, Leckereien vom Grill und Pommes. Für die kleinen Gäste wird eine Hüpfburg aufgebaut. Die großen Gäste können sich an Feuer in Körben erwärmen.