Ahrensburg. Noch mehr Morde: Nach dem erfolgreichen Debüt der Krimianthologie „Ahrensmord“ legen die Autoren mit neuen, spannenden Kurzgeschichten nach.
Der Sommer neigt sich dem Ende zu und die Dunkelheit senkt sich immer früher über Ahrensburg. Was sich in den Abend- und Nachtstunden ereignet, bleibt meist im Verborgenen. Die perfekte Zeit für Verbrecher, die sich unbehelligt von den Augen der Öffentlichkeit ihrem mörderischen Geschäft widmen wollen — oder die perfekte Zeit für einen guten Krimi. Wer es vorzieht, sich das Böse in spannende Geschichten verpackt ins Haus zu holen, kann jetzt zu einem Krimi-Sammelband mit Lokalkolorit greifen: Die Rede ist von „Ahrensmord 2“. Sämtliche Geschichten, die in der Anthologie enthalten sind, spielen in Stormarn.
Die Neuerscheinung ist der zweite Teil der Reihe. Herausgeber Nils Meyer-Selbach ist zugleich der Initiator des Gemeinschaftsprojekts, an dem sich diesmal wieder etliche Stormarner Autoren beteiligt haben. In Sachen kriminelles Gedankengut liegen die Männer dabei weit vorn, nur zwei Autorinnen bringen Begeisterung für das Genre auf.
„Ahrensmord 2“: Von 22 Autoren sind noch zwölf dabei
Nicht alle 22 Autoren, die an der ersten „Ahrensmord“-Anthologie beteiligt waren, steuern zum Nachfolgeband bei. Die Runde wurde auf zwölf abgespeckt, die einzelnen Krimis sind dafür länger. Silke Möller ist mit dabei. Außerdem Fritz Eickenscheidt, Gerald Gräf, Nils Meyer-Selbach, Jörg Dierkes, Christian Kraus, Marlis und Philipp Schwanenberg, Finn Moryson, Henry Riedl, Dietrich von Horn und Bernhard Behrendsen. Fans von Möllers erster Erzählung „Fridas Häkelklub“ können sich auf ein Wiedersehen mit der Protagonistin freuen. In der neuen Story „Frieda und das Honigkomplott“ bekommt sie es unter anderen mit zwei skurrilen Charakteren zu tun: Die beiden Senioren Siegfried und Willi haben es wirklich faustdick hinter den Ohren.
Die Vorlagen für viele Figuren liefern oftmals Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld – mal mehr, mal weniger wissentlich, wie die 57-Jährige mit einem Schmunzeln anmerkt. „Der eine ist im Grunde mein Opa Siegfried.“ , sagt sie. Sie lässt sich außerdem von Alltagsbeobachtungen inspirieren. Wie die in einem Ahrensburger Drogeriemarkt: Dort sei sie auf zwei in Kaschmirmäntel gekleidete Männer gestoßen, die so richtig abgelästert hätten. „Das hat mich an Statler und Waldorf, die beiden Alten aus der ,Muppet Show‘, erinnert.“ Das knarzende Gartentor einer Freundin finde sich ebenfalls im Krimi wieder, genauso wie der Hund Kalle, den sie darin verewigt hat. Frida als Person gleiche ihr selbst in einigen Details. „Ich bin ein Mensch, der für Gerechtigkeit sorgt.“
Autorin verknüpft Humor mit mörderischen Absichten
Es sei ihr wichtig, Krimis zu schreiben, die nicht zu blutig seien. Die Krimis der Ahrensburgerin, die sich neben dem Schreiben erfolgreich der Malerei widmet, zeichnen sich durch ein anderes Alleinstellungsmerkmal aus. Möller sagt: „Ich bin die Einzige, die Humor mit hineingebracht hat.“ Sie bringe andere gern zum Lachen und verulke schon mal Menschen aus ihrem Umfeld, so die Autorin. Sie könne es sich auch nicht verkneifen, aktuelle Bezüge und Kritik an politischen Entscheidungen in ihren Text mit einfließen zu lassen. „Ich sehe immer nur, was nicht läuft“, sagt sie. „Ich recherchiere viel, was so los ist in der Stadt.“ Wer sich ein bisschen in Ahrensburg auskennt, wird die kleinen Details aus dem echten Leben schnell entdecken.
Möller ist Perfektionistin: Neben dem Inhalt kommt es ihr auf die Form an. So hat sie sich die Mühe gemacht herauszufinden, was einen Kurzkrimi ausmacht, und das dann umgesetzt. Die meisten anderen Texte entsprächen nicht den formalen Kriterien, so Möller. Was aber nicht heißt, dass sie weniger unterhaltsam sind. Von der vorgegebenen Struktur fühlt sich Möller jedenfalls nicht weniger beflügelt. Sie sagt: „Mir macht das Schreiben unheimlich Spaß, ich könnte auch einen dritten und vierten Krimi schreiben.“
Erste Geschichte war von dem Film „Bambi“ inspiriert
Beim Publikum kommt ihr humorvoller Stil jedenfalls gut an. Besonders bei Lesungen bekommt sie viel positives Feedback. Beim ersten Mal habe eine Frau vor ihr gestanden und erzählt, dass sie nur wegen der Frida-Geschichte gekommen sei. Dass sie die Erfinderin der Figur vor sich hatte, sei ihr nicht bewusst gewesen. Vielleicht hat sich Silke Möller gerade deswegen so über die Bemerkung gefreut. Für ihre Leser hat Möller bei den Lesungen zusätzliche Informationen parat: „Ich erzähle auch immer was zum Hintergrund der Personen“, kündigt sie an.
- Straßenbau: Ahrensburg kann Personalnot im Tiefbauamt lindern
- Feuerwehr Ahrensburg: Politiker einigen sich nach Eklat auf Vorgehen
- S4 Ahrensburg: So argumentieren Befürworter und Kritiker – der Überblick
Ganz anders tickt Finn Moryson. Er sei ein schlechter Vorleser, lautet das Urteil des 23-Jährigen, der derzeit Grundschullehramt studiert, in Ahrensburg und Großhansdorf aufgewachsen ist. 2008 hat er mit dem Schreiben begonnen. Sein Erstlingswerk sei ein Schulheft mit einer Minigeschichte gewesen. Darin sei es um einen Jungen gegangen, der eine Rakete aus Pappkartons gebaut habe. Im Lauf des Geschehens sei der Wald in Flammen aufgegangen. Zu der Szene habe ihn der Film „Bambi“ inspiriert, so Moryson.
Gewisser Zeitdruck kann hilfreich beim Schreiben sein
Zum Krimischreiben kam er durch das Projekt, von dem seine Mutter im Abendblatt gelesen habe. „Sie weiß, dass ich gern schreibe, und hat darauf aufmerksam gemacht.“ Nils Meyer-Selbach hatte dazu aufgerufen, dass sich Autoren bei ihm melden sollten. „Ich finde das Projekt sehr interessant, hatte aber Bedenken, ob die ganzen Ahrensburg-Bezüge für eine Fortsetzung ausreichen“, sagt Moryson. Als er erfahren habe, dass er zu dem kleinen Kreis der Auserwählten gehörte, sei er „positiv überrascht, aber immer noch gern dabei“ gewesen. Nachdem er die grobe Idee der Handlung mitten im Prüfungsstress entwickelt hatte, habe er die Geschichte sehr hastig aufgeschrieben. „Ich komme gut zu Potte, wenn das Zeitfenster klein ist“, erläutert Moryson. Nach gerade einmal eineinhalb Tagen war er fertig.
Wie Möller greift auch er auf den bereits bekannten Ermittler zurück. „Beim ersten Mal ging es um kaltblütigen Vorsatz“, sagt Finn Moryson. Ermittler Christopher Bühl taucht diesmal tief in die Welt des Glücksspiels ein. Doch zunächst bekommt er hautnah eine Messerattacke auf einen Mann mitten im Zentrum von Ahrensburg mit. Zwar erleidet das Opfer keine tödliche Verletzung, aber wird sein Leben lang mit den Folgen des Angriffs zu kämpfen haben. Die Waffe, ein Küchenmesser, ist zu beliebig, um wertvolle Hinweise zu liefern. Wichtigster Anhaltspunkt ist der Job des Opfers, das sich mit dubiosen Online-Glücksspielen eine goldene Nase verdient hat. „Das ist sicher ein Thema, das viele Leute betrifft“, sagt der Verfasser. Und ein Thema, das auch unter Jugendlichen viral gehe, seit sich ein bekannter Influenzer wegen seiner Glücksspielsucht umgebracht habe. Mit seinem menschlichen Ermittler und einem alternativen Ermittlungskonzept sorgt Moryson für ein ungewöhnliches Ende.
Doch „Ahrensmord 2“ hat noch mehr zu bieten. Wer tiefer in die Vielfalt der unterschiedlichen Krimis eintauchen will, hat die Wahl zwischen Taschenbuch oder E-Book. Das Taschenbuch (480 Seiten) ist bei CW Niemeyer Buchverlage erschienen und kostet 16 Euro. Die Moderation bei der Buchpremiere am 29. September um 20 Uhr im Marstall Ahrensburg (Lübecker Straße 8) übernimmt Gabriele Niebuhr. Es lesen die Autoren Fritz Eickenscheidt, Gerald Gräf, Nils Meyer-Selbach, Silke Möller, Henry Riedl sowie Marlis und Philipp Schwanenberg. Tickets zu 13 Euro gibt‘s im Vorverkauf in der Ahrensburger Buchhandlung Stojan oder unter marstall-ahrensburg.de.