Ahrensburg. Nils Meyer-Selbach sucht kreative Stormarner Mitautoren für sein Buchprojekt. Alle Geschichten sollen in der Schlossstadt spielen.
Wenn es nach dem Ahrensburger Nils Meyer-Selbach geht, wird seine Heimatstadt schon bald zum Schauplatz fesselnder mörderischer Geschichten. Ausgedacht und aufgeschrieben von Autoren, die in Stormarn wohnen oder aus dem Kreis stammen. Mitmachen kann jeder, der diese Bedingungen erfüllt – unabhängig davon, ob erfahrener oder Laienautor. Meyer-Selbach sagt: „Ziel ist, die besten Texte zu einer Anthologie zusammenzutragen und als Buch zu veröffentlichen.“
Gelernter Bankkaufmann ergriff selbst die Initiative
Denn auf der Suche nach einem Krimi mit lokalem Bezug zur Schlossstadt sei er nicht fündig geworden. Ein Manko, dass der begeisterte Leser und erklärte Krimifan nicht einfach hinnehmen wollte. Dabei hätten zuletzt die Dreharbeiten zu zwei „Tatort“-Folgen mit Darsteller Axel Milberg gezeigt, dass Ahrensburg sich durch die Verbindung von historischem Ambiente und dem Charme einer beschaulichen Kleinstadt durchaus als Kulisse für Kriminalfälle eigne.
Also ergriff der gelernte Bankkaufmann, der sich in einem beruflichen Online-Netzwerk mit den Worten „Könnte, sollte, müsste … machen“ charakterisiert, selbst die Initiative. Sein Projekt stößt auf Interesse: Auf seinen Aufruf zur Einreichung von Manuskripten, den er unter anderem auf seiner Homepage veröffentlichte, habe er bereits fünf Rückmeldungen bekommen, so Meyer-Selbach.
Autor musste Muschelläufer von der Ideenliste streichen
Um genug Stoff für ein Buch zusammenzubekommen, seien etwa zehn bis maximal 15 Mitautoren erforderlich. Der Initiator sagt: „Ich rechne mit etwa 20 Seiten pro Autor.“ Das sei keine strikte Vorgabe, sondern ein Näherungswert. „Der eine schreibt etwas kürzer, der andere dafür etwas länger.“
Einen Text will der Hobbyschriftsteller, der von sich sagt, dass er mehr liest als schreibt, selbst beisteuern. „Gute Jugendbücher haben meine Lust am Lesen geweckt“, sagt er. Heute seien es in erster Linie Krimis, Thriller und auch Psychothriller – Hauptsache, fesselnd und einzigartig. „Ich hatte immer schon den Traum, einen Krimi zu schreiben“, so Meyer-Selbach weiter. Die grobe Handlung stehe bereits, mehr wolle er noch nicht dazu verraten. Eine Idee habe er aufgrund der aktuellen Entwicklung schon wieder verworfen. „Ich hatte zuerst überlegt, etwas zum Muschelläufer zu schreiben“, erzählt der 45-Jährige. „Nur wenn die Skulptur nicht wiederkommt, macht das nicht so viel Sinn“, sagt er mit einem Schmunzeln.
„Die letzte Fahrt“ kam Meyer-Selbach als Titel in den Sinn
Seinen Mitautoren räumt er weitgehende künstlerische Freiheit ein. „Wichtig ist, dass sie etwas über Ahrensburg zu berichten haben.“ Weitere Vorgaben zur Handlung gebe es nicht. „Man kann einbinden, was man möchte.“ Ideen müssten erst einmal reifen, so Meyer-Selbach.
Wie die seines Buchprojekts, zu dem letztlich ein Foto die Initialzündung gewesen sei. Er habe es in diesem Frühjahr auf einem Feld hinter dem Neubaugebiet am Buchenweg gemacht. Auf der in Brauntönen gehaltenen Aufnahme zieht eine landwirtschaftliche Maschine tiefe Furchen in einen Acker, das Motiv verbreitet eine öde und in seiner Trostlosigkeit fast bedrohliche Stimmung.
Wie ein passendes Cover für einen Krimi, habe er gedacht. „Die letzte Fahrt“ kam ihm als Titel in den Sinn, damit habe die Idee in seinem Kopf langsam Form angenommen.
Eva Almstädt wählte für Krimi Ahrensburg als Tatort aus
Nach den Erfolgsaussichten eines solchen Buchprojekts gefragt, sagt Gabriele Niebuhr von der Ahrensburger Buchhandlung Stojan: „Ich wage es nicht einzuschätzen, denn hierbei spielt die Qualität der Beiträge eine entscheidende Rolle.“ Sie könne sich aber vorstellen, dass es in der Schlossstadt eine Zielgruppe für gute Geschichten mit lokalem Bezug gebe. „Für eine Krimi-Anthologie mit Ahrensburg-Setting braucht man als Zugpferd einen bekannten Autor, der sich bereits einen Namen gemacht hat“, lautet ihr Rat. So wie die bekannte Schriftstellerin Eva Almstädt, die Ahrensburg 2012 als Tatort für ihren Kurzkrimi „Puppenspiele“ wählte. Damit ist sie nach Kenntnis der Buchhändlerin bisher die einzige. Die Story, die in der Krimianthologie „Schöner morden im Norden“ im Pendragon-Verlag veröffentlicht wurde, weckte nicht nur bei der lokalen Leserschaft reges Interesse.
Die Zielgruppe ist vorhanden, fehlt noch ein Verlag. Nils Meyer-Selbach hat ein Konzept erstellt, führt Gespräche. Sollten sie scheitern, gibt es einen Plan B: Die Vermarktung des Buchs über Books on Demand. Ein Verlag wäre ihm allerdings deutlich lieber, schon aufgrund der Strukturen, sagt der Initiator. Wird das Projekt realisiert, sollen Lesungen hinzukommen. „Das ist jedoch keine Verpflichtung für die Autoren“, betont Meyer-Selbach, der sich vorstellen kann, auch fremde Texte vorzutragen.
Autoren, die Teil des Projekts sein wollen, müssen bis zum 28. Februar ein Exposé und eine persönliche Kurzvorstellung einreichen. Die Abgabefrist für das fertige Skript endet am 30. April.