Glinde. Umbau von Bio-, Chemie- und Physikräumen am Schulzentrum fast abgeschlossen. Weitaus teurere Projekte folgen noch.
Was lange währt, wird endlich gut. Dieses Sprichwort trifft es beim aktuellen Bauprojekt am Schulzentrum Glinde am Oher Weg. Dort wird derzeit der naturwissenschaftliche Bereich für die Fächer Biologie, Chemie und Physik saniert. Der Abriss war im Sommer 2021 gestartet, in diesem Mai sollte die Sache abgeschlossen sein. „Allerdings hatten wir Lieferprobleme mit Komponenten, zum Beispiel mussten wir auf ein Edelstahlrohr mehrere Monate warten. Zudem gab es Personalengpässe bei Handwerksbetrieben“, sagt Taisija Tissen, Projektleiterin von der Stadtverwaltung. Nun ist man in den Endzügen, mehr als 90 Prozent der Arbeiten seien erledigt. Kosten: voraussichtlich rund vier Millionen Euro inklusive Mobiliar. Geplant waren 3,7.
Die Summe muss die Stadt nicht komplett berappen. Das Land steuert laut Bauamtschefin Fruzsina Ascherl 1,7 Millionen Euro aus dem Förderprogramm mit dem Namen Impuls 2030 bei. Der Umbau umfasst rund 1600 Quadratmeter. „Eine offene Experimentier-, Kreativ- und Fortbildungszone für Lernende und Lehrende ist ebenso entstanden wie neu konzipierte, voll digital ausgestattete klassische Lern- und Übungsräume. In Kleingruppen können sich hier Lernende mit Betreuung unter Einbeziehung der digitalen Medien das Wissen erarbeiten und vertiefen“, sagt der zuständige Architekt Stefan Rimpf. Durch zeitgemäße Zuschnitte würden jetzt alle neuen Räume mit Tageslicht versorgt.
Glinde investiert Millionen in die Naturwissenschaften
Stühle und Tische in den Zimmern fehlen noch. Sie werden in der letzten Ferienwoche geliefert. Bei diesen Utensilien handelt es sich um Spezialanfertigungen. Es wird also eine Punktlandung zum Beginn des neuen Schuljahres. Mit einer Ausnahme: Die Sofas mit Platz für zwei Personen, die in einer offenen Zone platziert werden mit Lounge-Charakter, stehen erst im September zur Verfügung. In der Weiterführung dieses Gebäudeabschnitts befindet sich die Bibliothek auf einer Zwischendecke. Hier war früher ein Hörsaal mit massiver Treppe. Es wurden enorme Betonmassen herausgebrochen. Zudem war eine Umplanung nötig. „Die Decke sollte eine Stahlkonstruktion sein, nun haben wir doch betoniert“, sagt Tissen.
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Nebenan in einem Klassenraum werkelt Lukas Braun. Der Elektroniker verbindet die Datenleitung von der Decke mit dem Lehrertisch, von wo aus die Medienlifts gesteuert werden. Das sind kleine Kästen mit unter anderem Gas- und Stromanschluss für Experimente. Acht solcher Geräte befinden sich in diesem Zimmer, vier auf jeder Seite. Sämtliche E-Screens, also digitale Tafeln, sind angebunden. Ein Dutzend wurden angeschafft. Die Böden sind verlegt, im offenen Bereich mit viel Glas ein orangefarbener aus Linoleum. Teilweise sind noch Löcher zu sehen, unter denen sich Kabel verstecken. Hier muss nur noch der Deckel draufgesetzt werden. Fußleisten fehlen ebenfalls. Doch das ist nur Kleinkram. Am 10. August wird laut Tissen die Elektronik abgenommen. Draußen stehen außerdem Pflasterarbeiten an.
Raumkonzepte von zwei Schulen mussten zusammengeführt werden
Durch den Umbau sind aus zehn nun 17 Räume geworden. Die Heizungen samt Lüftungsanlagen wurden ausgewechselt sowie alle Leitungen. Im Fachjargon heißt das: die komplette Haustechnik. „Das Zusammenbringen der Raumkonzepte für beide Schulen war mit das Schwierigste“, sagt Ascherl. An dem Standort sind Gymnasium und die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule, die keine Oberstufe hat, untergebracht. Die Abstimmung der Fachschaften unter Einbeziehung des Architekturbüros dauerte vier Monate. In dem Gebäude aus den 70er-Jahren wurden zuletzt 1250 Jungen und Mädchen unterrichtet, 703 von ihnen besuchten das Gymnasium.
Vor der Sanierung des naturwissenschaftlichen Bereichs hatte Glinde bereits die beiden Sporthallen am Schulzentrum modernisiert inklusiver neuer Außenhaut. Vor dem Beton und einer Dämmschicht wurde eine Fassade angebracht, die im Inneren aus Holz besteht und mit Kunststoff ummantelt ist. Die zwischen den Hallen liegende Ex-Kneipe wurde zu einem Jugendzentrum. Das alles kostete neun Millionen Euro. Das teuerste Projekt am Oher Weg steht der Stadt aber noch bevor: die Schadstoffsanierung des kompletten Gebäudes und ein Mensabau. Bürgermeister Rainhard Zug brachte bereits ein Volumen von 30 bis 40 Millionen Euro ins Spiel.
Grundschule Tannenweg bekommt Gebäude mit einer Mensa
Derzeit erweitert Glinde zudem die Grundschule Tannenweg. Wie berichtet, hatte es Streit mit dem Generalunternehmer gegeben. Er forderte mehr Geld als vereinbart, warf der Stadt auch mangelhafte Planung vor. Die Arbeiten gingen langsamer voran als geplant. In einer Verwaltungsvorlage war von vielen Gesprächen die Rede und von Drohungen der Firma, die Bautätigkeiten einzustellen. Glinde hätte dem Unternehmen kündigen können, davon riet ein Anwaltsbüro jedoch ab. Das Budget ist inzwischen von ursprünglich 7,6 auf 10,8 Millionen Euro gestiegen. Ascherl sagt, man habe den 6. Mai 2024 als Fertigstellungstermin ausgegeben. Es gehe nun voran.
Die Grundschule erhält ein Gebäude mit Mensa samt Küche, zusätzlichen Horträumen, zehn Klassen- und fünf Differenzierungszimmern. Der zweigeschossige Komplex hat 1930 Quadratmeter Nutzfläche. Die Kostensteigerung wird durch Mehrerträge bei der Gewerbesteuer gedeckt.