Bad Oldesloe. Arbeitsmarkt in Stormarn zeigt sich angespannter als vor einem Jahr. Nicht nur saisonale Gründe sind dafür verantwortlich.
Die Arbeitslosenquote in Stormarn ist im Juli auf 3,9 Prozent gestiegen. Wie die Agentur für Arbeit mit Sitz in Bad Oldesloe mitteilt, waren im abgelaufenen Monat 5144 Menschen im Kreis arbeitslos. Das sind 230 Personen und 0,2 Prozentpunkte mehr als noch im Juni.
Den Grund dafür sieht Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe, vor allem in der Jahreszeit. Saisonale Effekte lassen die Arbeitslosigkeit mit dem Beginn der Sommerferien regelmäßig ansteigen. „Wie erwartet, registrieren wir insbesondere bei jungen Menschen unter 25 Jahren einen überproportionalen Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Beginn der Sommerferien“, so die Agenturchefin. Ursache hierfür seien das Schuljahresende und die Abschlussprüfungen bei den Ausbildungen.
Im Vorjahr noch lag die Arbeitslosenquote im Juli bei 3,5 Prozent
„Dazu kommen das Quartalsende, zu dem vermehrt befristete Arbeitsverträge auslaufen, sowie die Ferien- und Urlaubszeit: Vor Beginn der Sommerferien nimmt die Zahl der Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung ab, die Unternehmen stellen zu dieser Zeit weniger neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein“, so Wieczorek weiter.
Im Vorjahr sah es um diese Zeit noch deutlich besser aus: 2022 waren im Juli 4647 Menschen und damit 497 weniger arbeitslos. Die Quote lag seinerzeit bei 3,5 Prozent. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist bei den Menschen zu finden, die im Jobcenter Stormarn betreut werden“, so Stefan Schröder, Sprecher der Agentur für Arbeit. Das Jobcenter betreut Menschen, die Bürgergeld beziehen. Dort habe die Arbeitslosigkeit insbesondere bei Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sowohl aus der Ukraine als auch aus anderen Herkunftsländern zugenommen.
Quote ist vor allem unter ausländischen Arbeitslosen gestiegen
Dafür gibt es eine Erklärung: „Personen, die einen Sprachkursus absolvieren, werden nicht als arbeitslos gezählt. Aktuell beenden die ersten Teilnehmenden ihre Sprachkurse und werden dann wieder als Arbeitslose in der Statistik gezählt. Das Plus zum Vorjahr resultiert damit nicht nur aus neu eingereisten Personen, sondern auch aus einem statistischen Statuswechsel, zum Beispiel eben nach Beendigung eines Sprachkursus’“, so Stefan Schröder.
Der hohen Arbeitslosenquote gegenüber stehen jede Menge vakante Stellen. Gefragt ist vor allem Fachpersonal. „Nach wie vor wird für drei von vier vakanten Stellen ausgebildetes und gut qualifiziertes Personal gesucht“, so Wieczorek. Bewerberinnen und Bewerber mit abgeschlossener Berufsausbildung haben also gute Chancen, in Stormarn eine Beschäftigung zu finden.
Arbeitslose und vakante Stellen müssen zusammengebracht werden
Dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter sind im Juli 420 neue sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden. Insgesamt sind damit 2302 sozialversicherungspflichtige Stellen in Stormarn zu besetzen, das sind 25 oder 1,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind dies 410 Stellen oder 15,1 Prozent weniger.
Wieczorek: „Der Stellenbestand liegt mit mehr als 2300 Stellen zwar deutlich unter den Höchstwerten aus dem vergangenen Jahr, in dem die Zahl der vakanten Stellen zeitweise bei über 2700 lag, jedoch bleibt der Personalbedarf in den Unternehmen groß. Zum Vormonat mehr neue Stellen hinzu kamen aus dem Gesundheitswesen, dem Bereich öffentlicher Verwaltungen sowie wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen.“
Unternehmen können ungelernte Mitarbeiter zu Fachkräften ausbilden
Um die Arbeitslosen und die vakanten Stellen zusammenzubringen, ist vor allem wichtig, Unqualifizierte zu Fachkräften zu machen, sie also entsprechend aus- und weiterzubilden. Dies tut die Agentur für Arbeit mittels verschiedenster Maßnahmen. „Eine wichtige Säule ist die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern innerhalb von Betrieben“, so Wieczorek.
Die Arbeitsagentur berät und unterstützt Unternehmen, wenn sie ungelernten Beschäftigten eine Teilqualifizierung oder einen Berufsabschluss ermöglichen. „Dies ist eine Win-win-Situation für beide. Das Unternehmen gewinnt eine benötigte Fachkraft. Die oder der Beschäftigte kann mit dem Abschluss mehr verdienen, sichert den Arbeitsplatz und schafft sich die Basis für weitere Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt die Agenturchefin.
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Ein positives Beispiel dafür ist Christoph Buer, Mitarbeiter der Firma Rampa in Büchen (Herzogtum-Lauenburg). Er war Lagermitarbeiter und hat sich nun in dem Familienunternehmen, das Verbindungstechnik herstellt, zum kaufmännischen Mitarbeiter qualifiziert. Hinter ihm liegen zwei Jahre Ausbildungszeit zum Kaufmann für Groß- und im Außenhandel. Er war mit 37 Jahren nicht nur der Älteste, sondern ist auch der erfolgreichste Ausbildungsabsolvent. „Mit der Note eins hat Herr Buer den besten kaufmännischen Abschluss in der Region Südstormarn gemacht“, sagen die Rampa-Geschäftsführer Wolfgang Färber und Ghesal Fahimi-Steingraeber.
Für seine besonderen Leistungen wurde Christoph Buer in der Berufsschule Ahrensburg mit dem Gerd-Schuldt-Preis der Stiftung Erwin Baer ausgezeichnet. Auch das Unternehmen Rampa wurde von der Industrie- und Handelskammer in Ahrensburg geehrt. Unternehmen, die sich zur Qualifizierung ihrer Beschäftigten und der Fördermöglichkeiten beraten lassen möchten, können sich an ihre Ansprechpartnerin oder ihren Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service oder die kostenfreie Hotline 0800/455 55 20 wenden.