Reinfeld. Drei Schwestern machen sich mit einem Café selbstständig und setzen dabei auch Wünsche der Bürger um. Was sie dort anbieten wollen.

Noch sind die bodentiefen Fenster mit Papier abgeklebt. Doch das Logo des Café Schwesterherz schmückt bereits die Räume an der Paul-von-Schoenaich-Straße in der Reinfelder Innenstadt, lässt erahnen, dass die einstige Filiale der Bäckerei Junge schon bald mit neuem Leben gefüllt wird.

Genau das wird in zweieinhalb Wochen passieren. Dann eröffnet das Café Schwesterherz in der City. Der Name ist Programm. Betrieben wird es nämlich von den Zwillingsschwestern Dilek und Melek Serbest und ihrer großen Schwester Gülcan Hocoglu. „Es war immer unser Traum, ein Café zu eröffnen“, erzählen die Oldesloerinnen.

Café Schwesterherz: Mit der Eröffnung geht für die Frauen ein Traum in Erfüllung

Doch nicht nur für die Geschwister geht mit der Eröffnung ein Wunsch in Erfüllung. Auch viele Bürgerinnen und Bürger in Reinfeld dürften sich über das gastronomische Angebot in der Innenstadt freuen. Denn nachdem die Bäckerei Junge zum Jahreswechsel verkündet hatte, ihre Filiale in der Reinfelder City zu schließen, war lange unklar, wie es weitergeht.

Statt wie ursprünglich angekündigt im Mai schloss das Unternehmen wegen betriebsinterner Gründe bereits Ende März das Geschäft mit angegliedertem Café, das seine Kunden mehr als 16 Jahre lang mit frischem Brot, Brötchen und Kuchen versorgt hatte. Der Leerstand in der Innenstadt drohte sich zu verschärfen.

Politik und Bevölkerung kämpften für den Erhalt eines Cafés in der Innenstadt

Doch es gab Widerstand. Die Wählerinitiative Reinfeld (WIR) war einer der ersten Akteure, die für den Erhalt eines Cafés in der Innenstadt zu kämpfen begannen. Anfang Februar sammelten die Verantwortlichen in wenigen Tagen fast 500 Unterschriften. Die Meinung der Bürgerinnen und Bürger war eindeutig: Ein Café in der Innenstadt soll unbedingt erhalten bleiben.

Eine Aktion der Reinfelder Parteien und des Bürgermeisters Roald Wramp führten schließlich zu den drei Schwestern, deren Gesichter vielen Bürgern der Karpfenstadt bekannt vorkommen dürften. „Wir haben viele Jahre in dem Dönerladen Pashas Kebab House gearbeitet“, so Dilek Serbest. Der gehört zum festen Inventar der Reinfelder Gastronomielandschaft, besteht seit Anfang der 1990er-Jahre.

Schwestern haben viele Jahre beim Dönerladen Pashas Kebab-House gearbeitet

„Es ist ein Familienbetrieb“, so Serbest. Ihr Cousin betreibt das Geschäft. Die Arbeit dort haben die Schwestern all die Jahre genossen. „Die Arbeit mit der Familie ist einfach schön“, sind sie sich einig. Dilek Serbest und Gülcan Hocoglu sind ausgebildete Bäckereifachverkäuferinnen. Melek Serbest arbeitete in einem Elektrofachgeschäft, bevor sie ebenfalls in den Familienbetrieb einstieg.

Dass sie nun beruflich neue Wege gehen, habe sich recht spontan entwickelt. „Wir haben gehört, dass die Bäckerei Junge die Innenstadt verlässt“, so Melek Serbest. Als es darum ging, was mit den leerstehenden Räumlichkeiten passiert, wurden sie hellhörig. Da war ja noch der langgehegte Traum vom eigenen Café. Kurzerhand machten die Frauen Nägel mit Köpfen. „Kurz vor der Schließung unterzeichneten wir die Verträge“, so Melek Serbest.

Es gibt belegte Brötchen, Kuchen Eis und bald auch einen Mittagstisch

Seit sie am 1. Juni die Schlüssel bekommen haben, ist einiges passiert. „Wir haben zum Beispiel die Böden und die Wände erneuert“, so die Schwestern. Eine befreundete Architektin, Selmin Cetin, hat ihnen beim Einrichtungskonzept geholfen. „Es soll modern und schick werden“, so Melek Serbest. Helles Holz und die Farbe Türkis prägen die Optik des Cafés. Bis zur Eröffnung werden noch Tische und Stühle aufgestellt, Wanddekoration angebracht und dem Geschäft der letzte Feinschliff verpasst.

Das gastronomische Angebot soll nach der Eröffnung Schritt für Schritt ausgebaut werden. „Zunächst gibt es belegte Brötchen, Kuchen, Eis und Frühstück“, so Dilek Serbest. Das handgemachte Speiseeis kaufen die Schwestern von der Kleinen Eisfabrik in Jersbek an. Neben Kaffeegetränken wird es auch türkischen Tee geben. „Das Café soll einen leicht orientalischen Hauch haben“, so Dilek Serbest. Die Eltern der Schwestern kommen aus der Türkei. „Unsere Wurzeln sollen sich ein kleines bisschen in dem Café wiederfinden“, so Serbest.“

Die Unterstützung von allen Seiten sei überwältigend

Wenn der Betrieb angelaufen ist, wollen die Schwestern ihr Angebot ausbauen, Mitarbeiter einstellen, auch einen Mittagstisch anbieten – mit warmen Speisen wie hausgemachtem Nudel- und Kartoffelsalat oder wechselnden Tagessuppen. Dass sie mit dem Betrieb alle Hände voll zu tun haben werden, daran haben die Schwestern keinen Zweifel. Alle drei haben Kinder, werden Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen. Doch das sind sie von ihrer langjährigen Arbeit in der Gastronomie schon gewohnt. „Es wird sicher anstrengend, aber wir freuen uns auch wahnsinnig darauf“, sagen sie.

Was ihnen helfe, sei die Unterstützung, die sie von allen Seiten bekommen. Der Vermieter hat ihnen zum Beispiel die ersten drei Monate die Miete erlassen, um die Kosten stemmen zu können. „Das ist wirklich schön“, sagen sie. Nicht nur die ganze Familie, Cousins, Schwager, Bruder und Ehemänner, packen tatkräftig mit an. „Auch von der Politik, Verwaltung und Bevölkerung bekommen wir wahnsinnig viel Zuspruch.“

Am Sonnabend, 5. August, wird das Café offiziell eröffnet

Schon häufig seien die stadtbekannten Schwestern auf ihr Vorhaben angesprochen worden. „Die Menschen bieten uns ihre Unterstützung bei der Renovierung an und können es kaum erwarten, dass wir eröffnen“, sagen die Schwestern. Eigentlich wollten sie erst im September den Betrieb aufnehmen. Weil die Bürgerinnen und Bürger sich aber so dringend wieder ein Café wünschen, haben sie die Eröffnung vorgezogen.

Bei der konkreten Gestaltung sind die Schwestern auch auf Wünsche von Bürgern eingegangen. So wird es etwa eine Spielecke für Kinder und eine Lounge für Jugendliche geben. Denn: „Es gibt in der Stadt nicht viele Orte, an denen Jugendliche Zeit verbringen können“, so Gülcan Hocoglu.

Am Sonnabend, 5. August, wird das Café Schwesterherz ab 8 Uhr seine Türen öffnen. Die offizielle Eröffnungsfeier ist für 12 Uhr geplant. Dann hat das Café dienstags, mittwochs und donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 7 bis 18 Uhr, sonnabends von 7 bis 13 Uhr und sonntags von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Bis dahin ist noch einiges zu tun – und so langsam schleicht sich auch die Aufregung ein, verrieten die Schwestern. Dilek Serbest: „In der Nacht davor können wir bestimmt nicht schlafen.“