Bad Oldesloe/Ammersbek. Vorgehen des Bezirksamts Wandsbek steht in der Kritik. Dürfen Bürger bei der Rettung der geschützten Tiere selbst aktiv werden?
Nun hat sich auch die untere Naturschutzbehörde des Kreises Stormarn (UNB) zum Erdkrötensterben am Lottbeker Teich zu Wort gemeldet. Kreissprecher Michael Drenckhahn bestätigt, dass die UNB Mitte April dieses Jahres ein Schreiben vom Nabu Schleswig-Holstein erhalten hat. Darin seien „unter anderem die geringen Wasserstände im Lottbeker Teich und die daraus resultierenden Auswirkungen auf das Laichgewässer der Erdkröte geschildert“ worden.
Wie berichtet, hatte der Nabu Ammersbek sich wegen der aufgrund sinkender Pegelstände verendeten, geschützten Amphibien am 8. Juni mit einem Schreiben an die Öffentlichkeit gewandt. Darin warf er den zuständigen Behörden Versäumnisse vor, die neben der anhaltenden Trockenheit zu dem Massensterben geführt hätten. Im Detail geht es um ein lange bekanntes Leck im Ablaufwerk, für dessen Reparatur das Bezirksamt Wandsbek zuständig ist.
Bezirksamt Wandsbek soll Leck inzwischen abgedichtet haben
Die UNB habe das Bezirksamt Hamburg-Wandsbek über das Schreiben des Nabu informiert, was daraufhin zugesagt habe, den Zustand des Teichs und des Stauwehrs zu überprüfen. „Da das Wasser über die Bohlwand im Ablaufbauwerk hinweg floss, konnten aus Arbeitssicherheitsgründen bedauerlicherweise nicht unverzüglich Sanierungsarbeiten am maroden Bauwerk durchgeführt werden.“ Da das undichte Wehr der Behörde spätestens seit 2020 bekannt sein dürfte, als Tausende Fische in dem Gewässer zugrunde gingen, dürfte fraglich sein, ob an dieser Stelle wirklich noch von „unverzüglich“ gesprochen werden kann.
Drenckhahn weiter: „Das Bezirksamt Wandsbek hat eine Abdichtung des Ablaufbauwerkes vorgenommen, sobald daran sicher gearbeitet werden konnte.“ Den Zeitpunkt der Abdichtung nennt er nicht. Auch vonseiten des Bezirksamts gibt es dazu keine Angaben. In der 22. Kalenderwoche, also vor 14 Tagen, habe sich ein Biologe im Auftrag der Hamburger Behörde mit der Situation vor Ort befasst und unter anderem Fische und mehrere hundert Muscheln in andere Gewässer umgesetzt, jedoch keine Kaulquappen.
Experte schätzt Wasserstand als ausreichend für Kröten ein
„Der UNB wurde mitgeteilt, dass die Wasserstände zu dem Zeitpunkt für die Erdkröten-Kaulquappen ausreichend waren, um im verbleibenden Wasser zu überleben.“ Auf diese Aussage hat sich die Naturschutzbehörde offensichtlich verlassen. Mit fatalen Folgen. „Nach neustem Kenntnisstand hat sich der Zustand weiter verschlechtert, sodass von Seiten des Bezirksamtes weitere Maßnahmen angesetzt sind“, so der Kreis-Pressesprecher. Was im Einzelnen geplant ist, bleibt unklar.
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Der Nabu Ammersbek ist für die Betreuung des Naturschutzgebietes „Heidkoppelmoor und Umgebung“, das sich nordöstlich des Stauteichs erstreckt, zuständig. Einer der Betreuer ist Biologe Gerwin Obst. Nach seinen Angaben wurden am Wochenende im Auftrag des Bezirksamts einige Hundert unter Naturschutz stehende große Teichmuscheln sowie Kaulquappen umgesetzt. Letztere hätten sich nahe des Ablaufwerks gesammelt. „Das Wasser war schwarz vor Kröten, die sich im Resttümpel gedrängt haben.“ Eine Biologin, die er am Sonnabend auf dem Gelände getroffen habe, habe die Muscheln aus Teichschlamm händisch ausgegraben. „Es ist davon auszugehen, dass ursprünglich etliche Tausend im Teich waren“, so Obst.
Bei Notlage dürfen geschützte Tiere aufgenommen werden
Er habe auch beobachtet, wie eine Familie mit kleinen Eimern Kaulquappen gesammelt habe, um sie in ein Regenrückhaltebecken zu setzen. Doch ist das überhaupt erlaubt? Ja, sagt Drenckhahn. „Das Naturschutzrecht sieht bei besonders geschützten Arten wie der Erdkröte vor, dass verletzte, hilflose und kranke Tiere in Notsituationen aufgenommen werden können.“ Fachkundige Personen sollten sich dazu im Vorfeld oder spätestens vor der Freilassung der Tiere mit der UNB und dem Landesamt für Umwelt (LfU) abstimmen.
„Unabhängig vom Zustand des Stauwehrs sind die Bedingungen am Lottbeker Teich nicht optimal, um auf die Trockenperioden, die uns in Zukunft bevorstehen, vorbereitet zu sein“, so der Kreissprecher. Es sei anzustreben, „die weitere Entwicklung des Teiches erneut mit allen Akteuren und Akteurinnen zu besprechen“. Der Nabu Ammersbek möchte den Stausee als regional bedeutsame Laichhabitat für Erdkröten unbedingt erhalten.