Bad Oldesloe. Der Vertrag zwischen dem Deutschen Jugendherbergswerk und der Stadt wurde aufgelöst. Was passiert nun?
Aus und vorbei: Was schon längere Zeit absehbar war, ist nun offiziell: Bad Oldesloe hat keine Jugendherberge mehr. Wie die Stadt mitteilt, wurde der Vertrag zwischen dem Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) Landesverband Nordmark und der Stadt im gegenseitigen Einvernehmen mit Wirkung zum 1. April aufgehoben. Das Gebäude auf dem Grundstück am Konrad-Adenauer-Ring 2 wurde an die Stadt übergeben.
Das Haus hat eine lange Geschichte: 1930 erbaut, wurde es fast drei Jahrzehnte vom Landesverband Nordmark des DJH als Jugendherberge betrieben. Unzählige Kinder und Jugendliche haben in dem Gebäude ihre Zeit verbracht. Jugendgruppen, Schulklassen, Vereine und Familien schliefen in den 110 Betten und 24 Mehrbettzimmern der einzigen Jugendherberge Stormarns.
Die Jugendherberge in Bad Oldesloe ist in die Jahre gekommen
Doch die Jahre intensiver Nutzung haben ihre Spuren hinterlassen: Wie berichtet, wurde das in die Jahre gekommene Gebäude schon länger nicht mehr als Jugendherberge genutzt. Von Januar 2021 bis Dezember 2022 wurde das Haus zum Impfzentrum umfunktioniert. Zu Zeiten der Corona-Pandemie wurden 135.000 Spritzen gegen das Virus dort verabreicht.
Bis zu zehn Ärztinnen und Ärzte sowie 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) impften zu Hochzeiten bis zu 600 Menschen am Tag. Insgesamt wurden im Kreis 270.000 Impfungen vorgenommen, die Hälfte davon in der Oldesloer Jugendherberge. Auch Mitarbeiter des Gesundheitsamts waren zwischenzeitlich in der Jugendherberge untergebracht, auch sie sind mittlerweile wieder ausgezogen. Das Gebäude steht also leer.
Schon vor der Pandemie war die Immobilie sanierungsbedürftig
Doch schon vor der Pandemie war klar, dass die Immobilie sanierungsbedürftig ist und die heutigen Anforderungen an einen Herbergsbetrieb nicht mehr erfüllt. Bereits vor Corona hatte die Stadt Gespräche mit dem Landesverband Nordmark des DJH über die Zukunft des Gebäudes geführt. Gebäude und Grundstück gehören der Stadt. Für das DJH bestand bis zuletzt ein Erbbaurechtsvertrag.
Für den Betreiber war klar, dass auch nach Corona der Gästebetrieb nicht wieder aufgenommen wird. Wegen veralteter Standards sei voraussichtlich kein wirtschaftlicher Betrieb mehr möglich, sagte Stefan Wehrheim, Geschäftsführer des DJH-Landesverbands Nordmark, Ende 2022 gegenüber unserer Redaktion. „Wir würden uns als gemeinnützigem Verein – und damit der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, die wir als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe bereitstellen wollen – langfristig schaden, wenn wir das Haus wiedereröffnen würden, ohne auf die Wirtschaftlichkeit zu achten. Daher ist dies keine Option.“
Die Stadt möchte am selben Standort eine neue Jugendherberge errichten
Und wie geht es nun weiter? „Die Zielsetzung der Stadt Bad Oldesloe ist es, das Gelände neu zu überplanen und dort mittelfristig eine neue Jugendherberge zu errichten“, sagt Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke. Auch am Standort hält die Verwaltung weiterhin fest. „Die direkte Nähe zu Sportplätzen, Schwimmhalle, Trave, Innenstadt, der Zugang zu Kulturangeboten sowie die Nähe zum Bahnhof sind in dieser Form einmalig“ so der Verwaltungschef. Wie toll die Lage sei, hätten auch die Gäste immer wieder betont.
Der Erhalt der Jugendherberge liege der Stadt sehr am Herzen, sagte Lembke zuletzt bei einer Einwohnerversammlung, bei der es um die Unterbringung von Geflüchteten ging. Mit durchschnittlich 10.000 Übernachtungen pro Jahr war die Jugendherberge bis dato ein wichtiger Leistungsträger für den Tourismus in Bad Oldesloe. „Die Jugendherberge hat viele junge Zielgruppen in die Stadt geführt“, sagte Stadtsprecherin Agnes Heesch auf Nachfrage unserer Redaktion. Vor allem bei Schulklassen, Sport- und Seminargruppen erfreute sich die Jugendherberge großer Beliebtheit.
Wird das jetzige Gebäude als Unterkunft für Geflüchtete genutzt?
Das solle laut Lembke auch nicht durch die Unterbringung von Geflüchteten be- oder verhindert werden. Deshalb hat der Bürgermeister zu diesem Thema eine klare Haltung: „Ich möchte die Jugendherberge als Notpuffer betrachten“, sagte Lembke zuletzt bei der Einwohnerversammlung. Denn bevor neue Geflüchtetenunterkünfte bezogen werden können, wird noch Zeit vergehen. Insofern würde der Bürgermeister in der Immobilie vorübergehend Geflüchtete unterbringen – aber nur unter der Bedingung, dass ein politischer Beschluss zum Bau neuer Unterkünfte vorliegt und sichergestellt ist, dass es sich nur um eine Übergangslösung handle.
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Konkret bedeutet das, dass in der Jugendherberge in absehbarer Zeit möglicherweise vorübergehend Geflüchtete untergebracht werden, bevor das Gebäude – so der Wunsch der Stadt – abgerissen und am selben Standort neu errichtet wird. Bis es so weit ist, müssen allerdings noch einige politische Beschlüsse gefasst werden.
DJH kann sich vorstellen, eine neu gebaute Herberge wieder zu betreiben
Bis wieder Gäste in eine neugebaute Jugendherberge einziehen können, werden also wohl noch einige Jahre ins Land gehen. Der zeitliche Rahmen, die Kosten und viele Einzelheiten sind noch völlig unklar. „Selbst, ob das Gebäude abgerissen wird, steht noch nicht schlussendlich fest“, so Heesch. Sämtliche Mutmaßungen über die Zukunft seien aktuell nicht mehr als ein Blick in die Glaskugel. Aber: „Wir wollen das Thema recht schnell in die Politik geben“, so Heesch. Dann sei abzuwarten, wie es weitergehe.
Doch immerhin: Sollte die Stadt den Neubau einer Jugendherberge am gleichen Standort planen und finanzieren können, ist der DJH-Landesverband Nordmark offen für eine gemeinsame Entwicklung: „Wir können uns gut vorstellen, unsere Expertise in die Konzeptionierung einzubringen und eine neue Jugendherberge in Bad Oldesloe zu betreiben“, so Stefan Wehrheim.