Bad Oldesloe. Bis Ende 2022 wird die Immobilie als Impfzentrum genutzt. Doch Schulklassen ziehen danach wohl nicht mehr in den alten Bau ein.
Es ist ein Haus mit langer Geschichte: Unzählige Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Jahrzehnten in der Jugendherberge Bad Oldesloe ihre Zeit verbracht. Jugendgruppen, Schulklassen, Vereine und Familien schliefen in den 24 Mehrbettzimmern der einzigen Jugendherberge Stormarns. Allein 2019 zählte das Haus 11.000 Übernachtungen.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit Januar 2021 wird das Gebäude an der Trave als Corona-Impfzentrum genutzt. Zeitweise war es neben Glinde und Großhansdorf eines von drei Impfzentren im Kreis. Seit Juni ist es das letzte in Stormarn. Wie berichtet, soll auch dieses Ende des Jahres seinen Betrieb einstellen. Auch ein Teil des Gesundheitsamtes des Kreises, das momentan in der Immobilie untergebracht ist, soll bis voraussichtlich März 2023 ausziehen.
Das bestehende Gebäude soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden
Doch auch danach wird der Herbergsbetrieb nicht wieder losgehen, wie Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke nun mitteilte. „Langfristig soll das Gebäude wohl abgerissen werden“, so Lembke. „Die Jugendherberge entspricht schon länger nicht dem heutigem Standard“, sagt Stadtsprecherin Agnes Heesch. Die Herberge verfügt über 111 Betten mit Zweier-, Vierer- und überwiegend Sechsbettzimmern. Bereits vor Corona habe die Stadt laut Heesch Gespräche mit dem Deutschen Jugendherbergswerk Landesverband Nordmark über die Zukunft des Gebäudes geführt. Gebäude und Grundstück gehören der Stadt. Für das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) besteht ein Erbbaurechtsvertrag.
„Die Jugendherberge wurde, soweit uns das bekannt ist, etwa 1930 gebaut“, sagt Katharina Pauly, Pressesprecherin des DJH-Landesverbandes Nordmark, zu dem die Jugendherberge Bad Oldesloe gehört. „Manche Gebäudeteile sind aber später entstanden.“ Weil das bestehende Gebäude in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig ist, strebt die Stadt einen Neubau an. Heesch: „Die Verwaltung hat den Wunsch, das Gebäude neu zu bauen und gleichzeitig zu erweitern.“ An dem Standort möchte man dabei festhalten, liegt die Herberge doch ideal im Grünen an der Trave und gleichzeitig nicht weit vom Stadtzentrum oder kulturellen Angeboten wie dem Travebad entfernt.
Ein Neubau kann wohl nicht vor 2026 umgesetzt werden
Damit ein Neubau umgesetzt werden kann, sind aber noch politische Beschlüsse nötig. „Der Bebauungsplan muss entsprechend angepasst werden“, sagt Heesch. Deshalb rechnet die Stadtsprecherin nicht damit, dass die Neubau-Pläne vor 2026 umgesetzt werden. So lange muss die Kreisstadt wohl ohne Herberge auskommen.
Dass die Jugendherberge Bad Oldesloe im kommenden Jahr komplett für den Herbergsbetrieb geschlossen bleibt, bestätigt auf Nachfrage dieser Zeitung auch Stefan Wehrheim, Geschäftsführer des DJH-Landesverbands Nordmark: „2023 wird das Haus den normalen Gästebetrieb nicht wieder aufnehmen. Für eine Wiederinbetriebnahme würden wir deutlich mehr Vorlaufzeit benötigen.“ Denn vor allem Schulklassen und Gruppen, die den höchsten Gästeanteil des Hauses ausmachen, buchten meist weit im Voraus.
Jugendherbergswerk leidet unter Folgen der Pandemie und steigenden Energiekosten
Gleichwohl machte er deutlich, dass der Verein sich nicht vorstellen kann, das bestehende Gebäude weiter als Jugendherberge zu nutzen. Wegen veralteter Standards sei voraussichtlich kein wirtschaftlicher Betrieb mehr möglich. Wehrheim: „Wir würden uns als gemeinnützigem Verein – und damit der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, die wir als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe bereitstellen wollen – langfristig schaden, wenn wir das Haus wiedereröffnen würden, ohne auf die Wirtschaftlichkeit zu achten. Daher ist dies keine Option.“
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In Sachen Finanzierung setzt der DJH-Landesverbands Nordmark auf die Stadt Bad Oldesloe. „Die anhaltenden finanziellen Folgen der Pandemie und die steigenden Energiekosten führen jedoch dazu, dass wir als gemeinnütziger Verein eine Sanierung der Jugendherberge Bad Oldesloe nicht selbst stemmen können“, sagt Wehrheim. Man sehe aber Potenzial in Bad Oldesloe und im direkten Umfeld es Jugendherbergestandortes. Wehrheim: „Daher sind wir gerne gesprächsbereit, falls die Stadt einen Neubau anstreben sollte und einen Betreiber dafür sucht.“
Geplanter Abriss stimmt Oldesloer Bürger melancholisch
Doch dass das geschichtsträchtige Gebäude überhaupt abgerissen werden soll, dürfte einige Bürgerinnen und Bürger, die als Jugendliche einst in der Herberge schliefen, knutschten oder Sport machten, melancholisch stimmen. Einer von ihnen ist der Oldesloer Gerd Manzel: „Wer kann da nur an Abriss denken? So etwas Einmaliges in ganz Stormarn“, sagt er gegenüber dieser Zeitung. „Es war wohl gerade der Charme, die Nostalgie, die unsere Herberge so beliebt machte. Moderne Häuser kann man überall finden“, so der Oldesloer.
Schade findet er auch, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht nach ihrer Meinung gefragt werden. Er würde sogar selbst ins Portemonnaie greifen, um mitzuhelfen, die Herberge zu retten und kann sich die Einrichtung eines Spendenkontos vorstellen – allerdings nicht für einen Neubau, sondern für den Erhalt. Manzel: Wir spenden für alles in der Welt, da können wir doch uns selbst nicht vergessen. Es wird sicher etliche Bürger unserer Stadt geben, die auch etwas für den Erhalt unserer Jugendherberge beitragen würden.“