Glinde. Besucher können im Marcellin-Verbe-Haus Malerei, Grafik, Objekte, Fotografie und Mixed Media 39 internationaler Künstler entdecken.
Am Freitag, 21. April, eröffnet der Kunstverein Glinde die Internationale Kunstausstellung „Form-A(r)t“ mit einer Vernissage. 39 bildende Künstler präsentieren ihre Werke bei der 29. Auflage der Kunstschau vom 21. bis 23. April einer breiten Öffentlichkeit. Einer von ihnen ist Hans-Dieter Walter, für ihn ist es nur ein Katzensprung zum Ausstellungsort Marcellin-Verbe-Haus. Der Glinder ist gelernter Sieb- und Tiefdrucker und hat sich im Keller seines Hauses ein eigenes Atelier eingerichtet. Herzstück des Ateliers ist seine Handdruckpresse, mit der er seine Holzschnitte, Radierungen und Collagrafien fertigt.
Anregungen für seine Grafiken findet er beispielsweise in der Natur, der Musik, dem Sport oder auch dem Hamburger Hafen. Hans-Dieter Walter sagt: „Ich schaue, was schön ist.“ Erfüllt ein Motiv seine Kriterien, entsteht daraus ein Bild wie das von zwei Läufern im Park. „Ich habe es ganz abstrakt gestaltet, um die Bewegung sichtbar zu machen. Man sieht nur den Schatten der beiden, ohne dass man Einzelheiten erkennt.“
Einige Künstler verwenden außergewöhnliche Materialien
Neben Walter stammt noch die Ahrensburger Malerin Irmtraut Waldmann aus Stormarn. In ihren farbstarken Bildern, die ein Gefüge aus Linien und Formen durchzieht, macht sie sich mit Veränderungsprozessen und dem Werden und Vergehen auseinander.
Weitere ausstellende Künstler kommen aus der Ukraine, Mexiko, Schweiz, dem Iran, USA, Venezuela, Portugal und Deutschland. Für manche Werke kommen ungewöhnliche Materialien und Techniken zum Einsatz wie gewebter Draht, bunter Nagellack, Sand aus verschiedenen Herkunftsländern oder auch eine Nähmaschine.
Kirsten Milke, Vorsitzende des Kunstvereins Glinde, sagt: „Die Jury hat es sich bei der Auswahl der Teilnehmer für die diesjährige Ausstellung nicht leicht gemacht.“ Doch es sei gelungen, eine „einzigartige Mischung aus tollen Künstlern zusammenzustellen“, so Milke. Hans-Dieter Walter musste sich nicht eigeninitiativ bewerben. „Ich wurde angeschrieben, weil meine Grafiken bei einer Ausstellung in Wentorf positiv aufgefallen sind.“ Und offensichtlich war auch die Jury von der Qualität seiner Werke überzeugt.
Grafiker musste sich künstlerische Freiheit erst erarbeiten
Die Technik hat der 72-Jährige von der Pike auf gelernt. Mehr als 40 Jahre war er in der Druckindustrie tätig. „Ich habe alle möglichen Druckverfahren durchgemacht“, sagt er. Dabei habe er als junger Mann immer Kunst studieren wollen, berichtet Walter. Doch dann machte er eine Ausbildung im Siebdruck und stellte fest, dass sich damit recht gut verdienen ließ. Die künstlerische Laufbahn legte er auf Eis.
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Aber privat betätigte er sich weiterhin kreativ. „Ich habe immer wieder kleine künstlerische Arbeiten als Hobby gemacht, aber eben nicht so intensiv. Ich habe die Kunst auch nie aus den Augen verloren, sondern immer versucht, am Ball zu bleiben, mich damit beschäftigt und Ausstellungen besucht.“ Er legte sich eine kleine Tiefdruckpresse zu. „Das Ziel war, mich in der Rente mehr damit zu beschäftigen.“ Doch schnell stellte er fest, dass sich die erlernte Arbeitsweise, die absolute Präzision bei der Drucktechnik und Farbumsetzung verlangt hatte, nicht ablegen ließ. Er musste sich seinen künstlerischen Freiraum erst erarbeiten. „Ich musste mir Lockerheit und Offenheit aneignen, um vermehrt ein bisschen träumerisch arbeiten zu können.“
1000 Kunstwerke – verteilt auf 1500 Quadratmeter Fläche
Der Arbeitsprozess beginnt mit dem Bildentwurf. Dann wird eine Druckform erstellt. „Bis zum letzten Druck sind mehrere Stufen erforderlich“, erläutert Walter. Das eigentliche Kunstwerk entwickele sich erst während der Arbeit. Das Ergebnis sei auch für ihn spannend und falle oft überraschend aus. „Manchmal ist der Überraschungseffekt, der dabei herauskommt, das eigentlich Gigantische.“
Um die 100 Werke lagern in seinem Atelier. Darunter der zweifarbige Holzschnitt mit dem Titel „Frau Elbe und ihre Gäste“, die eine Gruppe Fische unter Wasser zeigt. Oder die Radierung „Höltigbaum“, in deren Mittelpunkt ein filigran anmutender Baum vor einem zart hellblauen Himmel abgebildet ist. Beide Werke können Besucher auf der Form-A(r)t aus nächster Nähe in Augenschein nehmen.
Auf 1500 Quadratmetern, aufgeteilt auf drei Etagen, sind rund 1000 Kunstwerke der Sparten Malerei, Grafik, Bildhauerei, Objektkunst, Fotografie und Mixed Media ausgestellt. Das Publikum kann sich mit den Künstlern austauschen und seinen Favoriten küren. Den Gewinner zeichnet der Kunstverein am letzten Veranstaltungstag mit dem Publikumspreis „ARThur“ aus, einer individuell gestalteten Kleinskulptur, die in diesem Jahr die Reinbeker Künstlerin Katja Berling geschaffen hat. Alle Besucher, die sich an der Wahl beteiligen, nehmen an der Verlosung des Publikumsgewinns teil. Weitere Informationen, unter anderem eine Auflistung aller teilnehmenden Künstler, stehen unter kvglinde.de/formart-2023 zur Verfügung.
Form-A(r)t Fr 21.4.–So 23.4., Fr 19.30 Vernissage, Sa/So 11.00–18.00 Ausstellung, So 17.00 Verleihung Künstlerpreis „ARThur“ und Verlosung des Publikumsgewinns, Marcellin-Verbe-Haus (Bürgerhaus), Markt 2, Eintritt frei