Oststeinbek. Umbau von Ex-Sparkasse hat begonnen. Projekt kostet 560.000 Euro. Warum es noch keinen Einzugstermin für die Ordnungshüter gibt.

Die mit überwiegend roten Steinen gepflasterte Fläche vor der früheren Filiale der Sparkasse Holstein an der Möllner Landstraße in Oststeinbek ist eingezäunt. Hinter dem Gitter steht eine mobile Toilettenkabine, neben der Treppe ein Container, der mit Schutt, einem Kunststoffsack, Holz, einem Stuhl und Teilen einer ausgedienten Lüftungsanlage gefüllt ist. Der Umbau in der Immobilie hat begonnen. Dort wird in der zweiten Jahreshälfte eine Polizeiwache untergebracht. Das Projekt kostet rund 560.000 Euro.

Bürgermeister Jürgen Hettwer verschafft sich an diesem Morgen einen Überblick. Im Erdgeschoss sieht es kahl aus. Die Decke ist geöffnet, man blickt auf jede Menge Kabel, die auch aus Löchern im Boden herausragen. Die Abrissarbeiten sind vollzogen, in Kürze startet der Trockenbau. „Die Ausschreibungen für die Gewerke sind raus, rund 70 Prozent der Aufgaben vergeben“, sagt der Verwaltungschef. Für Sanitär, Elektro und Heizung habe man noch keine Auswahl getroffen.

Gemeinde teilt sich das Erdgeschoss mit der Polizei

Das Voranschreiten der Arbeiten kontrolliert die Gemeindeverwaltung. Denn Oststeinbek hat das Erdgeschoss und den Keller des Hauses gemietet für rund 3000 Euro im Monat. Etwas mehr als die Hälfte davon übernimmt das Land Schleswig-Holstein als Untermieter. Allerdings erst, wenn das Gebäude für die Ordnungshüter bezugsfertig ist. Die Kommune teilt sich die Fläche mit der Polizei, bringt in ihren Büros Rathauspersonal unter. Es sind Mitarbeiter des Standes- und Ordnungsamts, vier Kräfte plus Azubi.

So sieht es in derzeit im Erdgeschoss aus. Die Abrissarbeiten sind bereits erledigt.
So sieht es in derzeit im Erdgeschoss aus. Die Abrissarbeiten sind bereits erledigt. © René Soukup

Oststeinbek ist diese Kooperation eingegangen, weil die 283 Quadratmeter Nutzfläche für eine Polizeiwache mit drei Beamtinnen und Beamten zu groß sind. Optionen gab es nicht. Es wurden mehrere gemeindeeigene Objekte geprüft, alle fielen durch aus unterschiedlichen Gründen. Und auf dem freien Markt war in zentraler Lage keine andere Immobilie vorhanden, die besser gepasst hätte.

Wenn zwei Seiten mit jeweils spezifischen Anforderungen einen gemeinsamen Umbau angehen, ist der Abstimmungsbedarf groß. Zum einen sind die Sicherheitsanforderungen bei einer Polizeiwache höher als im Verwaltungstrakt. Der Bereich erhält eine Schleuse und schusssicheres Glas, die Zugänge sind getrennt. Stellplätze für die Gesetzeshüter in der Tiefgarage werden mit einem elektrischen Rolltor versehen. Zudem galt es, sich über die Kosten zu einigen. Ursprünglich waren für die Neugestaltung 420.000 Euro veranschlagt, wovon Schleswig-Holstein 69 Prozent übernimmt. Dann stellte sich heraus, dass man 140.000 Euro drauflegen muss. „Von dieser Summe tragen wir 50 Prozent, das ist mit dem Land inzwischen abgesprochen“, sagt Hettwer.

Es ist unklar, ob Fenster zeitig geliefert werden

Die Fachabteilung im Rathaus stellt mit einem Architekten den Bauzeitplan auf. Das Dokument bekommt die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GM.SH) zur Kenntnisnahme. Die Anstalt des öffentlichen Rechts ist zuständig für die Bewirtschaftung der vom Land genutzten Liegenschaften. Ursprünglich sollte das Projekt Ende Juli vollendet sein.

Hettwer wurde aber bereits mitgeteilt, dass es zu einer Verzögerung kommen könnte bei der Lieferung von Fenstern. Er sagt: „Bauen ist momentan mit keinem hohen Spaßfaktor verbunden. Man kann zeitlich nicht seriös kalkulieren.“ Deswegen ist der Bürgermeister bei der Nennung eines Termins für die Wacheneröffnung zurückhaltend. Ein Einzug erst im Oktober würde ihn nicht überraschen.

Neben dem Treppenaufgang ist ein Container platziert.
Neben dem Treppenaufgang ist ein Container platziert. © René Soukup

Oststeinbek hatte bis Mitte 2016 eine Polizeistation im Feuerwehrgebäude an der Stormarnstraße. Die von der damals SPD-geführten Landesregierung verordnete Strukturreform hatte zur Folge, dass die Einrichtung geschlossen wurde. Maßgeblich war eine entsprechende Empfehlung der Polizeidirektion Ratzeburg. Thorsten Gaebler, inzwischen Revierleiter in Ahrensburg und davor in Reinbek, war an der polizeifachlichen Bewertung beteiligt.

„Gerade im Hamburger Umland wünschte die Polizei sich schlagkräftige Einheiten mit einer operativen Zielgröße von mindestens fünf Beamten und Beamtinnen. Je mehr Kräfte den größeren Wachen zum Beispiel in Reinbek und Glinde im Schichtdienst zur Verfügung stehen, desto mehr Streifen sind auch in Oststeinbek am späten Abend, in der Nacht und am frühen Morgen möglich“, sagt Martin Habersaat, SPD-Landtagsabgeordneter aus Reinbek.

Die Leitung der Station übernimmt eine Frau

Bürger der 8900 Einwohner zählenden Kommune waren von dem Aus für ihre Polizeiwache wenig begeistert. Mehr als 800 unterzeichneten eine Petition. Die Regierung unter der Führung des CDU-Ministerpräsidenten Daniel Günther sprach sich 2017 dafür aus, die Wiedereröffnung geschlossener Dienststellen zu prüfen – ein langer Prozess. Im Juni 2021 bekam Oststeinbek die Zusage aus dem Kieler Innenministerium. Seinerzeit war eine Rückkehr der Polizisten in den Ort für Mai 2022 beabsichtigt. Da wusste man noch nicht um die Schwierigkeiten bei der Immobiliensuche.

Für die Polizeistation in Oststeinbek wird Personal aus umliegenden Wachen abgezogen. Bekannt ist bislang, dass Yvonne Schulze die Leitung übernimmt. Ihre derzeitige Dienststelle ist Glinde. Auch die zweite Position wird von einer Frau besetzt. Der Mietvertrag für die Ex-Filiale des Geldinstituts hat eine Laufzeit von zehn Jahren plus einseitiger Option der Kommune auf Verlängerung bis 2037.