Bad Oldesloe. Entdeckung bei Sanierung sorgt für Furore. Zunächst hieß es, Probe sei negativ. Firma hat wohl gesetzliche Vorschriften missachtet.
Die Sanierung der Hölk-Hochhäuser schreitet in großen Schritten voran. Die neue Eigentümerin, die Lietmeyer Unternehmensgruppe aus Hildesheim, erneuert wie berichtet in den ersten Schritten die Fassade und die Rohrleitungen. Doch eine Entdeckung sorgt für Furore: Die Fassade der 70er-Jahre-Bauten ist asbesthaltig.
Zunächst hieß es von der Firma Lietmeyer, dies sei nicht der Fall. Die Falschinformation sei zustande gekommen, weil zunächst Platten untersucht worden seien, die kein Asbest enthielten. „Die unteren Platten sind nicht betroffen, die oberen aber schon“, so Lietmeyer auf Nachfrage.
Hölk-Hochhäuser: Wann Asbest gefährlich ist
Asbest ist in bestehenden Gebäuden noch immer weit verbreitet. Die Mineralfaser wird gefährlich, wenn Fasern freigesetzt und eingeatmet werden, etwa im Zuge von Sanierungsarbeiten. Asbest ist als krebserregend eingestuft, deshalb gelten für den Umgang gesetzliche Vorschriften.
Und: Diese wurden von der Firma Lietmeyer offenbar zunächst nicht eingehalten. Das bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion die Staatliche Arbeitsschutzbehörde bei der Unfallkasse Nord. „Es trifft zu, dass im Zuge der Gerüstarbeiten Löcher gebohrt wurden, ohne dass die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden“, sagte Sprecherin Klaudia Gottheit.
Je nach Art der Arbeiten und des asbesthaltigen Materials gelten unterschiedliche Vorschriften. „Das Bauvorhaben wäre bei der Staatlichen Arbeitsschutzbehörde bei der Unfallkasse Nord anzukündigen gewesen. Das ist zunächst nicht erfolgt. Die Arbeiten mit asbesthaltigen Fassadenplatten wurden vom Gerüstbauer nicht rechtzeitig mitgeteilt“, sagte Gottheit über die Versäumnisse der Firma Lietmeyer als Bauherrin.
Firma Lietmeyer hätte Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen
Lietmeyer hätte einen Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator gemäß Baustellenverordnung beauftragen müssen, um Arbeiter und Bewohner zu schützen. „Es sind Ordnungswidrigkeiten bezüglich dieser Verpflichtungen aufgetreten, die von der Arbeitsschutzbehörde geahndet werden können“, so die Sprecherin weiter. „Aktuell findet die Anhörung der Firma Lietmeyer statt.“
Die Arbeiten an den Hölk-Hochhäusern waren bereits mehrfach Thema im Wirtschafts- und Planungsausschuss. Unter anderem Jens Wieck (CDU) hat Bedenken geäußert, dass alles mit rechten Dingen zugehe. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Fassade asbestfrei ist, weil solche Platten aus dieser Zeit fast immer mit Asbest behandelt wurden“, so Wieck.
Hat alte Dämmwolle offen in den Fluren gelegen?
Es habe anfangs Probleme gegeben, dann sei nachgesteuert worden und nun laufe alles korrekt, sagte Sachbereichsleiterin Stadtentwicklung Angelika Müller im jüngsten Wirtschafts- und Planungsausschuss. Jens Wieck gab sich damit nicht zufrieden, habe es doch in der Vergangenheit bereits Versäumnisse gegeben. „Die Bewohnerinnen und Bewohner, auch Kinder, werden damit konfrontiert. Es kann doch nicht sein, dass es erst Probleme geben muss, bevor etwas passiert“, so das Ausschussmitglied.
Asbest ist nicht das einzige Thema, über das im Ausschuss diskutiert wurde. Denn aktuell wird auch das alte Dämmmaterial aus den Schächten entnommen. Auch hier liegen laut Abendblatt-Informationen Zweifel vor, dass alles unter den nötigen Sicherheitsvorkehrungen passiert. Die alte Dämmwolle habe offen in den Fluren gelegen. Auch sie kann potenziell schädlich sein.
Daniel Lietmeyer räumt ein, dass nicht alles rund gelaufen ist
Dass da nicht alles rund gelaufen ist, bestätigt auf Nachfrage Daniel Lietmeyer. Der Subunternehmer, der die Arbeiten ausführt, habe zunächst nicht sauber gearbeitet. „Wir haben ihn daraufhin abgemahnt und er hat nachgebessert.“ Und: „Die alte Dämmwolle wurde untersucht. Da sind keine nennenswert negativen Stoffe drin. Trotzdem ist so eine Mineralfaser nicht gesund, das ist richtig“, so Lietmeyer weiter. Eigentlich wollte der Unternehmenschef selbst am jüngsten Ausschuss teilnehmen, musste kurzfristig absagen. In der nächsten Sitzung am 27. März will er der Politik Rede und Antwort stehen.
Übrigens: In Sachen Heizungen scheint sich etwas zu tun. Wie berichtet, hatten im Winter während der Minustemperaturen im Dezember zahlreiche Mieterinnen und Mieter mit kaputten Heizungen zu kämpfen. Damals war noch das Immobilienunternehmen LEG mit Sitz in Düsseldorf Eigentümerin der maroden Häuser. Die LEG kümmere sich nicht um die Schäden, lautete damals der Vorwurf von Quartiersmanagerin Maria Herrmann und vielen Bewohnern.
Funktionieren die kaputten Heizungen wieder?
Wie ist der Stand jetzt? Herrmann berichtet von unterschiedlichen Fällen: „Die Heizungen wurden hochgefahren. Im Haus herrscht eine hohe Grundwärme“, so Herrmann. Einige Mieter machten die Heizung aus Angst vor hohen Nachzahlungen nicht an, bei einigen funktioniere sie nicht richtig, so Herrmann. Und: „Bei einer anderen Familie wurde die Heizung gerade repariert.“
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Daniel Lietmeyer wusste auf Nachfrage unserer Redaktion nichts von aktuell kaputten Heizungen. „Es gab einzelne Wohnungen, in denen die Heizung wegen Rohrbrüchen nicht funktionierte. Das ist inzwischen behoben. Sollte ein Mieter aktuell Probleme haben, kann er sich gerne bei uns melden und wir kümmern uns unverzüglich darum. Mir liegen keine Meldungen über kaputte Heizungen vor.“