Bad Oldesloe. Die Arbeiten für den 28,5 Millionen Euro teuren Bau schreiten voran. 2024 soll der Betrieb aufgenommen werden.
Glückliche Gesichter trotz Schnee und Kälte: Zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung, Rettungsdienst, Polizei, Bauunternehmen und natürlich die künftigen Nutzer haben am Freitag das Richtfest für den Neubau der Integrierten Regionalleitstelle Süd (IRLS) in Bad Oldesloe gefeiert. Die Arbeiten für das rund 28,5 Millionen teure Gebäude an der Teichkoppel im Oldesloer Gewerbegebiet schreiten planmäßig voran.
Landrat Henning Görtz: Einsätze werden mehr und komplexer
Nach einer kurzen Ansprache von Zimmerpolier Thorsten Schlicht, der traditionell einen Schnaps auf das Wohl von Bau und Nutzern trank, sprach Stormarns Landrat Henning Görtz ein Grußwort. Angesichts aktueller Entwicklungen stehe der Kreis in Sachen öffentliche Sicherheit vor großen Herausforderungen. Viel sei in Stormarn in Bewegung. Erst kürzlich wurde das neue Katastrophenschutzzentrum in Hammoor eingeweiht. Mehrere Feuerwachen seien in Planung, ebenso ein neues Sirenennetz.
Und: „Die Rettungseinsätze werden mehr und komplexer“, so der Landrat. „Eine moderne Leitstelle ist unverzichtbar, um alle Lagen zu bewältigen.“ Entsprechend erfreut sei er, dass die Arbeiten nicht nur hervorragend im ambitionierten Zeitplan liegen, sondern dass an deren Ende auch ein „hochmoderner, nachhaltiger und ausfallsicherer“ Neubau stehen werde. Um diesen ausfallsicher zu gestalten, werden die meisten technischen Einrichtungen in mehrfacher Ausführung vorgehalten. So soll auch im Störungs- oder Wartungsfall der Betrieb der Rettungsleitstelle an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr aufrechterhalten werden können.
Rettungsleitstelle ist für Stormarn, Herzogtum-Lauenburg und Ostholstein zuständig
Die Integrierte Regionalleitstelle Süd ging 2006 aus der Zusammenlegung der Leitstellen Stormarn und Herzogtum Lauenburg hervor. Seit 2013 zählt auch der Kreis Ostholstein zum Versorgungsbereich. Jährlich bearbeitet die Leitstelle rund 170.000 Anrufe, Tendenz steigend. Aktuell ist die Leitstelle in den Räumen der Stormarner Kreisverwaltung untergebracht. Weil die aktuelle Situation den technischen und räumlichen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde, brachte die Politik 2016 einen Neubau auf den Weg. Nach dem ersten Spatenstich im Dezember 2021 begannen Anfang 2022 die Bauarbeiten.
Wolfgang Gerstand (CDU), Vorsitzender des Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschuss des Kreises, sprach den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Rettungsleitstelle seine Anerkennung aus: „Was Sie leisten, verdient den höchsten Respekt“, sagte er. Dass der Bau ohne Verzögerungen oder Probleme voranschreitet, begrüßte Gerstand. „Ich freue mich außerdem, dass beim Bau großer Wert auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gelegt wird.“
Planer legten beim Neubau Wert auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
Denn genau darauf wurde bei der Planung ein besonderes Augenmerk gerichtet. Das Gebäude wird im Wesentlichen mit Erdwärme beheizt und soll mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet werden. Auch die Abwärme der Serverräume soll intern genutzt werden. Außerdem werden Ladestationen für E-Autos und E-Bikes eingerichtet. 28,5 Millionen Euro soll der Neubau kosten. Die Ukrainekrieg, die Energiekrise und erhebliche Preissteigerungen im Baugewerbe haben die Kosten wie derzeit im Baugewerbe üblich in die Höhe getrieben.
Auf dem 8742 Quadratmeter großen Grundstück entsteht ein zweigeschossiger Bau mit einer Nettoraumfläche von 2789 Quadratmetern. „Es werden optimale Arbeitsbedingungen für die aktuell 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen“, sagte Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter Sicherheit und Gefahrenabwehr. Herzstück des Neubaus soll der Leitstellenbetriebsraum sein. An den 17 Einsatzleittischen nehmen die Disponenten rund um die Uhr Notrufe entgegen. Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, kann der Raum um weitere neun Einsatzleittische erweitert werden.
Andreas Rehberg: Neubau trotz steigender Zahlen groß genug
Angesichts dramatisch ansteigender Notrufzahlen braucht es personelle und räumliche Kapazitäten, um den Bedarf gerecht zu werden. Und: „Der Neubau bietet genug Platz, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können“, so Rehberg auf Nachfrage unserer Redaktion. Aktuell werde ein Gutachten zum Personalbedarf erstellt. Die Ergebnisse erwartet Andreas Rehberg für das Frühjahr.
Im Namen des Planungsbüros Trapez sprach Architektin Kerstin Junge allen Beteiligten Dank aus. „Es ist immer ein besonderer Moment, wenn so ein großes Projekt Gestalt annimmt“, so Junge. Aktuell wird der Bau vom Zimmerer gerichtet. Auch Fensterelemente wurden bereits eingebaut. Dachdecker- und Schlosserarbeiten sowie die Arbeiten an ersten Innengewerken wie der technischen Ausstattung haben begonnen.
Der Neubau soll optimale Bedingungen für die rund 60 Mitarbeiter schaffen
„Im Erdgeschoss befinden sich Technik und Lagerräume, im Obergeschoss wird der Tagesbetrieb der Leitstelle stattfinden“, so Junge. Wichtig sei den Planern gewesen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wohlfühlen. Deshalb wurden die künftigen Nutzer auch in die Planung miteinbezogen. Junge: „Damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wohlfühlen, sind ein gutes Raumklima, eine gute Akustik und eine gute Beleuchtung wichtig.“
Noch vor nicht allzu langer Zeit sei es üblich gewesen, dass Leitstellen dunkel und beengt seien, die Disponenten auf engstem Raum und ohne Tageslicht ihre Arbeit erledigen müssen. Dass sei nicht mehr zeitgemäß. „Es herrscht Fachkräftemangel“, so Junge. „Auch deshalb müssen gute Arbeitsbedingungen geschaffen werden.“ Die Weichen dafür scheinen in Bad Oldesloe jedenfalls gestellt zu sein, kommt der neue Bau doch hell, offen und modern daher.
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Bis die Leitstellenmitarbeiter dort einziehen, wird voraussichtlich noch ein gutes Jahr vergehen. Die Fertigstellung von Gebäude und Außenanlagen ist für das erste Halbjahr 2024 geplant. Nach einem anschließenden Probelauf, bei dem Altbestand und Neubau parallel laufen, soll die neue Rettungsleitstelle im dritten Quartal 2024 ihren Betrieb aufnehmen.