Bad Oldesloe. Die Mehrkosten belaufen sich bereits auf 1,5 Millionen Euro. Energieintensive Gewerke sorgen für extrem hohe Preisaufschläge.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch Materialengpässe und Fachkräftemangel wächst die neue Integrierte Rettungsleitstelle Süd im Bad Oldesloer Gewerbegebiet an der A 1 Tag für Tag. Das größte und wichtigste Kreisprojekt in dieser Dekade macht rasante Fortschritte, der Prestigebau, der neue Maßstäbe für die Errichtung von Leitstellen setzen soll, liegt im Zeitplan. Dennoch ist die Freude bei den Verantwortlichen in der Kreisverwaltung nicht ungetrübt: Erhebliche Preissteigerungen machen den Bau, wie schon das neue Katastrophenschutzzentrum in Hammoor, immer teurer.
Neue Rettungsleitstelle: Kreise Ostholstein und Lauenburg beteiligen sich
„Wir haben insgesamt 28,5 Millionen im Haushalt, von denen etwa 3,7 Millionen Euro auf die Projektsicherheit für unerwartete Preissteigerungen entfallen. Die haben wir nun, entstandene Mehrkosten schlagen bereits mit etwa 1,5 Millionen Euro zu Buche“, so Bauamtsleiter Thilo Scheuber. Die muss der Kreis indes nicht allein tragen, da sich an dem Projekt auch die Kreise Ostholstein und Herzogtum Lauenburg sowie die Krankenkassen beteiligen.
Während für die tiefbaulichen Erschließungsarbeiten und die Baustelleneinrichtung noch rund 235.000 Euro weniger ausgegeben werden mussten als ursprünglich veranschlagt, ist das bei elf anderen Kostenposten nicht der Fall. Im Gegenteil! Zu den gravierendsten Abweichungen kommt es bei Baustrom und Bauwasser sowie dem Metallbau.
Strom ist doppelt so teuer wie kalkuliert
Der Strom kostet mit 44.250 doppelt so viel angenommen (20.360 Euro), der Metallbau mit 977.290 Euro ebenfalls (446.157 Euro). Das Bauwasser stand ursprünglich mit 928 Euro in der Kalkulation. Dafür werden nun aber 6443 Euro fällig. Den höchsten Preisaufschlag verursachten neben dem Metallbau (531.133 Euro mehr) das Bauhauptgewerk (plus 413.365 Euro), das Verblendmauerwerk (plus 270.231 Euro) und die Zimmerer (plus 171.433 Euro).
„In etlichen Gewerken sind unter anderem wegen des Ukrainekriegs unerwartet hohe Preise aufgerufen worden“, berichtet Scheuber. Dabei handele es sich vor allem um die energieintensiven Gewerke. „Steine für die Verblendung der Fassade müssen gebrannt werden, im Bauhauptgewerk sorgt der Stahl im Beton für den enormen Preisanstieg. Und der Metallbau ist durch die teure Metallerzeugung per se ein erheblich gestiegener Kostenfaktor“, erklärt er.
Neue Rettungsleitstelle: Technik kostet 2,84 Millionen Euro
Mehrkosten entstanden zudem, weil bereits ausgehandelte Angebote durch Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs gecancelt wurden und jene Gewerke neu ausgeschrieben werden mussten. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass das Herzstück des neuen Bauwerks, die 2,84 Millionen Euro teure Leitstellentechnik, bislang nur einen nachgerade moderaten Preisaufschlag von 19.275 Euro erlebte.
Trotz aller Probleme soll Anfang kommenden Jahres Richtfest gefeiert werden. Und auch den angepeilten Probebetrieb fürs erste Halbjahr 2024 hält Thilo Scheuber weiter für umsetzbar. Dennoch gibt er sich keinen Illusionen hin: „Gewisse Entwicklungen bleiben in diesen bewegten Zeiten unkalkulierbar. Darüber müssen sich alle im Klaren sein.“