Bad Oldesloe. Das knapp 30 Millionen Euro teure Projekt trägt auch soziokulturellen, ökologischen und nachhaltigen Anforderungen Rechnung.
Das größte und wichtigste Bauvorhaben des Kreises Stormarn in dieser Dekade steht vor seinem ersten Schritt in die praktische Umsetzung. Im vierten Quartal dieses Jahres soll mit dem Bau der Erschließungsstraße für die neue Integrierte Rettungsleitstelle Süd im Oldesloer Gewerbegebiet an der Autobahn 1 begonnen werden. „Den Bauantrag wollen wir der Bauaufsicht der Kreisstadt noch im August übergeben. Mit größeren Verzögerungen bei der Bearbeitung rechnen wir nicht, da alle wesentliche Fragen bereits im Zuge der Bauvoranfrage geklärt worden sind“, sagt Thilo Scheuber, Bauamtsleiter des Kreises.
Die Zuwegung zu dem knapp 30 Millionen Euro teuren Projekt hatte die Planer zunächst vor einige Probleme gestellt. Weil das favorisierte Grundstück an der Teichkoppel in zweiter Reihe liegt, musste vorab eine rechtssichere Erschließung sichergestellt werden, ohne die es nun mal kein Baurecht gibt. „Die Situation erwies sich als schwierig. Sie konnte aber dadurch gelöst werden, dass der Kreis die Zuwegung nun selbst baut“, so Scheuber.
Das Richtfest ist für Ende nächsten Jahres geplant
Die Ausschreibung für die Straße und den Tiefbau der Leitstelle ist bereits erfolgt. Der Beginn des Hochbaus soll im zweiten Quartal des kommenden Jahres folgen, das Richtfest ist für Ende 2022 geplant. Der Start des Innenausbaus ist für das zweite Quartal 2023 vorgesehen, die Gebäudefertigstellung Ende 2023. „Und wenn es zu keinen gravierenden Verzögerungen kommt, könnten Übergabe und Probebetrieb Anfang 2024 anstehen“, blickt Scheuber voraus.
Laut Wolfgang Gerstand, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion und Vorsitzender des Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschusses, wird sich das ambitionierte Vorhaben dann als „Leuchtturm“ präsentieren, der „weit über Stormarn hinaus strahlt“. Weil das schlüssige und zukunftsweisende Konzept Maßstäbe für den Bau solcher Leitstellen setzen werde. „Schließlich geht es um die Daseinsvorsorge für etwa 650.000 Menschen in den Kreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein“, so Gerstand. Deshalb habe das Projekt in jeder Beziehung einen herausragenden Stellenwert für den Kreis. „Um dieses technisch wie architektonisch bestechende Bauwerk wird man uns beneiden“, ist Gerstand überzeugt.
Siegel für nachhaltiges Bauen wird angestrebt
Die jetzt vorliegenden Entwürfe für die Kubatur des Baus und die Innenansicht der Leitstelle selbst geben Gestand recht. An der Teichkoppel entsteht kein Funktionsbau von der Stange, sondern ein hochmoderner Komplex, der auch zeitgemäßen soziokulturellen, ökologischen und nachhaltigen Anforderungen Rechnung trägt.
„Äußeres Zeichen dafür ist eine angestrebte Zertifizierung mit dem Siegel DGNB-Gold der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen“, erklärt Thilo Scheuber. Der vom Hamburger Architekturbüro Trapez entworfene Komplex aus Stahl- und Leichtbeton samt mineralischer Dämmung werde zudem die Anforderungen an ein Effizienzgebäude 40 erfüllen. Womit für ihn Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragt werden können.
Nebengebäude soll technische Einrichtungen aufnehmen
Das alles hat seinen Preis. Sind die Planer Ende August des Vorjahres noch von Gesamtkosten in Höhe von 26,14 Millionen Euro, inklusive Grunderwerb, Leitstellentechnik und 3,35 Millionen Euro Projektsicherheiten ausgegangen, so haben sie sich inzwischen um 2,42 auf nun 28,56 Millionen Euro erhöht.
Neben den deutlich erhöhten Preisen für viele Baustoffe sind dafür unter anderem ein finanzieller Mehraufwand für die Erschließungsstraße verantwortlich, der Bau eines Nebengebäudes für notwendige technische Einrichtungen wie Trafos für die Stromversorgung, einen Funkmast, eine mobile Netzersatzanlage, diverse Müllsammelbehälter, überdachte Fahrradstellplätze mit E-Ladestation, eine vergrößerte Fotovoltaikanlage, eine Regenwasserzisterne für die Gartenpflege sowie ein Zentralstaubsauger für die Leitstellenräume.
Mehr Sozial- und Sanitärräume geplant
„Während die Struktur des Grundrisses und die räumlichen Zusammenhänge gegenüber dem Vorentwurf weitgehend beibehalten worden sind, ist es zu einigen Umplanungen des Eingangsbereichs sowie der Sanitär- und Sozialräume für die Mitarbeiter gekommen“, sagt Thomas Ramm, Fachdienstleiter Hochbau und Gebäudewirtschaft in der Kreisverwaltung.
So sei etwa der Foyerbereich verkleinert worden. Außerdem habe man angesichts steigender Ausbildungsanforderungen einen vierten Ruheraum sowie einen barrierefreien Umkleide- und WC/Duschraum in den Planungen berücksichtigt. Im Gegenzug seien bereits genehmigte Material- und Lagerräume reduziert worden.
Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Carsten Horn, Leiter der Rettungsleitstelle, zeigte sich mit dem neuen Planungsstand hoch zufrieden. „Fast alle Wünsche unserer Mitarbeiter sind berücksichtigt worden, die Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro und den Fachplanern erfolgte jederzeit auf Augenhöhe“, lobt Horn. Sein Team werde das Wachsen der neuen Leitstelle nun gespannt verfolgen und fiebere jetzt schon dem voraussichtlichen Umzug im Frühjahr 2024 entgegen.