Glinde. Verein der Unternehmer hat neuen Vorstand. Welche Ziele der Vorsitzende Florian Witt und sein Stellvertreter Holger Weinel verfolgen.
Es ist ruhig geworden um die Glinder Gewerbevereinigung. Zuletzt hat der Verein kaum noch Akzente gesetzt und befand sich in einer Art Dornröschenschlaf – auch bedingt durch Corona. Damit soll es jetzt vorbei sein. Die 1949 gegründete Organisation, Vertreter der Interessen von Handel, Handwerk, Dienstleistungsbetrieben und Freiberuflern, hat sich personell komplett neu aufgestellt. Der Vorstand ist üppig bestückt mit Personen aus verschiedenen Branchen, Beisitzerpositionen sind doppelt besetzt. Zwölf Akteure sind nun in dem Gremium aktiv. „Wir wollen mit Elan und Euphorie etwas bewegen“, sagt der Vorsitzende Florian Witt.
Er wurde auf der jüngsten Jahreshauptversammlung einstimmig gewählt wie auch die anderen Mitstreiter. Zum Beispiel Holger Weinel, der als Stellvertreter fungiert. Nachdem im vergangenen Jahr klar war, dass die alte Führungsriege nicht wieder antreten wird, haben die beiden Männer im Zusammenspiel um Mitspieler geworben und für den Fortbestand des Vereins gesorgt. Dabei konnten sie auf die Unterstützung von Matthias Sacher, CDU-Stadtvertreter und mit zahlreichen Ehrenämtern betraut, sowie Alexander Bowien, einem Anwalt, zählen. Beide aktivierten ihr Netzwerk und mischen ebenfalls mit: Sacher ist Kassenprüfer und Bowien Beisitzer im Segment Dienstleistungen.
Zahl der Mitglieder hat sich halbiert
Die Gewerbevereinigung hatte früher rund 120 Mitglieder, inzwischen ist die Zahl halbiert. „Das oberste Ziel ist die Mitgliedergewinnung und der Netzwerkaufbau“, sagt Weinel. Der 58 Jahre alte Immobilienmakler erinnert sich noch an die alten Zeiten mit dem Unternehmerstammtisch, ein Garant für einen ständigen Austausch. Das letzte große Treffen vor der Jahreshauptversammlung hatte der Verein im September 2021, als Bürgermeister Rainhard Zug einen Entwurf zur Neugestaltung der Glinder City präsentierte. Dieser wurde vom Architekturbüro „SKAI“ im Auftrag eines Hamburger Investors erarbeitet. „Früher wurde die Gewerbevereinigung zu wichtigen Themen in der Stadt befragt. Wir wollen wieder wahrgenommen werden“, so Weinel.
Der gebürtige Essener wohnte später in Hamburg-Bramfeld sowie in Stapelfeld, wo er CDU-Gemeindevertreter gewesen ist. Der verheiratete Immobilienexperte hat sein Büro an der Möllner Landstraße, dort arbeitet auch sein Sohn. Weinel hat mehrere Ehrenämter, ist im Vorstand der Fußball-Abteilung des TSV Glinde sowie Vorsitzender des Fördervereins. Zahlreiche Erwachsenen- und Jugendteams hat er mit Trikots und Trainingsanzügen ausgestattet. „Der TSV ist mein Baby“, beschreibt Weinel seine Leidenschaft. Bei den Senioren hilft er aus, wenn Not am Mann ist – also nicht genug Spieler zur Verfügung stehen. Ein regelmäßiges Kicken ist aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich. „Beide Knie sind kaputt und die Hüfte auch.“
Die Liebe zum Fußball teilt er mit Witt. Der 40-Jährige hat früher in der Hamburger Oberliga gespielt, unter anderem für den Oststeinbeker SV. 2011 legte er sich mit seiner Frau ein Haus in Glinde zu. Das Paar hat drei Kinder. Witt ist bei einer Krankenkasse beschäftigt und unterstützt seine Frau in der Firma. Sie führt eine Kinder-Eventagentur, plant für Kunden Partys samt Schminken, Geocaching und zum Beispiel Bastelaktionen. Weitere Einnahmequellen: der Verleih von Hüpfburg, Popcorn- sowie Zuckerwattemaschine. „Den ersten Auftrag hatten wir im Dezember 2018. Es ist gut angelaufen, durch Corona hat das Geschäft dann bis April 2022 auf Eis gelegen“, sagt Witt.
Spendenparlament für Bedürftige ist ein Thema
In Sachen Neustart hat er also Erfahrung. Für einen solchen der Gewerbevereinigung sind die nächsten Schritte geplant. Nach der konstituierenden Sitzung im Februar soll der Vorstand eine Klausurtagung abhalten. „Wir wollen unsere Aufgaben definieren. Alle Aktionen, die wir bislang gemacht haben, kommen auf den Prüfstand. Wir müssen schauen, welches Event noch Sinn macht und was vor allem die Mitglieder wollen“, sagt Weinel. Der Verein organisierte bislang den Autofrühling, das ist eine Fahrzeugausstellung auf dem Marktplatz, verkaufsoffene Sonntage, Candlelight-Shopping sowie einen Weihnachtsmarkt.
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Ideen hat das Führungsduo bereits, was sich demnächst oder auf Sicht verändern soll. „Wir benötigen einen ansprechenden Social-Media-Auftritt. Und auf der Homepage wäre eine Hilfeplattform wünschenswert, wo man Betriebe findet, wenn etwa ein Handwerker benötigt wird“, sagt Witt. Diskutieren wollen er und Weinel im Vorstand auch über die Einführung eines Spendenparlaments für Bedürftige. In Glinde leben nicht alle im Wohlstand. Die Stadt ist eine Hochburg bei der Kinderarmut im Kreis Stormarn, die Tafel unterstützt Dutzende Menschen mit Lebensmitteln. Gut besucht ist auch die Suppenküche im Bürgerhaus, organisiert von ehrenamtlichen Kräften. Gäste essen hier einmal im Monat gratis.
Weinel möchte gern den Kontakt zwischen Gewerbetreibenden und dem TSV Glinde intensivieren, denkt aber auch über die Stadtgrenzen hinaus. Kooperationen mit dem Gewerbebund Oststeinbek und der Wirtschaftlichen Vereinigung Barsbüttel schlägt er ebenfalls vor. „Nur eine starke Gemeinschaft ist in der Lage, die dargestellten Aufgaben zu erfüllen und die gesteckten Ziele zu erreichen“, heißt es auf der Homepage der Gewerbevereinigung. Witt und Weinel sind sicher, mit ihrem Team den richtigen Weg einzuschlagen. Einen ersten Erfolg kann der neue Vorsitzende schon vermelden. Er sagt: „Die Haspa hat uns nach der Wahl gleich Unterstützung bei Veranstaltungen angeboten.“