Glinde. Umbau des naturwissenschaftlichen Bereichs. Es entsteht eine offene Lernlandschaft. Kalkulierte Kosten: 3,7 Millionen Euro.
Zu Beginn dieser Woche wurde fleißig gespachtelt, denn die Zeit drängt. Maler haben sich angekündigt. Jetzt geht es Schlag auf Schlag im Glinder Schulzentrum am Oher Weg mit seinen 16.300 Quadratmetern Nutzfläche. Rund ein Zehntel davon wird saniert und umgebaut. Konkret geht es um den naturwissenschaftlichen Bereich für die Fächer Biologie, Chemie und Physik. Sechs Gewerke sind derzeit am Start, im Mai sollen die Arbeiten beendet sein. Die Stadt kalkuliert mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 3,7 Millionen Euro.
An dem Standort sind zwei Bildungseinrichtungen beheimat: das Gymnasium mit 703 Jungen und Mädchen sowie die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule, an der aktuell 547 Kinder und Jugendliche lernen. „Es war eine der größten Herausforderungen, beide Unterrichtskonzepte miteinander in Einklang zu bringen bei den unterschiedlichen Anforderungen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Der Abstimmungsprozess mit den Fachschaften der Schulen unter Einbeziehung eines Architekturbüros dauerte vier Monate.
Abrissarbeiten waren im Sommer 2021
Herzstück ist eine offene Lernlandschaft mit viel Glas samt Sichtachse. Fachräume sind modern ausgestattet. Es gibt Stationen für eigenständiges Arbeiten und zum Beispiel Präsentationen. Das Prinzip heißt weg vom Frontalunterricht. Wo jetzt noch ein hoher Raum ist, wird eine Decke eingezogen – so entsteht mehr Fläche. Oben ist die neue Bibliothek angeordnet und von der alten Betontreppe inzwischen nichts mehr zu sehen. Neu sind auch die Brandschutzklappen. Durch die Umgestaltung werden aus zehn dann 17 Räume. Der Biologie- und Chemieunterricht ist derzeit in die Klassenzimmer verlegt.
Alle Leitungen, die Heizungen samt Lüftungsanlagen wurden ausgewechselt, Leichtbauwände entfernt. Von den Decken hängen noch diverse Kabel, überall stehen Kartons mit Materialien und Paletten. Die Abrissarbeiten wurden bereits im Sommer 2021 getätigt. „Danach hat die Ausführungsplanung begonnen“, sagt Taisija Tissen, die bei der Verwaltung das Projekt steuert. Im vergangenen August ging es mit dem Wiederaufbau los bei laufendem Schulbetrieb. Lärmintensive Arbeiten stehen deswegen erst ab 15 Uhr auf dem Programm. Das in den 70er-Jahren auf einem Zehn-Hektar-Areal erstellte Gebäude wird auch von der Volkshoch- sowie der Musikschule genutzt.
Ganz reibungslos war der Fortgang des Projekts nicht. „Die technische Gebäudeausstattung haben wir mehrmals ausgeschrieben, weil einfach keine Angebote eingegangen sind“, sagt Tissen. Zudem seien wegen einer Infektion mit dem Coronavirus ganze Kolonnen ausgefallen. „Und es gab große Probleme bei der Materialbeschaffung für die Lüftungskanäle.“ Zug betont die Wichtigkeit der Modernisierung, weil das Gymnasium eine sogenannte Mint-Schule ist. Dieser Titel steht für überdurchschnittlich vielfältige, praxisnahe Unterrichtsangebote in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Ergänzt wird die Förderung der Lernenden durch außerunterrichtliche Aktionen wie Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften und Exkursionen.
Das gesamte Gebäude wird zu einem späteren Zeitpunkt entkernt
Erste Planungen für das Schulzentrum hatte es bereits 2012 gegeben, allerdings nur für rund 400 Quadratmeter und ausschließlich Biologieräume. Unter Beteiligung der Schulen wurden dann jedoch auch andere Sektionen ins Auge gefasst. Der Umbau beinhaltet zudem eine Schadstoffsanierung. Eine solche ist für das komplette Gebäude, übrigens das größte im Eigentum der Stadt, zu einem späteren Zeitpunkt angedacht – ebenso wie ein Mensabau. Die derzeitige ist viel zu klein. In diesem und im kommenden Jahr ist laut Zug die Planung für das Mega-Projekt, dessen Investitionsvolumen durchaus zwischen 30 und 40 Million Euro liegen könne.
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Der Komplex wird wie das Schulzentrum am Mühlenredder in Reinbek komplett entkernt. Die Arbeiten können sich über Jahre hinziehen, wenn der Betrieb am Standort aufrechterhalten wird. In Glinde könnte die neue Mensa übergangsmäßig die Funktion von Klassenzimmern übernehmen. Eine andere Option ist, wie in der Nachbarkommune ein Ausweichquartier zu schaffen. Dort wurde ein Containercampus errichtet. Die Entscheidung über die Vorgehensweise obliegt der Politik.
Das Schulzentrum am Oher Weg wird in drei Phasen auf Vordermann gebracht. Die erste ist abgeschlossen mit der Sanierung der beiden Sporthallen. Inklusive des Umbaus der dazwischen liegenden Ex-Kneipe zu einem Jugendzentrum waren neun Millionen Euro fällig. Glinde investiert seit Jahren viel Geld in seine Lehranstalten. Die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld mit Oberstufe wurde in vier Bauabschnitten für rund zwölf Millionen Euro modernisiert.
Zudem haben im vergangenen Sommer die Bauarbeiten an der Grundschule Tannenweg begonnen. Hier entsteht ein Komplex mit Mensa, zehn Klassen- und fünf Differenzierungsräumen. Der Standort ist durch die Erweiterung auf Fünfzügigkeit ausgelegt. Das Gebäude mit Gründach und Solaranlage hat zwei Geschosse sowie rund 2000 Quadratmeter Fläche. Unten befindet sich die Mensa. Der 440 Quadratmeter große Speisesaal mit seinen 260 Sitzplätzen garantiert, dass auch bei Vollauslastung mit 520 Kindern das Mittagessen in zwei Schichten gereicht wird. Wegen steigender Materialpreise musste das Budget für den Generalunternehmer erhöht werden. Veranschlagte Kosten: rund zehn Millionen Euro. Fertigstellung soll im Februar 2024 sein.