Reinbek. E-Werk Sachsenwald baut Ladenetz für Autos in der Region massiv aus. Aber Strom zu tanken wird bald deutlich teurer.

Mehr als jeder fünfte Neuwagen, der hierzulande verkauft wird, hat einen Elektroantrieb. Dabei sind Plug-in-Hybride nicht einmal mitgezählt. Jüngst veröffentlichte Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) beziehen sich auf den November 2022. Die in Flensburg ansässige Behörde zählte 58.000 weitere Autos, die sich ohne Verbrennungskraftstoff fortbewegen. Dass es eine Steigerung bei der Nachfrage geben wird, gilt als sicher. Um den Kaufanreiz zu verstärken, bedarf es auch einer guten öffentlichen Infrastruktur bei den Ladesäulen. Hier geht das E-Werk Sachsenwald mit Sitz in Reinbek seit ein paar Jahren voran. 41 Stromtankstellen hat das Unternehmen in seinem Versorgungsgebiet – der Süden Stormarns und Teile des Kreises Herzogtum Lauenburg – bereits gebaut. 2023 kommen in dem Bereich 24 hinzu.

Bei zwei von ihnen ist die Gemeinde Aumühle Initiator und bekommt laut Kai Kröger, Technischer Leiter beim E-Werk, eine Förderung in Höhe von 80 Prozent. Für 22 Säulen mit je zwei Steckern sind die Reinbeker selbst Antragsteller für Zuschüsse. Sie hatten 2016 damit begonnen, ein Ladenetz in der Region aufzubauen, legten jedes Jahr kontinuierlich nach. Mit einer Ausnahme: 2022 geschah nichts. Grund ist die lange Bearbeitung von Förderanträgen. Im Januar vergangenen Jahres stellte E-Werk-Geschäftsführer Thomas Kanitz einen solchen beim Bund für 17 normale und zwei Schnellladesäulen, vier Monate später gab es eine unverbindliche Mitteilung per E-Mail. Inhalt: Man wolle sich lediglich an 6,5 AC-Varianten, das sind die günstigeren, beteiligen. Der entsprechende Bescheid ging erst im November ein.

Aktivregion bezuschusst zwei Turboladesäulen mit 57.500 Euro

Das E-Werk zapft noch einen weiteren Topf an. Im Oktober bewilligte die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald (LAG) dann 57.500 Euro für zwei Turbosäulen mit je 150 Kilowatt Leistung. Für das Projekt sind 124.000 Euro veranschlagt. In letzter Instanz aber entscheidet das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR). Das ist zwar in diesem Fall nur eine Formalie, jedoch steht die Bestätigung noch aus. Für 13 weitere AC-Säulen soll noch in diesem Monat ein Förderantrag beim Land eingereicht werden.

Unabhängig davon, ob dem zugestimmt wird, sagt Kröger: „Wir werden bis Ende Juni alle AC-Säulen aufstellen.“ Das E-Werk geht damit in Vorleistung und könnte im schlimmsten Fall auf einem höheren Eigenanteil als angedacht sitzenbleiben. Das Investitionsvolumen für 22 E-Tankstellen beziffert er auf rund 380.000 Euro, geht bei den 22-Kilowatt-Varianten von einer 40-Prozent-Förderquote aus.

Schon in diesem Monat werden an ersten Standorten Betonfundamente errichtet und Markierungen gesetzt, die Säulen später eingefügt. Zwei eigene Tiefbaukolonnen hat das E-Werk dafür und hofft, ohne Fremdfirmen auszukommen. Die Geräte sind bereits bestellt und werden im März erwartet. Man greift jetzt auf einen anderen Hersteller zurück, weil der bisherige erst im Dezember dieses Jahres hätte liefern können. Das Produkt ist vergleichbar und so konstruiert, dass Vandalen kein leichtes Spiel haben.

Die neuen Standorte hat das E-Werk Sachsenwald in Absprache mit den Kommunen festgelegt. Diese sind in Barsbüttel in den Ortsteilen Stellau (Am Heidberg) und Stemwarde (Kronshorster Weg). Oststeinbek bekommt einen Schnelllader am Ostkreuzcenter im Gewerbegebiet sowie 22-KW-Säulen an der Brückenstraße sowie im Ortsteil Havighorst Am Turnierplatz. Die zweite Turbotankstelle wird am Glinder Markt errichtet, weitere Lademöglichkeiten in der Stadt sind demnächst am Tannenweg, An der alten Wache sowie der Wilhelm-Bergner-Straße.

Preis für Kilowattstunde steigt im Februar auf 54 Cent

Für Reinbek sind sechs Stellen ausgewählt, der Querweg in Neuschönningstedt, der Amselstieg im Stadtteil Ohe, die Stormarnstraße, der Mühlenredder beim Schulzentrum, An der Wildkoppel und die Sophienstraße. In Wentorf werden fünf Ladesäulen gebaut: am Hoffredder auf dem Gelände der Kreissparkasse, am Hohler Weg beim Gymnasium, Am Casinopark, Hansestraße und Wischhoff. In Aumühle ist es das Sparkassenareal an der Bahnhofstraße. Dazu kommen Bürgerstraße und Parkplatz der Sportanlage an der Sachsenwaldstraße, wo die Gemeinde Auftraggeber ist und das E-Werk als Betreiber fungiert. Genauso verhält es sich im Amt Hohe Elbgeest. Dort beabsichtigen die Reinbeker 2023 für mehrere Gemeinden den Bau von Elektrotankstellen – und zwar jeweils vier in Escheburg und Börnsen sowie eine in Dassendorf und Kroppelshagen-Fahrendorf.

An den Säulen des E-Werks in Stormarns Süden und im Kreis Herzogtum Lauenburg ist der Verbrauch enorm gestiegen. Lag er im Januar 2021 bei 18.600 Kilowattstunden, waren es ein Jahr später schon 52.600. Der Höchstwert wurde im Oktober 2022 mit 78.155 Kilowattstunden erreicht. Das Unternehmen liefert ausschließlich Ökostrom. Kunden mit E-Werk-Karte, die Batterien ihrer Autos füllen, zahlen derzeit zwei Euro Grundpreis pro Monat sowie 39 Cent für die Kilowattstunde. Ab Februar sind es dann 54 Cent. Kröger fährt selbst ein E-Mobil, benötigt für 100 Kilometer rund 16 kWh. Das sind demnächst umgerechnet Kosten in Höhe von 8,64 Euro.

„Für unser Unternehmen ist das Geschäft mit den Ladesäulen noch defizitär, wir hoffen demnächst aber zumindest auf eine schwarze Null“, sagt der Technische Leiter. Mit den Kommunen im Versorgungsgebiet hat man einen Langzeitplan bis ins Jahr 2030 entworfen. Dieser sieht 200 zusätzliche Stromtankstellen vor. Wobei diese Zahl nicht in Stein gemeißelt ist. Kröger: „Die Sache ist ein dynamischer Prozess, dementsprechend passen wir uns an.“ Ursprünglich wollte das E-Werk Sachsenwald in diesem Jahr auch Säulen am Papendieker Redder in Glinde und an der Gutenbergstraße in Reinbek schaffen. Wegen der geplanten Sanierungen wurden diese Projekte auf später verschoben.