Reinbek. Energiekrise zwingt Reinbeker Versorger E-Werk Sachsenwald zu massiven Preiserhöhungen. Aber es gibt auch Hoffnung.
Derzeit steht das Telefon beim kommunalen Energieversorger E-Werk Sachsenwald nicht mehr still. Es melden sich viele Kunden, die besorgt sind, ihre Strom- und Gasrechnung künftig nicht mehr zahlen zu können. Im selben Atemzug wollen sie wissen, was sie tun müssen, um von der Strom- und Gaspreisbremse zu profitieren. Unbegründet ist die Sorge vor hohen Preise nicht, denn zum neuen Jahr werden Gas und Strom noch mal deutlich teurer. Beim Gas ist es die dritte Preiserhöhung innerhalb von fünf Monaten, beim Strom die zweite. Diesmal wird die Teuerung deutlich zu spüren sein.
Ein Durchschnittshaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Gasverbrauch im Jahr zahlt dann ab Januar monatlich 56 Euro mehr Abschlag (statt 182 Euro dann 238 Euro im Sondervertrag Sachsenwald-Gas). Das entspricht einer Steigerung von 31 Prozent. „Es ist uns bewusst, dass steigende Preise unerfreuliche Nachrichten sind“, anders aber ließen sich die extrem gestiegenen Beschaffungskosten leider nicht auffangen, sagt Moritz Manthey, Vertriebsleiter beim E-Werk und zuständig für den Gas- und Stromeinkauf.
Strom- und Gaspreisbremse: Wann wird der staatliche Zuschuss gezahlt?
Beim Strom fällt die Steigerung noch heftiger aus, Kunden müssen ab Jahresbeginn bis zu 65 Prozent mehr zahlen. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden bezahlt dann 57 Euro mehr im Monat (statt 88 Euro 145 Euro im Sondervertrag Sachsenwald-Strom Optimal).
Mit der Preiserhöhung steht das E-Werk übrigens nicht allein da. Auch die Stadtwerke der umliegenden Kommunen ziehen ihre Preise kräftig an. Vattenfall, Grundversorger in Hamburg, hat Erhöhungen zum Februar angekündigt, die Stadtwerke Bad Oldesloe ziehen die Preise im Januar an.
Wie es zur ersten Tariferhöhung im August kam
Wer zu den neuen Konditionen zum E-Werk Sachsenwald wechseln möchte, kann dies jederzeit tun. Im Unterschied zu anderen Anbietern lehnen die Reinbeker keine Neukunden aus dem Verbreitungsgebiet (Barsbüttel, Reinbek, Oststeinbek, Glinde, Wentorf, Wohltorf und Aumühle) ab. In den vergangenen Monaten konnte das E-Werk so mehrere Tausend Neukunden gewinnen. Viele mussten von den sogenannten Discount-Versorgern zum E-Werk wechseln. Auf den großen Ansturm war das E-Werk nicht vorbereitet und musste nachträglich an den Börsen teuren Strom nachkaufen. Das hatte die erste Preiserhöhung in einigen Tarifen im August zur Folge.
Wie sich die aktuelle Preiserhöhung bei jedem einzelnen der 26.000 Strom- und 9000 Gaskunden des E-Werks auswirkt, wird individuell errechnet. Mit der Jahresabrechnung, die den Kunden in den nächsten Wochen zugeht, werden die neuen Abschläge mitgeteilt.
„Entlastung wird direkt an die Haushalte weitergegeben“
Die von der Bundesregierung angekündigte Strom- und Gaspreisbremse wird darin höchstwahrscheinlich noch nicht berücksichtigt. Der Gesetzentwurf sieht einen Kostendeckel ab März von 12 Cent/kWh für private Gaskunden vor – zumindest für 80 Prozent des verbrauchten Gases. Im Strombereich soll der Deckel bei 40 Ct/kWh schon ab Januar greifen, ebenfalls bis zu einem Verbrauch von 80 Prozent des Vorjahres. Erst für jede weitere verbrauchte Kilowattstunde greift der neue Verbrauchspreis (50 Ct/kWh im Tarif E).
Hierfür wartet das E-Werk noch auf die genauen Bedingungen des Gesetzgebers. Davon ist abhängig, ob sich die Gaspreisbremse ab März auf die monatlichen Abschläge auswirkt oder die Beträge erst mit der Jahresrechnung 2023 verrechnet werden. „In jedem Fall wird das Geld voll bei den Kunden angekommen. Wir werden die Entlastung direkt an die Haushalte weitergeben“, verspricht Barbara Balster, Vertrieb- und Marketingmitarbeiterin beim E-Werk. Die Kunden müssen nichts weiter tun. Sie werden in einem weiteren Brief über möglicherweise angepasste Abschläge informiert.
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Eine Auswirkung des Entlastungspakets der Regierung werden die Kunden allerdings schon im Dezember spüren: Für den Monat entfällt einmalig die Abschlagszahlung. Diese wird vom Staat übernommen. Wer eine Einzugsermächtigung erteilt hat, muss nichts tun, und auch Barzahler können sich den Gang zur Kasse sparen. Wer den monatlichen Abschlag selbst überweist, kann darauf im Dezember verzichten.
E-Werk rechnet für 2023 mit höheren Zahlungsausfällen
Wer trotz der beschlossenen Entlastungen merken sollte, dass das Einkommen für die monatlichen Abschläge nicht reicht, sollte möglichst früh das Gespräch mit dem E-Werk suchen. „Wir sind dabei, ein Netz mit den verschiedenen Sozialträgern in den Kommunen zu spannen und werden versuchen, den Kunden Wege und Möglichkeiten aufzeigen“, sagt Manthey. Das E-Werk selbst rechnet mit erheblich größeren Zahlungsausfällen. Die sind derzeit noch verschwindend gering und liegen bei weniger als einem Prozent. Dass denen in letzter Konsequenz das Gas abgedreht wird, ist in der Vergangenheit aber so gut wie noch nie geschehen.
Für das Jahr 2024 sieht Manthey übrigens einen leisen Hoffnung der Entspannung, was die Energiepreise angeht. „Die Märkte beruhigen sich und die Preise an der Börse sind bis zu 15 Prozent gefallen“, sagt Manthey. Die Chancen, dass Kunden vor Ort dann wieder weniger für Strom und Gas bezahlen müssen, stehen also gut.