Barsbüttel. Unternehmen Hermann Stitz plant Umzug innerhalb der Gemeinde. Dafür muss unter anderem der Bebauungsplan geändert werden.

Das erste Gebäude im erweiterten Barsbütteler Gewerbegebiet an der Autobahn 1 ist hochgezogen, ein weiteres befindet sich im Bau. Das Areal für Firmen ist um 15 Hektar gewachsen auf jetzt 143. Es soll noch größer werden. Grund sind die Umzugspläne des im Ort ansässigen Unternehmens Hermann Stitz mit seinen rund 530 Mitarbeitern. Der Spezialist für Haustechnik ist einer der größten Gewerbesteuerzahler.

Er hat schon einiges in die Wege geleitet, damit das Projekt gelingt: zum Beispiel Zugriff auf rund fünf Hektar, die man der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) abkaufen würde. Bereits erworben hat das Unternehmen mehr als sechs Hektar von einem Landwirt. Vereinbart ist ein Rücktrittsrecht für den Fall, dass alle Stricke reißen. Denn die Ackerfläche ist nicht Bestandteil des Gewerbegebiets. Um sie hinzuzufügen, muss der Bebauungsplan geändert werden. Doch damit nicht genug: Erforderlich ist auch die Zustimmung des Landes Schleswig-Holstein.

WAS-Geschäftsführer Ulf Hahn ist optimistisch, dass das Land zustimmt

In der Barsbütteler Politik wird das Vorhaben durchweg positiv beurteilt. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Angela Tsagkalidis sagt: „Alteingesessene Firmen, die in Barsbüttel bleiben wollen, unterstützen wir natürlich. Meines Wissens ist es ein sehr soziales Unternehmen.“ Derzeit machen in dem Betrieb rund 60 Personen eine Ausbildung. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Klaus-Jürgen Krüger berichtet, seine Partei gehe ebenfalls mit. Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB), sagt: „Wir möchten das Unternehmen auf jeden Fall in Barsbüttel halten und werden dem Wunsch entsprechen.“ Auch die CDU ist dabei. Fraktionschef Henri Schmidt: „Wir werden einen wichtigen Steuerzahler und Arbeitgeber in der Region unterstützen.“ Am 12. Januar tagt der Planungsausschuss. Dort soll der Aufstellungsbeschluss für den B-Plan gefasst und Bürgermeister Thomas Schreitmüller beauftragt werden, ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren beim Land zu beantragen.

Das erste Gebäude im erweiterten Gewerbegebiet ist hochgezogen. 2023 werden mehrere Firmenkomplexe gebaut.
Das erste Gebäude im erweiterten Gewerbegebiet ist hochgezogen. 2023 werden mehrere Firmenkomplexe gebaut. © René Soukup

Wie stehen die Chancen, dass Schleswig-Holstein die zusätzliche Gewerbefläche absegnet? WAS-Geschäftsführer Ulf Hahn sagt: „Wir hatten gute erste Gespräche mit der Landesplanung, ich bin optimistisch.“ Ähnlich klingt Unternehmenssprecher Erik Trümpler: „Wir gehen fest davon aus, dass der Umzug klappt und wir mit dem Neubau unseren Standort und die Arbeitsplätze in Barsbüttel für die kommenden Jahrzehnte sichern und ausbauen können.“

Gegründet wurde die Firma 1924 von Hermann Stitz und Walter Hönerloh in Hamburg. 1945 beschäftigte sie zehn Mitarbeiter, in den 1950er-Jahren stieg die Zahl auf 25. 1967 wurde der Sitz nach Barsbüttel an die Industriestraße verlegt, seit 1979 sind die Geschäftsräume an der Straße Altes Feld. Allein in Barsbüttel arbeiten 450 Menschen. Zudem hat der Großhändler Niederlassungen in Hamburg und Lübeck. Außer Artikeln für das Badezimmer vertreibt die Firma auch Produkte aus den Bereichen Heizung, Klima, Installation, Elektro und Dachtechnik. Hermann Stitz gehört zur GC-Gruppe mit Sitz in Bremen, einem Zusammenschluss von mehr als 100 inhabergeführten Familienunternehmen.

Geplanter Neubau hat Gründach, Photovoltaikanlage und Wärmepumpe

Die Firma hat 37.500 Artikel vorrätig, die Lagerfläche in Barsbüttel umfasst mehr als 31.000 Quadratmeter. Nicht zu vergessen rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsraum. 73 Lastwagen liefern die Waren aus. Derzeit verteilen sich die Lager auf mehrere Hallen, am neuen Standort soll alles in einer zusammengefasst werden. Das garantiert die Optimierung von Abläufen. Auch vor dem Hintergrund der Energiewende will der Betrieb umsiedeln. Als Beispiel nennt Trümpler Wärmepumpen, die mehr Lagerfläche benötigten als Gasbrennwertgeräte. „Den Fokus auf Nachhaltigkeit legen wir auch beim Gebäude selbst, setzen im Neubau auf geringen Energiebedarf und einen hohen Anteil selbst erzeugter und klimaneutraler Energie, unter anderem durch Photovoltaik, ein Gründach und die Nutzung der Wärmepumpe“, so der Unternehmenssprecher. Man plane zudem den verstärkten Einsatz von E-Lastwagen und arbeite weiter an der Integration von kleinen Fahrzeugen wie Sprintern und Lastenfahrrädern.

Über das Investitionsvolumen für das moderne Logistikzentrum auf dem 11,5-Hektar-Areal kann das Unternehmen nach keine Angaben machen, verweist in diesem Zusammenhang auf den frühen Planungszeitpunkt sowie die dynamische Preisentwicklung in der Baubranche.

Mit der Erschließung des erweiterten Gewerbegebiets hatte die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn im Juli 2020 begonnen. Elf Hektar sind vor allem für einheimische Betriebe, die sich vergrößern wollen. Die Flächen werden von der WAS vergeben. Vier Hektar gehören Möbel Höffner. Die 1957 gegründete Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit Sitz in Bad Oldesloe zahlt eine Million Euro an Barsbüttel für rund 58.000 Quadratmeter Ausgleichsflächen in den Ortsteilen Stellau und Willinghusen. Inbegriffen sind die Unterhaltspflege über 20 Jahre sowie Kosten für den Knickausgleich.

Ein Straßen- und Tiefbauunternehmen aus dem Ort ist mit seinem Neubau am weitesten vorangekommen, die Sinus Nachrichtentechnik GmbH noch am Anfang. Ihr Gebäude wird in ökologischer Holzständerbauweise errichtet und soll in wenigen Wochen Form annehmen. 2023 beginnen drei weitere Firmen mit dem Bau von Immobilien, zwei davon kommen aus Barsbüttel. Neben Stecher Motorradtechnik ist das der Hallen- und Zeltbauspezialist Haltec. Das international agierende Unternehmen mit mehr als 280 Mitarbeitern hat rund zwei Dutzend Standorte in Europa. Seit 1996 hat Haltec 5000 Projekte in 50 Ländern umgesetzt. Die Hallen werden in Deutschland hergestellt. Aus Siek zieht die HVP Hansa Verputzgesellschaft mbH nach Barsbüttel.