Stapelfeld. Landwirt gibt sieben Hektar an Christopher Jebens und Geschäftspartner ab. WAS erschließt Minervapark. Firmen sollen ab 2023 bauen.
Das neue Gewerbegebiet in der rund 1800 Einwohner zählenden Gemeinde Stapelfeld wird doch so groß wie ursprünglich geplant. Wie berichtet, wollte ein Landwirt seine sieben Hektar große Ackerfläche nicht an die für die Erschließung zuständige Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) veräußern. Dann schaltete sich der Ahrensburger Geschäftsmann Klaus-Peter Jebens ein und buhlte um die Gunst des Bauern. Die Verhandlungen begannen vielversprechend. Im November 2020 war Norbert Leinius, Berater des Unternehmers, optimistisch, dass man in „Kürze eine Vereinbarung schließe“. Doch die Sache zog sich hin. Jetzt wurde der Vertrag unterschrieben. An den Firmen, die gekauft haben, ist Jebens’ Sohn Christopher beteiligt. Sie heißen „PE Minerva Park Nord“ sowie „PE Minerva Park Süd“.
Das Projekt ist von besonderer Bedeutung. Schließlich handelt es sich um das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg. In der Hansestadt entsteht zurzeit im Anschluss an den seit 1992 existierenden Merkurpark der 34 Hektar große Victoriapark. Der Abschnitt auf Stormarner Terrain heißt Minervapark, von dem ein kleiner Teil auf dem Terrain des Nachbarn liegt. Klaus-Peter Jebens erschließt den Bereich im Bezirk Wandsbek, hatte mit den Arbeiten früher angefangen als die WAS. So war es auch abgesprochen.
WAS plant mit einem Investitionsvolumen von rund 13 Millionen Euro
Das privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen, 1957 gegründet und mit Sitz in Bad Oldesloe, wird auf 14 Hektar in Stapelfeld die Voraussetzungen schaffen, dass Firmen dort ihre Immobilien bauen können. Die beauftragte Firma Strabag ist seit diesem Frühjahr mit schweren Geräten im Einsatz.
„50 Prozent der Aufgaben sind inzwischen erledigt, Ver- und Entsorgungsleitungen wurden teilweise verlegt“, sagt Ulf Hahn, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft. Dass Jebens den Zuschlag erhalten hat, bezeichnet er als „glücklichen Umstand“. Nun könne man die Gespräche mit Interessenten intensivieren. Hahn bezieht sich hierbei auch auf eine zugeschnittene Firmenfläche, die anteilig der WAS sowie Christopher Jebens und dessen Geschäftspartnern gehört.
Er plant inklusive des Grunderwerbs mit einem Investitionsvolumen von rund 13 Millionen Euro. Maximal zehn Betriebe sollen auf dem Areal, das von der WAS veräußert wird, ansiedeln – im Idealfall aus den Branchen Maschinenbau und Medizintechnik. Das wünscht sich Hahn zumindest. „Damit geht die Schaffung von Arbeitsplätzen für Hochqualifizierte einher.“ Schon jetzt ist klar: Die Nachfrage ist höher als das Angebot. Mit seiner Autobahnanschlussstelle ist Stapelfeld für viele Firmen interessant. Ob es schon Vorverträge gibt, will Hahn nicht verraten. Läuft die Erschließung nach Plan, könnten 2023 die ersten Gebäude entstehen.
Die WAS hat ihr Projekt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit dem „Gold Standard“ zertifizieren lassen. Immobilien müssen Gründächer und Solaranlagen haben. Ökologie und Nachhaltigkeit stehen hier im Fokus. In Eigenregie kann Hahn keine Unternehmen nach Stormarn holen. Er ist auf die Zustimmung der Gemeinde angewiesen, die Vetorecht hat. In der Regel machen Kommunen davon aber keinen Gebrauch. Übereinstimmung herrscht zwischen Kommunalpolitik sowie Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft aktuell nicht in allen Punkten. Redebedarf gibt es beim Thema Verkehr auf der Ortsdurchfahrt. Stapelfeld pocht auf sogenannte beruhigende Maßnahmen. Die WAS hat sich verpflichtet, dafür zu zahlen.
Verschwenkungen auf Ortsdurchfahrt reichen der Gemeinde nicht
Bislang ist immer noch nicht geklärt, was geschehen soll. Stapelfelds Bürgermeister Jürgen Westphal von der örtlichen Wählergemeinschaft sagt: „Es gibt Vorschläge vom Kreis, wie man es machen könnte. Die Gemeinde hat das nicht akzeptiert.“ Als Beispiel nennt er Verschwenkungen. Hahn ist diesbezüglich entspannt. „Unsere Zusage steht, wir sind in Abstimmung mit der Gemeinde.“ Anpassungen an der Straße gingen relativ flott. Und man habe noch Zeit, bis die Flächen bebaut würden.
Sicher ist hingegen, was sich außerhalb des Ortskerns in Sachen Verkehr ändert. Die Alte Landstraße auf Höhe des Gasthauses Braaker Krug wird in Fahrtrichtung Hamburg auf einem 1,6 Kilometer langen Abschnitt bis zur Kreuzung an der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld (MVA), die gerade neu gebaut wird, zweispurig. Hinzu bekommen die Rampen an der A-1-Anschlussstelle eine zusätzliche Abbiegespur. Die Summe für den Bau bringt zu einem Drittel der Bund auf, den Rest trägt das Land.
In der kommenden Woche werden sich Claus-Peter Jebens, dessen Sohn Christopher und Leinius mit Ulf Hahn treffen. „Wir stimmen uns ab, unter anderem über die Verkaufspreise für Grundstücke“, sagt der frühere Chef der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn. Leinius hatte dieses Amt bis 2016 inne. In seinen 16 Jahren als oberster Wirtschaftsförderer war er sehr erfolgreich, siedelte 700 Betriebe im Kreis an. Von seiner Hartnäckigkeit und seinem Verhandlungsgeschick beim Minervapark profitiert Stapelfeld gewiss. Denn mehr Betriebe bedeuten auch höhere Gewerbesteuereinnahmen.