Bad Oldesloe. Ulf Hahn übernimmt Posten als Geschäftsführer bei der WAS. Er will für mehr Veranstaltungen und Präsenz in sozialen Netzwerken sorgen.
Bisher liegt der Fokus der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) vor allem auf der Entwicklung und Vermarktung neuer Gewerbeflächen. Der künftige Geschäftsführer Ulf Hahn möchte die WAS stärker für andere Themen öffnen, sie zu einem Sparringspartner für die Unternehmen in der Region machen.
Detlev Hinselmanns Vertrag läuft Ende März aus
Der 49-Jährige tritt die Nachfolge von Detlev Hinselmann an, dessen Vertrag nach fünfjähriger Tätigkeit am 31. März endet und nicht verlängert wurde. Hahn wird voraussichtlich erst im dritten Quartal 2021 nach Stormarn wechseln. Seit 2014 leitet er die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg (WFL). Er sagt: „Ich möchte dort unbedingt noch einige Aufgaben zu Ende bringen und warten, bis ein Nachfolger für mich gefunden wurde, damit der Übergang gut gelingt.“
Er habe sich bei der WAS nicht beworben, sondern sei angesprochen worden. „Für mich war es ein logischer Schritt, die Chance zu ergreifen“, sagt Hahn. „Stormarn ist mein Heimatkreis, dort bin ich groß geworden.“ Er ist in Großhansdorf aufgewachsen, hat das Emil-von-Behring-Gymnasium bis zur zehnten Klasse und einem Auslandsaufenthalt in den USA besucht. Nach dem Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium in Hamburg absolvierte er seinen Zivildienst als Rettungssanitäter bei den Johannitern in Ahrensburg. Danach studierte Hahn Betriebswirtschaftslehre in Kiel. Seine ersten beruflichen Stationen führten ihn nach Frankfurt und Berlin.
Unternehmer sollen besser vernetzt werden
Zurück im Norden arbeitete er elf Jahre als kaufmännischer Leiter und Prokurist bei der KWL, einer Tochtergesellschaft der Stadt Lübeck, die als Planer, Entwickler und Erschließungsträger tätig ist. Es folgte 2014 der Wechsel ins Herzogtum Lauenburg. Zusätzlich zum Gewerbeflächenmanagement habe er dort damit angefangen, die Wirtschaftsförderung für andere Themen zu öffnen.
Die WFL verschickt beispielsweise regelmäßig einen Newsletter an Unternehmer im Kreis, in dem aktuelle Themen angesprochen und Firmen vorgestellt werden. „Das möchte ich auch in Stormarn einführen“, sagt er. Ziel sei es, die Verbundenheit der Wirtschaft mit dem Kreis und dem jeweiligen Betriebsstandort zu erhöhen. Wichtig sei ihm auch, die Firmen untereinander noch besser zu vernetzen und ihnen mehr Serviceleistungen anzubieten.
Hilfestellung beim digitalen Wandel anbieten
Deshalb möchte er bei der WAS Veranstaltungen zu Themen wie Unternehmensnachfolge, Fachkräftesuche und Digitalisierung organisieren. „Beim digitalen Wandel wollen wir kleineren und mittleren Betrieben noch mehr Hilfestellungen geben“, sagt Hahn. Bei den Veranstaltungen gehe es aber nicht nur um den inhaltlichen Input. Ein zentraler Aspekt sei der Austausch im Anschluss, der die Unternehmer stärker zusammenbringen soll. „Vielleicht erkennt der ein oder andere dann, dass er bestimmte Bauteile auch in der Region kaufen kann statt bei seinem Händler in München.“
Zudem will Ulf Hahn dafür sorgen, dass die WAS künftig auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und LinkedIn aktiv ist – „überall dort, wo Unternehmer, Fachkräfte und Schüler schon jetzt unterwegs sind“, wie er sagt. Die Präsenz soll dabei helfen, Fachkräfte und Auszubildende für die Unternehmen in Stormarn zu gewinnen. „Ich muss die Menschen davon überzeugen, was für ein toller Kreis wir sind und was für tolle Arbeitsplätze und Naherholungsmöglichkeiten wir bieten“, sagt er. Dafür seien die sozialen Medien sehr nützlich.
Gründerwesen in Stormarn ist ausbaufähig
Das seien Themen, die bei der WAS bislang noch nicht so intensiv verfolgt wurden. „Die reine Flächenentwicklung ist hochkomplex, läuft in Stormarn aber bereits super“, sagt Hahn. „Ich bin davon überzeugt, dass das Team auch noch andere Themen gut machen kann.“ Eine weitere Idee sei zum Beispiel, ein Gründer- und Start-up-Center zu eröffnen. „Das Gründerwesen ist in Stormarn noch nicht so stark“, sagt er. „Das Potenzial ist aber vorhanden.“
Wichtig sei ihm auch das Thema Nachhaltigkeit. Diesen Aspekt wolle er bei der Entwicklung neuer Gewerbeflächen stärker in den Blick nehmen. Über die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gebe es die Möglichkeit, Flächen zertifizieren zu lassen. Dabei gehe es um Ökonomie, Ökologie und Soziales. Da die Flächen in Stormarn endlich seien, müssten die vorhandenen zwar intensiv genutzt werden, „aber es muss in den Gebieten auch gewisse Naherholungsmöglichkeiten geben“, sagt Hahn. Zudem seien Hallendächer von Firmen prädestiniert für Solarflächen.
Klima- und Umweltaspekte berücksichtigen
Klima- und Umweltaspekte zu beachten könnte den Firmen seiner Ansicht nach dabei helfen, Mitarbeiter zu finden. Und es könnte Kommunen überzeugen, weitere Gewerbeflächen zuzulassen, sagt Hahn, der mit seiner Frau, seiner elfjährigen Tochter und einem Hund in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein) lebt. In der Freizeit kocht er gern für seine Familie. Weitere Hobbys sind Segeln und Radfahren. Hahn, dessen Eltern nach wie vor in Stormarn wohnen, sagt: „Ich freue mich auf die Chance, bei einem wirtschaftlich starken Kreis meine Erfahrungen einbringen zu können.“
1957 gegründet
Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) wurde 1957 mit dem Ziel gegründet, vor allem mit der Erschließung und Vermarktung von Gewerbegrundstücken die wirtschaftliche und soziale Struktur des Kreises zu verbessern. Sie zählte damals zu den ersten Wirtschaftsförderungsgesellschaften Deutschlands. Gesellschafter sind der Kreis mit 52 Prozent sowie die Sparkasse Holstein und die landeseigene Förderbank IB.SH mit je 24 Prozent. Aufsichtsratsvorsitzender ist Landrat Henning Görtz. Zuletzt hat die WAS pro Jahr meist mehr als 25 Verträge mit Unternehmen abgeschlossen. Aktuelle Projekte sind zum Beispiel das Gewerbegebiet Beimoor-Süd II in Ahrensburg und das länderübergreifende Areal mit Hamburg in Stapelfeld (Minervapark).