Barsbüttel. Interesse bei Bürgermeister Thomas Schreitmüller für Flächenbereitstellung hinterlegt. Politik ist uneinig bei Vorgehensweise.
Die Energiewende bietet Chancen für Landwirte. Zum Beispiel, wenn sie Flächen für Windräder zur Verfügung stellen. In Barsbüttel haben sich laut Bürgermeister Thomas Schreitmüller rund ein Dutzend von ihnen bereit erklärt, solche Anlagen auf ihren Feldern entstehen zu lassen. Der Verwaltungschef sagt: „Das ist sehr interessant für den Personenkreis. Mit Händearbeit kann man Summen wie in dieser Branche nicht erwirtschaften.“ Ob die Bauern verpachten oder auch als Betreiber einsteigen würden, sei nicht Gegenstand der Gespräche gewesen. Es ging in erster Linie um ein Abklopfen.
Schreitmüller hat Vorarbeit verrichtet, weil sich die Politik gerade mit dem Thema beschäftigt. Wie berichtet, möchte die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) auf der gegenüberliegenden Seite von Möbel Höffner an der Autobahn 1 in östliche Richtung einen Windradpark. Sie drängt darauf, den Abschnitt beim Land als Eignungsfläche anzumelden. Mit einer schnellen Entscheidung in Kiel ist aber nicht zu rechnen. Denn bis der Regionalplan für Windenergie novelliert wird, dauert es noch. In 2024 ist ein Entwurf geplant. Spätestens 2027 soll er Gültigkeit haben. Bislang gibt es in Barsbüttel kein Vorranggebiet.
CDU und Grüne wollen zuerst Bürgermeinung hören
Die BfB brachte ihren Antrag mehrmals auf die Tagesordnung der Gemeindevertretung. Andere Fraktionen umgingen eine Abstimmung, indem die Sache zurück in den Planungsausschuss gehievt wurde. Dort gab es lange Debatten ohne Ergebnis. Für die jüngste Sitzung des Parlaments brachte die SPD eigene Anträge ein, CDU und Grüne verfassten einen gemeinsamen zu erneuerbaren Energien. Und trotzdem wurden keine Argumente ausgetauscht, weil Henri Schmidt, der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, wieder den Planungsausschuss als Platz der Erstberatungen vorschlug. Grüne und selbst zwei SPD-Vertreter entsprachen diesem Wunsch.
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„Das stinkt zum Himmel. CDU und Grüne wollen einfach keine Windräder in Barsbüttel, sagen es aber nicht offen. Mit ewigen Beratungen kommen wir nicht weiter. Unser Hauptmotiv ist bezahlbare Energie für die Barsbütteler“, echauffiert sich der BfB-Fraktionsvorsitzende Rainer Eickenrodt. Dem widerspricht Schmidt und verweist auf das eigene Dokument. Unter Punkt vier ist folgendes zu lesen: „Die Verwaltung meldet Flächen, die für Windenergie geeignet sind, an die zuständigen Behörden, damit sie bei Planung weiterer Flächen für Windenergie in SH in diese mit aufgenommen werden können, sofern sie nach einem Bürgerbeteiligungsverfahren, welches in den politischen Gremien abgestimmt wird, in Frage kommen.“
Auch die Vorgehensweise verteidigt Schmidt: „Wir haben den Antrag gestellt, um alle Optionen in der Gemeindevertretung diskutieren zu können. Im Idealfall erhält der Fachausschuss die Möglichkeit, seine Einschätzung vorher abzugeben.“ Die BfB mache eine Showveranstaltung zum Wahlkampf. Im Mai 2023 bestimmen die Bürger in Schleswig-Holstein die Zusammensetzung der kommunalen Parlamente. Viel schneller als mit Windenergie kann man laut Schmidt mit Photovoltaikanlagen vorankommen. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Angela Tsagkalidis will sich bei Windenergie nicht auf ein Gebiet festlegen, das unterscheide ihre Partei von der Wählergemeinschaft. Auch sie betont, dass es einfacher sei, zügig mehr Solaranlagen im Gemeindegebiet zu schaffen. Ihre Partei lädt für 17. Februar die Barsbütteler zu einer Informationsveranstaltung ins Rathaus. Das E-Werk Sachsenwald, ein Unternehmen sowie Bürger, die bereits Solarpanels auf Dächern haben, geben Tipps.
Einigkeit bei Photovoltaik-Offensive an Schulen
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser teilt Eickenrodts Meinung. Er sagt: „CDU und Grüne wollen sich nicht zu Windkraft in der Kommune bekennen. Sie fahren einen Schlingerkurs.“ Die Sozialdemokraten haben in einem Antrag formuliert, dass sie ebenfalls das Gebiet östlich der A1 beim Land schon jetzt anmelden möchten. In einem weiteren schlagen sie die Gründung einer Barsbütteler Solargesellschaft mit beschränkter Haftung vor, deren Anteilseigner private Investoren und die Gemeinde sind. Sie soll Wind- und Photovoltaikanlagen bauen und betreiben. Auch diese beiden Schriftstücke werden jetzt erst im Planungsausschuss Anfang 2023 behandelt.
„Es ist nicht gut gelaufen“, sagt Hanser über die Geschehnisse in der jüngsten Gemeindevertretersitzung. Es sei aber Gepflogenheit, dass man der Bitte zur Verweisung eines Themas in den Fachausschuss nachkomme. Er selbst hat sich beim Votum zum CDU-Vorschlag enthalten wie die Mehrheit der SPD-Vertreter. Viel Zeit verliert Barsbüttel nicht, bereits am 12. Januar trifft sich der Planungsausschuss. Danach sollte Klarheit herrschen, wie man mit den Windrädern verfährt. Nachvollziehbare Argumente, die eine Verzögerung der Entscheidungsfindung rechtfertigen, dürften sich schwer finden lassen.
Einig sind sich die Fraktionen zumindest, dass eine Photovoltaik-Offensive an Schulen gestartet wird. Das E-Werk Sachsenwald berät die Gemeinde dabei, schlägt für die Kirsten-Boie-Grundschule eine 50-Kilowatt-Peak-Anlage vor. Die Maßeinheit bezeichnet die maximale Leistungskraft unter Standardbedingungen. Das Investitionsvolumen ist mit 60.000 Euro angegeben. Auf dem Dach der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule empfiehlt der Energieversorger mit Sitz in Reinbek eine 100-Kilowatt-Peak-Anlage für rund 120.000 Euro, für die Grundschule in Willinghusen die 30er-Variante bei Kosten in Höhe von 40.000 Euro – wenn es die Traglast der Dächer zulässt. Das wird noch genauer zu untersuchen sein, ist aber wahrscheinlich.